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Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Titel: Ernest Hemingway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Geld brauche.»
    «Ich bin die ganze Zeit über hier geblieben, während du in Spanien warst, und du hattest mich bevollmächtigt, all die notwendigen laufenden Ausgaben fürs Haus zu bezahlen, und du hast kein Geld geschickt, während du weg warst, und ich hab über 600 Pesos von meinem eigenen Geld ausgelegt, und jetzt brauch ich sie, und du kannst sie mir zurückzahlen.»
    «Ich zahl’s dir bald zurück», sagte er. «Gerade im Augenblick brauch ich das Geld nötig.»
    «Wofür?»
    «Für meine eigenen Angelegenheiten.»
    «Warum gibst du mir nicht etwas a conto?»
    «Ich kann nicht», sagte er. «Ich brauch das Geld zu nötig. Aber ich bezahl’s dir bestimmt.»
    Er hatte nur zweimal in Spanien gekämpft; man konnte ihn dort nicht ausstehen; man durchschaute ihn schnell genug, und er hatte sich sieben neue Kampfanzüge machen lassen, und dies ist bezeichnend für ihn: er ließ sie so schlecht einpacken, daß vier davon auf der Rückreise vom Seewasser ruiniert wurden und er sie überhaupt nicht tragen konnte.
    «Mein Gott», sagte ich zu ihm, «du fährst nach Spanien. Du bleibst da die ganze Saison über und kämpfst nur zweimal. Du gibst alles Geld, das du mitgenommen hast, für Anzüge aus, und dann läßt du sie vom Seewasser ruinieren, so daß du sie nicht tragen kannst. Das ist deine Art von Saison, und dann erzählst du mir, daß du deine Angelegenheiten selber erledigen wirst. Warum bezahlst du mir nicht das Geld, das du mir schuldest, damit ich abfahren kann?»
    «Ich will dich hier haben», sagte er, «und ich werd’s dir bezahlen. Aber jetzt brauche ich das Geld.»
    «Du brauchst es sogar zu nötig, um für das Grab deiner eigenen Mutter zu bezahlen, damit sie begraben bleiben kann, nicht wahr?» sagte ich.
    «Ich bin glücklich über das, was mit meiner Mutter geschehen ist», sagte er. «Das kannst du nicht verstehen.»
    «Gott sei Dank nicht», sagte ich. «Du, bezahl mir, was du mir schuldest, oder ich nehme es aus der Kasse.»
    «Ich werde die Kasse selber aufbewahren», sagte er.
    «Nein, das wirst du nicht», sagte ich.
    An demselben Nachmittag kam er mit einem Schwulen zu mir, irgendeinem Kerl aus seinem Heimatort, der pleite war, und sagte: «Hier ist ein paesano, der Geld braucht, um nach Hause zu fahren, weil seine Mutter sehr krank ist.» Der Kerl war einfach ein Schwuler, verstehen Sie? Ein Niemand, den er nie vorher gesehen hatte, aber aus seinem Heimatort, und er wollte seinem Landsmann gegenüber den großen, freigebigen Matador spielen.
    «Gib ihm 50 Pesos aus der Kasse», sagte er zu mir.
    «Du hast mir gerade erzählt, daß du kein Geld hast, um es mir zurückzuzahlen», sagte ich. «Und jetzt willst du dem Schwulen da 50 Pesos geben.»
    «Er ist aus meinem Heimatort», sagte er. «Und er ist im Elend.»
    «Du Drecksau», sagte ich. Ich gab ihm den Schlüssel zur Kasse. «Nimm’s dir selber raus. Ich fahre in die Stadt.»
    «Sei nicht böse», sagte er. «Ich werd’s dir zurückzahlen.»
    Ich holte das Auto heraus, um in die Stadt zu fahren. Es war sein Auto, aber er wußte, daß ich besser fuhr als er. Alles, was er tat, konnte ich besser als er. Er wußte es. Er konnte nicht mal lesen und schreiben. Ich wollte jemand aufsuchen und feststellen, was ich machen konnte, um ihn zum Zahlen zu zwingen. Er kam heraus und sagte: «Ich komme mit dir mit, und ich werde dir das Geld geben. Wir sind gute Freunde. Man braucht sich doch nicht zu zanken.»
    Wir fuhren in die Stadt, und ich chauffierte. Gerade bevor wir in die Stadt kamen, zog er 20 Pesos heraus.
    «Hier ist das Geld», sagte er.
    «Du mutterlose Sau», sagte ich zu ihm, und sagte ihm, was er mit dem Geld machen könne. «Dem Schwulen gibst du fünfzig Pesos, und dann bietest du mir zwanzig an, wo du mir sechshundert schuldest. Ich würde auch nicht einen Penny von dir nehmen. Du weißt, was du damit tun kannst.»
    Ich stieg aus dem Auto ohne einen Peso in der Tasche und hatte keine Ahnung, wo ich die Nacht schlafen sollte. Später ging ich mit einem Freund hinaus und holte meine Sachen aus seiner Wohnung. Ich habe nie wieder mit ihm gesprochen, bis zu diesem Jahr. Ich traf ihn eines Abends, als er mit drei Freunden ins Callao-Kino in der Gran Via in Madrid ging. Er streckte mir die Hand entgegen.
    «Hallo, Roger, alter Freund», sagte er zu mir. «Wie geht’s dir? Die Leute sagen, du redest schlecht über mich. Daß du alle möglichen unrechten Dinge über mich sagst.»
    «Ich sage nur, daß du nie eine Mutter gehabt hast»,

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