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Erkenntnis

Erkenntnis

Titel: Erkenntnis
Autoren: Fianna Cessair
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sitzt. Das Kind scheint völlig in die Betrachtung einer Fliege versunken zu sein, die versucht aus dem Fenster zu gelangen.
Im Gegensatz zu Tallulah bemerkt Niamh das goldene Aufleuchten in den Augen ihrer Tochter nicht.
„So, wie ich das verstanden habe, werdet ihr beobachtet. Ich vermute mal, dass dann auch eingegriffen wird, wenn ihr euch falsch entscheidet.“
Nachdenklichkeit liegt in Niamhs Blick.
„Das hoffe ich. Ich will einfach nicht darüber nachdenken, was sonst geschehen wäre ... Grandma, ich könnte keine Banshee sein, die den Tod verkündet. Ich kann so eine Entscheidung nicht mit innerlichem Abstand treffen, selbst wenn der Tod eine Erlösung wäre. Der Tod ... er ist so endgültig ...“
Niamh schüttelt sich, als hätte eine Kältewelle sie kurz berührt.
„Warum ich nicht ins Feenreich gelangen konnte, weiß ich jetzt, aber warum Keelin so ist, ist immer noch ein Rätsel. Was ist, wenn es keine Hilfe für sie gibt?“ Die Hilflosigkeit hinter ihrer Frage berührt Tallulah zutiefst.
„Konnte deine Mutter dir denn keinerlei Hinweis geben?“ fragt sie nach. „Nein. Sie sagte nur, es läge kein Fluch auf Keelin ... Ich habe sie dann auch nach den Feenkindern gefragt, die in die Menschenwelt gebracht werden. Ihre Antwort darauf war seltsam. Sie meinte, sie dürfe es mir nicht sagen, aber ich würde es herausfinden und dann schickte sie mich nach unten.“
Niamh stutzt plötzlich.
„Moment! Myrna hat mir ja noch einen Beutel gegeben. Mutter sagte, es wäre ein Geschenk. Ich habe noch gar nicht nachgesehen, was es ist!“
Sie springt auf und läuft hinaus. Kurz darauf ist sie mit dem Geschenk wieder da, das sie vor Tallulah auf den Tisch legt. Drei Augenpaare betrachten den unscheinbaren Beutel. Tallulah räuspert sich.
„Soll ich ihn öffnen?“
Niamh nickt nur stumm. Tallulah öffnet die Verschnürung des Beutels und kippt seinen Inhalt vorsichtig auf den Tisch. Niamh lässt sich auf den nächsten Stuhl sinken.
„Äpfel und unreife Nüsse?“ fragt sie ungläubig, „was soll ich denn damit?“ Sie starrt auf den Tisch und bemerkt Keelin, die aufgesprungen ist, erst, als diese sie anstupst.
Strahlend hält die Kleine ihr eine Kuchenform hin. Niamh schaut sie perplex an und beginnt dann zu lachen.
„Du hast ja so recht, kleiner Eala, wenn ich schon nicht weiß, was dieses Geschenk zu bedeuten hat, können wir auch einen Apfelkuchen backen. Und die Nüsse hobeln wir dann vorsichtig und streuen sie als Verzierung darüber. Hilfst du mir, Keelin?“
Eifrig nickt das Kind und beginnt Eier, Mehl, Zucker und Butter zum Tisch zu tragen. Niamh sieht ihr nachdenklich zu.
„Grandma, ich frage mich gerade, ob das alles wirklich so schlimm ist ...“ Tallulah ist bewusst, dass Niamh darauf keine Antwort erwartet und so machen sie sich daran einen Apfelkuchen zu backen.
Als der Kuchen im Ofen ist, hebt Niamh Keelin hoch.
„Du wirst jetzt gewaschen und dann machst du ein bisschen Mittagsschlaf. Wir schneiden den Kuchen auch erst an, wenn Daddy da ist.“
Keelin schlingt ihre Arme um Niamhs Hals und gibt ihr einen Kuss. Kurz darauf liegt sie schlafend in ihrem Bett, während Niamh und Tallulah auf die Terrasse gehen, um in der Sonne zu sitzen.
„Grandma, ich möchte heute nicht mehr grübeln. Ich möchte einfach hier sitzen und mich über das freuen, was ich habe: ein schönes Zuhause und eine tolle Familie.“
Niamh schließt ihre Augen und Tallulah hat nach kurzer Zeit das Gefühl, das sie eingeschlafen ist. Als der Kuchen fertig ist, nimmt sie ihn aus dem Ofen und stellt ihn zum Abkühlen auf einen Rost.
Sie sitzt wieder draußen, als Keelin verschlafen zu ihr kommt und sich auf ihren Schoß kuschelt. Niamh wird erst wach, als Aidan auf den Hof fährt. „Oh, ich bin doch tatsächlich eingeschlafen. Der Kuchen!“
Sie will aufspringen.
„Um den habe ich mich längst gekümmert, Kind“, meint Tallulah, „ich stell mal eben einen Kaffe für Aidan auf und für uns einen Tee. Keelin, kommst du mit? Was für eine überflüssige Frage“, sie lacht, als Keelin sofort in die Küche läuft. Sie stellt den Kaffee und das Teewasser auf und lässt Keelin die feinen Scheiben der Nüsse über den Kuchen streuen, bevor sie ihn aufschneidet. Dann stellt sie Teller, Tassen und Sahne auf ein Tablett. Anschließend hebt sie Keelin auf den Küchentisch.
„Na kleiner Eala bist du auch schon gespannt, was passiert, wenn wir das Geschenk essen?“
Das Funkeln in den Augen ihrer Urenkelin ist ihr Antwort genug.
Aidan
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