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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Kindern ist alles bestens.« Sie zog schniefend die Nase hoch.
    »Ist es meinetwegen? Ich habe wirklich nicht lange gebraucht, oder? Außerdem wusstest du doch, wo ich war.«
    »Oh, Reiner, es ist so schrecklich.« Sie weinte hemmungslos und die Tränen kullerten über ihr Gesicht.
    »Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Einen Arzt? Spinnst du? Denkst du, ich lasse mich in die Klapsmühle einweisen?«
    »Ich verstehe nicht, was ist denn los? Warum weinst du?«
    Stefanie sah von ihrem Stuhl aus zu mir hoch. »Schau doch, was da vor mir auf dem Tisch steht!«
    So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte zunächst nichts außer ein paar Resten des Abendessens erkennen. Drei Teller, Besteck, Töpfe – halt, was war das? Vor Stefanie stand ein Teller, auf dem ein Toastbrot lag. Es war mit Butter und Marmelade bestrichen sowie mit Gurkenscheiben belegt und zur Hälfte verzehrt. Daneben lag Schokolade.
    »Wolltest du dir einen Burger machen?«, fragte ich noch immer ratlos.
    »Mensch, Reiner, ich hab davon gegessen!« Wieder liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
    »Was ist daran so schlimm? Hats dir etwa nicht geschmeckt?«
    Fassungslos schaute sie mich an. »Doch, es hat mir geschmeckt und es schmeckt mir immer noch. Ist das nicht furchtbar?«
    »Solange du mir und den Kindern nicht die ganze Schokolade wegisst, finde ich das nicht weiter schlimm. Wie du dich sicherlich noch gut erinnern kannst, hast du bei deiner letzten Schwangerschaft Pizza mit Erdbeermarmelade gegessen.«
    Stefanie schien überhaupt nicht zugehört zu haben. »Stell dir vor, vorhin hatte ich sogar Lust auf ein Steak. Zum Glück haben wir keins im Haus. Meine ganze ernährungstechnische Einstellung wäre damit über den Haufen geworfen.«
    »Ich glaube, du hast nicht richtig nachgeschaut. In der Kühltruhe müssten noch ein paar Steaks liegen.«
    Ich gebs zu, meine Antwort war unsensibel. Stefanie schaute mich böse an, immerhin gelang es mir, sie ein wenig abzulenken.
    »Das ist mal wieder typisch für dich. Fleisch kauft man frisch!«
    »Ich habe es nur auf Vorrat gekauft, falls zufälligerweise mal eine schwangere Ehefrau Lust auf etwas Besonderes bekommen sollte.«
    Stefanie schluchzte wieder. »Oh, diese Schwangerschaft. Meine Hormone spielen jedes Mal verrückt. Dabei freue ich mich doch so auf unser Kind!«
    Ich nahm Stefanie in den Arm. »Ich freue mich auch auf unser drittes Kind. Und ich bin gerne bereit, deinetwegen auf die Schokolade zu verzichten.«
    Ich konnte den Ansatz eines Lächelns in Stefanies Gesicht erkennen. Ich massierte sie liebevoll und wir überboten uns gegenseitig mit Vorschlägen für einen Mädchennamen. Trotzdem lehnte sie meinen Vorschlag ›Samantha‹ sofort ab.
    »Nein, Reiner, auf keinen Fall!«
    Vielleicht sollten wir uns ein weiteres Namensbuch zulegen?
    Am nächsten Tag war ich ein vorbildlicher Vater. Morgens meldete ich mich bei Jutta. Nach dem anfänglichen Schock war sie hörbar erleichtert, dass Jacques weiterhin unter den Lebenden weilte. Ich erzählte ihr nur die Teile unseres Plans, die sie zwingend wissen musste. Sie versprach, genügend Beamte vorbeizuschicken und wollte auch selbst mitkommen, sich jedoch im Hintergrund halten.
    Es war ein sehr warmer und sonniger Montag im Herbst. Eigentlich wollte ich mit Paul und Melanie auf unserer Terrasse Tischtennis spielen, während Stefanie vorhatte, sich mit ein paar Ratgebern, die sie von ihrem Frauenarzt bekommen hatte, auf die Couch zu legen. Doch als die Bauarbeiter auf dem Nachbargrundstück ihre Bagger anwarfen, verzogen wir uns schleunigst wieder ins Haus. Es war nicht einfach, etwas mit meinen Kindern zu unternehmen, das sowohl Paul als auch Melanie interessierte und zudem Stefanies Erziehung nicht entgegenstand. Wir beschlossen ins Mutterstädter Schwimmbad Aquabella zu fahren, so konnte Stefanie sich ein wenig ausruhen.
    Anschließend machte ich mich auf den Weg zu unserem Treffen im Holiday Park. Den bohrenden Blicken meiner Frau hielt ich tapfer stand. Nach meinem Hinweis, dass auch Jutta vor Ort sein würde, drückte sie mir mein Handy in die Hand, das sie mir nach eigenen Angaben heute Morgen aus dem Auto stibitzt hatte. »Ich habe es mal wieder geladen, es war wie immer komplett leer. Bitte versprich mir, danach gleich anzurufen.«
    Ich gab ihr mein Wort und steckte das Ding in meinen Einsatzkoffer.
    Als Letzter trudelte ich im Büro des Parkchefs ein. Die von mir angeforderten Beamten würden in einem Nebenraum bereitstehen. Schleichers
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