Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
ihm wirklich schuldig, keine Frage. Das Erbe wird wahrscheinlich der Staat kassieren. Du weißt ja, dass Jacques keinerlei Verwandte hatte.«
    »Das finde ich lieb von dir, Reiner. Weißt du was, wir organisieren eine ordentliche Trauerfeier für unseren Freund.«
    »Gut, ich werde mich gleich morgen früh darum kümmern. Ist das in Ordnung, Stefanie?«
    »Machs lieber morgen Abend, du hast morgen früh keine Zeit.«
    Ich starrte sie an. Was meinte sie damit?
    »Oh, ich sehs dir an. Du hast es vergessen. Unter diesen Umständen sei dir noch mal verziehen. Du hast den Kindern versprochen, mit ihnen nach Stuttgart in die Wilhelma zu fahren. Und ein bisschen Abwechslung tut dir in diesen Tagen bestimmt ganz gut.«
    Klasse, den Zoobesuch hatte ich in der Tat ganz vergessen. Wahrscheinlich würde mir ein bisschen Ablenkung tatsächlich nicht schaden.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen, es war immerhin schon kurz nach 7 Uhr, sprang Paul mit einem Hechtsprung in unser Bett. Bis dahin hatten wir friedlich und fest geschlafen. So schnell war ich noch nie wach geworden. Paul war auf mir gelandet und nicht auf meiner Frau, was ich schmerzhaft zur Kenntnis nahm.
    Paul freute sich auf den Stuttgarter Zoo, Melanie dagegen war unser Ausflug ziemlich egal. Hauptsache, sie hatte genügend Ersatzakkus dabei.
    Punkt 8 Uhr waren wir startklar. Diese Tageszeit hatte ihre Vorteile, denn von unserer Nachbarin, Frau Ackermann, die gerne tratschte, war nichts zu sehen. Meine Frau hatte uns Obst und Vollkornbrotschnitten eingepackt. Wer sollte das essen?
    Ich musste jedoch vor der Fahrt noch Gewissheit wegen Jacques haben. Eine Viertelstunde würde reichen. Ich parkte vor der Inspektion, und weil die Kinder so bettelten, nahm ich sie mit rein. Neben der Eingangstür hing ein kleines Schild unter dem Klingelknopf, das ich noch nicht kannte: ›Bitte nur kurz auf die Klingel drücken‹. Darunter konnte man den Namen des Elektrofuzzis lesen. Ich dachte einen Moment an eine versteckte Kamera, bevor ich mich mit meinen Kindern auf den Weg in Richtung Büro machte. Wir sollten es allerdings nicht erreichen.
    Ein mir fremder Mann kam mit Gerhard im Schlepptau auf mich zu. Mein Kollege sah noch schlechter aus als gestern. Er wirkte deprimierter. Hatte etwa mal wieder eine seiner zahlreichen Bekanntschaften mit ihm Schluss gemacht? Dann wäre es halb so schlimm. In wenigen Tagen würde er über den Berg sein. Gerhard genoss sein Leben.
    »Ah, guten Tag, Sie müssen Kriminalhauptkommissar Reiner Palzki sein. Willkommen an Bord! Mein Name ist Klaus Diefenbach. Ich denke, wir werden prächtig miteinander auskommen.«
    Er schüttelte mir die Hand. Sein fester Händedruck passte optimal zu seinem streng geschnittenen Gesicht. In seinem eleganten, vermutlich für einen Beamten viel zu teuren Anzug wirkte er wie jemand, der niemals einen Widerspruch duldete. Weder im Berufs- noch im Privatleben.
    Ich wollte ihn gerade fragen, warum er hier war, doch er schnitt mir bereits bei der ersten Silbe das Wort ab.
    »Na, ich gehe mal weiter, die anderen Mitarbeiter begrüßen. Lassen Sie sich bei Frau Wagner einen Termin geben, dann können wir die Einzelheiten besprechen«, stellte er klar und verschwand im Treppenhaus.
    Ganz verdattert schaute ich Gerhard an. »Was war das? Oder vielmehr: Wer war das?«
    Gerhard starrte auf den Boden und nuschelte: »Das war KPD .«
    »Was? KPD ? Was soll das? Macht der hier Parteiwerbung?«
    »Nein«, antwortete mein Freund. » KPD ist sein Spitzname, die Initialen seines Namens: Klaus P. Diefenbach.«
    »Und für was steht das ›P‹? Vielleicht für ›Pfälzer‹?«
    »Ich habe keine Ahnung, Reiner. Ich weiß nur, was er bei uns macht.«
    »Aha, da kommen wir einen Schritt weiter. Was tut er hier?«
    » KPD wurde wegen einiger Verfehlungen vom Präsidium in Ludwigshafen nach Schifferstadt ›aufs Land‹ strafversetzt, wie uns die Kollegen aus Ludwigshafen mitgeteilt haben.«
    »Wie bitte?« Ich schrie beinahe. »Was sollen wir mit einem Beamten, der zur Bewährungsverwendung zu uns geschickt wurde? Was sollen wir mit dem anfangen?«
    Gerhard nuschelte noch stärker als zuvor, sodass ich nachfragen musste. »Ich verstehe kein Wort, Kollege.«
    »Er ist Kriminaloberrat.«
    »Kriminaloberrat? Was soll der Scheiß?«
    »Mit dem Scheiß hast du recht, Reiner. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass KPD seit heute der neue Dienststellenleiter in Schifferstadt ist.«
    »Willst du mich veräppeln? Erst der Prüfer vom Präsidium,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher