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Equilibrium

Equilibrium

Titel: Equilibrium
Autoren: Imogen Rose
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untröstlich, am Boden zerstört. Olivia konnte sich nicht einmal vorstellen, wie Simla damit klarkam, wenn überhaupt. Ihre Mutter so jung zu verlieren, war unbegreiflich. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihre eigene Mutter verloren hatte, an den tiefen Kummer, den sie gefühlt hatte. Sie hatte sich nicht damit abfinden können. Sie bezweifelte, dass Simla das konnte.
    In gewisser Weise hatte Simla auch ihren Vater verloren. Einen Vater, der ihre Mutter getötet hatte, aber das wusste sie nicht. Hoffentlich würde sie es nie erfahren. Er war weg. Niemand hatte ihn gesehen oder von ihm gehört. Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben, nachdem er aus Kevins Haus geflohen war. Die Polizei hatte die Suche nach ihm aufgenommen, nachdem Kevin unabsichtlich seinen Namen erwähnt hatte, als er noch nicht ganz aus der Narkose erwacht war. Bisher gab es von Raj keine Spur. Olivia rechnete damit, dass er sich über einen längeren Zeitraum verstecken würde. Sie fragte sich, ob er wusste, dass er seine Frau getötet hatte, oder ob er glaubte, sie nur verletzt zu haben. Würde er für Simla zurückkehren? Olivia war hin- und hergerissen. Sie wollte, dass Raj zu Simla zurückkehrte. Simla brauchte ihn nun mehr als je zuvor. Wie auch immer, Olivia musste ihn von ihren eigenen Kindern fernhalten.
    Olivia überflog hunderte ungelesener E-Mails. Sie öffnete ein paar, konnte sich aber nicht konzentrieren. Es gab ein einziges Problem, das ihre ungeteilte Aufmerksamkeit verlangte: das Darley-Stevens-Phänomen. Sie war völlig ratlos, aber noch nicht geschlagen. Es musste eine Erklärung geben; die gab es immer.
    Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte und unterbrach ihre Gedanken.
    »Dr. Darley, Sie haben einen Besucher – Simla Sen. Soll ich sie hoch in Ihr Büro schicken?«
    »Ja, bitte tun Sie das«, antwortete Olivia überrascht. Simla? Sie zu sehen, hatte sie definitiv nicht erwartet, jedenfalls nicht hier bei Ames. Was konnte sie wollen? Soweit Olivia sich erinnern konnte, hatte sie noch nie persönlich mit Simla gesprochen, niemals.
    Simla war eine Anomalie. Arizona hatte eine Simla in Princeton erwähnt. Sie waren befreundet. Sie hatte angenommen, dass es sich um zwei verschiedene Simlas gehandelt hatte. Konnte es sein, dass sie ein- und dieselbe waren? Hatte Raj Sen das Portal irgendwie schon einmal benutzt? Hatte er Simla und Erica hindurchgebracht. Olivia konnte sich aber weder an Raj noch an Erica in Princeton erinnern. Bestimmt waren es verschiedene Simlas. Um Erica zu fragen, war es nun eindeutig zu spät, dachte Olivia traurig, während sie den Türsummer betätigte, um Simla hereinzulassen.
    »Simla«, sagte Olivia herzlich und deutete auf ihre Couch.
    Simla starrte sie abweisend an, genau in der gleichen Art, die sie zuletzt gezeigt hatte, als Olivia sie in Morganas Haus erlebt hatte. Was hatte Simla da gesagt? Sie hatte ihnen gedroht. Sie hatte erwartet, dass Simla traurig und verletzlich sein würde, aber das Mädchen vor ihr war weit davon entfernt. Sie wirkte fast einschüchternd.
    »Setz dich, Olivia«, fauchte Simla.
    »Ich weiß, dass du eine schwere Zeit durchmachst, aber zügle deinen Ton«, warnte Olivia. »Dein Verlust tut mir schrecklich leid. Ich will versuchen dir zu helfen, wo ich kann.«
    »Ach, halt die Klappe du blöde Kuh«, spuckte Simla aus. »Setz dich und halt die Klappe.«
    Olivia ging zurück an ihren Schreibtisch. Sie setzte sich und hielt einen Finger über dem Panik-Knopf unter ihrem Tisch, bereit ihn zu drücken, falls es nötig wurde.
    »Wo sind die Baupläne?«, zischte Simla.
    »Ich habe sie nicht hier, Simla. Warum willst du das wissen?«, fragte Olivia, überrascht.
    » Ich stelle hier die Fragen, nicht du «, gab Simla giftig zur Antwort. »Ich will sie haben, die Baupläne. Los, hol sie. Jetzt.«
    Olivia schüttelte beinahe belustigt den Kopf. »Ach, Simla. Soweit wird es nie kommen. Da kannst du nichts machen. Wenn ich den Sicherheitsdienst rufe, ist er blitzschnell hier oben. Aber das will ich nicht. Du hast so viel durchgemacht.«
    »Olivia, gib mir die Baupläne«, knurrte Simla.
    »Oder was?«, fragte Olivia.
    »Ruf unten beim Empfang an. Da unten wartet jemand auf dich«, sagte sie.
    »Okay«, sagte Olivia verwirrt. Sie rief unten an und sprach mit der gleichen Person wie vorher.
    »Hi, Helen. Ist dort jemand für mich?«
    »Nein, Dr. Darley.«
    »Frag sie nach dem Mann, der mit mir gekommen ist«, sagte Simla.
    »Helen, ist jemand mit meiner Besucherin, Simla Sen
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