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Engelsstern

Engelsstern

Titel: Engelsstern
Autoren: Jennifer Murgia
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ob die Bäume draußen direkt im Auto wachsen würden.
    »Hier geht’s jetzt nicht mehr um die Anlage, stimmt’s?«, flüsterte ich und erzitterte unter seinem Blick.
    Mein Inneres wurde zu Wackelpudding, meine Beine waren mit dem schwarzen Ledersitz verwachsen und unbeweglich. Auto, Straße und Bäume existierten nicht mehr, nur noch seine auf mich fixierten unergründlichen Augen. Ich spürte, wie er mich einsog, und ohne nachzudenken, beugte ich mich hinüber zu ihm, wie angezogen.
    »Ich will dich, Teagan.« Ich spürte die Kraft seiner geflüsterten Worte bis unter die Haut. »Du bringst die Waagschale zum Kippen, wenn du bei mir bist. Weil es dich gibt, ist jetzt all das bedeutungslos, was mir früher etwas bedeutet hat.« Sein Atem strich mir über den Hals, seine Lippen verschlangen meine Haut.
    Ein Trommeln auf dem Autodach. Regen. Weißes Licht zuckte über meine Augenlider, die unwillkürlich flatterten. Ein Blitz. Schon zerriss der nächste die Dunkelheit, ich öffnete die Augen, als er nach meinem Handgelenk griff. Das Licht streifte seine Augen, die schwärzer als die Nacht waren und vor Überzeugung glänzten. Er war genauso faszinierend wie beim ersten Mal, aber ich rappelte mich wieder auf.
    »Nein!« Ich zog die Hand weg, aber er hielt fest. Angstvoll erkannte ich, dass ein Teil von mir bleiben wollte, und mein Verlangen nach ihm widerte mich an.
    »Dank dir bin ich echt.«
    »Aber ich habe dich getötet.«
    »V erwandelt trifft es besser. Man kann einen Schutzengel nicht töten, nur verändern.«
    Ich schüttelte den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Unmöglich. Die Wirklichkeit traf mich wie ein Schock. Ich musste hier weg, aber Hadrians Hand hielt mich gefangen.
    »Bevor du mich verurteilst, hör mir bitte zu.«
    Ich zitterte, Zentimeter von meinem ärgsten Feind entfernt, und die Dunkelheit draußen setzte sich langsam in meinem Kopf fest. Ich war benommen, benebelt, aber ich hatte keine Wahl. Ich musste bleiben.

KAPITEL 31

    Wie aus einem Albtraum schreckte ich auf. Ich lag auf dem Boden und sah Lichtstrahlen, die sich in farbigen Glasdreiecken brachen. Ich rollte mich auf die Seite. Hadrian zündete eine rote Kerze an, er stand mit dem Rücken zu mir. Von draußen vor der Kapelle war steter Regen zu hören, aber durch das offene Dach fielen keine Tropfen. Ich sah hoch in die Dunkelheit und rechnete mit Wasser auf meinem Gesicht. Ich dachte an den Turm, der hier mal gestanden, sich gen Himmel erhoben hatte, den Turm, in dem Hadrian und ich nach oben geschwebt waren … schwebend … in Spiralen … Einen Moment lang schloss ich die Augen und sah zwei Gesichter: Hadrian und Garreth. Ich hatte wieder das Gefühl, mich zu drehen, benommen zu sein. Zustimmend seufzte ich. Mein Leben lief im Schleudergang ab.
    »Du müsstest eigentlich tot sein.« In meiner Brust röchelte die zu schnell eingeatmete Luft.
    Beim Klang meiner Stimme drehte sich Hadrian blitzschnell um und kam langsam auf mich zu. Unmittelbar bevor ich ihn als zu nah empfand, hielt er an.
    »Der Tod ist ein Anfang, hast du das nicht gelernt? Außerdem, wie gesagt, was nicht lebendig ist, kann man nicht töten.« Er kniete nieder, nahm sanft meine Hand und sah sich mein Zeichen an. »Du hast große Macht und weißt noch immer nicht, was das bedeutet.«
    Er war jetzt ganz anders, nicht mehr bedrohlich wie noch im Auto. Natürlich spielte meine eigene Angst eine große Rolle darin, wie er auf mich wirkte. Seine Stimme klang zärtlich, in seinen Augen lag Wärme, aber auch … Missverständnisse und Verletzungen. Ich war zu müde, um ihn zu bekämpfen oder auch nur zu fürchten. Meine Hand lag offen, das Zeichen sichtbar. Die Linien waren tiefer und deutlicher geworden. Jeden Tag wurde es mehr Teil von mir.
    »Ich kenne dich dein ganzes Leben, Teagan.« Sanft zog er die Konturen des Zeichens mit dem Finger nach. »Mach die Augen zu, dann kannst du es verschwinden lassen.«
    »Das kann ich nicht! Du willst nur, dass es verschwindet und ich meine Macht verliere …«
    »V ersuch’s einfach. Du kontrollierst dein Zeichen.«
    Er lächelte mir zu, ich musste es probieren. Ich schloss und öffnete meine Hand. Es war verschwunden! Wieder und wieder machte ich die Hand auf und zu, aber es blieb verschwunden.
    Ich sah auf zu Hadrian, Wut brodelte in mir. »Ich will es zurück.«
    »Dann wünsch dir das.«
    Ich hatte ja gedacht, er würde behaupten, es sei zuspät und das Zeichen für immer verschwunden. Dass er mir möglicherweise nur
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