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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition)
Autoren: Alex Thomas
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ein.
    Catherine erkannte den Raum sofort, obwohl er renoviert worden war. Ihre Knie wurden butterweich. Sofort fiel ihr der Anfang des fremdartigen Verses wieder ein: »Es gibt einen Ort, den selbst die Engel fürchten. Dieser Ort ist schrecklich. Kein Licht fällt dorthin. Nie hat ein Gedanke diesen Ort berührt. Selbst das Feuer ist schwarz …«
    Der große, schwere Tank. Wie ein Mahnmal, nein, wie eine Drohung stand er mitten im Raum. Ciban ignorierte den Tank, doch Catherine bemerkte, dass er ihre Hand ein wenig fester hielt, und spürte den Kardinalsring. Vor einem riesigen Stahlschrank, ähnlich jenen in den geheimen Archiven, blieb er stehen und vollzog die Prozedur mit der Karte und dem Code noch einmal. Erst dann ging die Stahltür auf.
    Der Schrank enthielt etliche Akten und Fotoalben. Vermutlich jene, die teilweise aus Cibans Appartement verschwunden waren. Außerdem eine dicke, umfangreiche Kopie. Es war eine Abschrift von Lazarus’ Bibelfragment.
    »Nicht alle Triaden sind Unterdrücker und Diener der Finsternis, so wie nicht alle Menschen grundsätzlich böse sind«, erklärte Ciban.
    »Ich habe das Symbol in Sarahs Ring gesehen.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Ciban zog den Kardinalsring vom rechten Ringfinger und reichte ihn ihr. Selbst ohne Lupe konnte Catherine erkennen, dass dieser Ring nicht einmal die Andeutung eines Triadensymbols enthielt. Wie konnte das sein, wenn Cibans Schwester eine Triadin gewesen war? Ganz zu schweigen von seinen Ahnen.
    »Ich mag dieses verfluchte Blut in mir tragen, aber ich werde mich dieser Forderung, dieser Hierarchie niemals unterordnen. Ich bin vielmehr ihr erklärter Feind.«
    In diesen Worten lagen so viel Kampfgeist und Widerstandskraft, aber auch so viel Zorn, Schmerz und Verletzlichkeit. Wer immer diese Triaden, diese Nachfahren der Engel, waren, sie hatten die Seele dieses Mannes seit seiner Kindheit tausendfach zerbrochen. Er aber hatte seine Seele tausendfach aus eigener Kraft wieder zusammengesetzt, mit all ihren Rissen, Sprüngen und Narben.
    Catherine sagte kein Wort, nahm seine schlanke Hand und steckte den Ring wieder an den Finger. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, zog Ciban ein Stück zu sich hinunter und küsste ihn auf die Lippen. Er erwiderte ihren Kuss liebevoll und fest, und sie spürte über die mediale Verbindung seine Liebe. Was Lazarus gesagt hatte, stimmte. Die Gefühlswelt eines Triaden war so viel stärker und fordernder als die eines Menschen. Zärtlich, aber bestimmt legte sie ihm eine Hand auf die Brust, dort wo sein Herz so unmissverständlich schlug, und drängte ihn behutsam zurück.
    »Wir sollten jetzt besser nach oben gehen, Eminenz. Rinaldo und Giada warten sicher schon auf uns.«
    Er sah sie erstaunt an. Eminenz?
    Catherine nahm seine Hand, küsste ihn noch einmal, und er begriff, dass sie ihn nicht plötzlich ablehnte, sondern lediglich in die Gegenwart, in das Hier und Jetzt, zurückholte. Sie hatte recht. Die anderen warteten. Auch hatte sie ihn mit der Nennung seines Titels daran erinnert, jederzeit bereit zu sein, wieder auf Distanz zu gehen, denn sie würden ihre Verbindung nie öffentlich ausleben können … Niemals. Nicht einmal in der Gegenwart ihrer Freunde. Aber das spielte weder für ihn noch für sie eine Rolle. Sie hatten einander gefunden. Sie liebten und vertrauten einander. Weder die Pforten der Hölle noch die Mauern des Vatikans oder die selbstgerechte Bosheit der Triaden würden daran etwas ändern.
    Als sie in den oberen Bereich der Villa zurückkehrten und den Speisesaal mit dem Büfett betraten, eilte Rinaldo auf sie zu. Auch Seine Heiligkeit Papst Leo war inzwischen eingetroffen – in ein schlichtes, schwarzes Habit gehüllt – und in ein angeregtes Gespräch mit Giada und der jungen Computerspezialistin Rebekah vertieft.
    Catherine fragte sich, ob Leo und Rinaldo etwas bemerkten, ob sie spürten, dass sich etwas in Cibans und ihrer Beziehung verändert hatte. In jedem Fall war es unmöglich, Giada etwas vorzumachen. Ein kurzer Blickkontakt, und alles schien klar. Wobei die alte Nonne ohnehin schon davon ausgegangen war, dass hinter ihrer Verbindung weit mehr stand als reine Kollegialität.
    »Ich glaube fest an die Kirche im Kampf gegen das Böse!«, hörte Catherine Rebekah sagen. Sie war noch so jung und so voller Idealismus.
    Leo erwiderte etwas, aber Catherine konnte leider nicht verstehen, was. In jedem Fall erdrückte seine Antwort die junge Rebekah nicht, sondern ließ sie
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