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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied
Autoren: Nalini Singh
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sollte ich sie in meiner Stadt haben wollen? Wie kommt sie auf die Idee?«
    »An dich wird sie meiner Meinung nach gar nicht gedacht haben.« Das waren harte Worte, aber Elena wusste, der Zorn ihres Erzengels galt nicht ihr.
    Als Raphael fortfuhr, war sein Ton so kalt wie die Klinge eines Skalpells, das gerade jemandem die Kehle durchschnitt. »Michaela hätte mit ihrer Bitte um Hilfe bessere Chancen bei mir, wenn sie nicht durch die Art, wie sie die Bitte vortrug, meine Gemahlin beleidigt hätte.«
    »Aber wir reden über ihr Anliegen. Du denkst also ernsthaft darüber nach.«
    »Sie sucht nach einem Zufluchtsort, weil sie ein Kind erwartet.«
    Der Schock ließ Elena erstarren. Das erklärte allerdings vieles. Vor allem, warum eine Frau, die allgemein für die schönste der Welt gehalten wurde und die sich immer nur zu gern im Rampenlicht der Medien gesonnt hatte, seit zwei Monaten nirgendwo mehr zu sehen gewesen war. »Was ist mit dem Vater des Kindes? Ich nehme doch an, Dahariel ist der Vater.« Als Raphael nickte, fuhr Elena fort: »Der ist doch selbst ein sehr mächtiger Engel. Fast schon so mächtig wie ein Erzengel.«
    »Michaela mag mit Dahariel geschlafen haben, aber sie vertraut ihm nicht genug, um fest davon überzeugt zu sein, dass er ihr nicht doch einmal ein Messer in den Rücken rammt, wenn sie am verletzlichsten ist.«
    Eine solche Situation konnte Elena sich einfach nicht vorstellen. Falls Raphael und sie je versuchen würden, ein Kind in die Welt zu setzen, dann würde Raphael sie und das Ungeborene bis auf den Tod verteidigen. »Wird sie denn verletzlich sein?« Michaela war nicht nur dem Namen nach ein Erzengel, sie verfügte durchaus über die Macht und Stärke, die mit diesem Namen einhergingen.
    »Ja.« Raphaels Blick folgte einer Schwadron Engel, die hereingeflogen kamen, um im Turm zu landen, die Körper in schrägem Winkel geneigt, damit sie sich gegen den Wind durchsetzen konnten. »Für einen Erzengel kann eine Schwangerschaft sehr schwierig sein. Michaela behält zwar ihre Kraft, doch ist es gut möglich, dass sie sie nicht mehr fehlerfrei beherrscht. Deswegen ist ein Gemahl während dieser Zeit so sehr von Bedeutung.«
    »Na ja, meinen kann sie jedenfalls nicht haben!« Elena kannte Michaela, wusste, die Erzengelfrau hatte es auf ihren Liebsten abgesehen und war gerissen genug, ihren Zustand einzusetzen, um Raphael als Liebhaber zu gewinnen. »Würde es Dahariel nicht als Affront auffassen, wenn sie dich zu ihrem Beschützer wählt?«
    »Nein. Er ist noch nicht ihr Gemahl.«
    Obwohl Elena Michaela nicht leiden mochte, so konnte sie doch auch die Qualen nicht vergessen, die sie einmal im Gesicht der anderen erkannt hatte: den Schmerz einer Mutter, die ihr Kind verloren hatte. Ein Schmerz, der sich nicht in Worte fassen lässt. »Wir können schlecht Nein sagen, oder?«
    Raphael legte ihr die Hand an die Wange, strich sanft mit dem Daumen über die Wangenknochen. »Dein Herz ist zu weich, Gildejägerin. Sollte es notwendig sein, kann und werde ich Nein sagen.« In seinen Augen flammten blaue, an den Rändern weißglühende Blitze auf. »Ich habe nicht vergessen, wie sie mehr als einmal versucht hat, dir wehzutun.«
    Ach, wenn er sich doch entschlösse, Nein zu sagen! Sämtliche Instinkte drängten Elena, ihn in dieser Richtung zu beeinflussen, denn es konnte nichts Gutes bedeuten, Michaela in ihrer Nähe zu haben. Nur ging es hier nicht ausschließlich um die Erzengelfrau und ihre intriganten Machenschaften, es ging auch um das unschuldige Wesen, das sie im Leib trug. »Ich würde mir nie verzeihen, wenn wir jetzt Nein sagten und sie das Kind später bei einem Angriff verlöre.«
    »Sie würde dich auf die Straße jagen und verhungern lassen, wenn es umgekehrt wäre und du schwanger wärst und sie um Hilfe bitten würdest.«
    »Ich bin nicht Michaela.« Es gab eine Grenze, die sie für sich bestimmt hatte, die sie nie überschreiten würde.
    »Nein. Du bist viel mehr, als sie je sein wird.« Raphael ließ die Hand sinken, nachdem er Elena einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. Erneut wanderte sein Blick hinauf zu den dunklen Wolken, die sich am Himmel zusammenballten. »Ich werde über ihre Bitte nachdenken. Und über die Regeln, die ich aufstelle, falls ich ihr nachgebe.«
    »Ich will auf keinen Fall Wand an Wand mit ihr wohnen!« Mitgefühl mit einer verletzlichen Frau war eine Sache, Dummheit eine andere. »Wenn …«
    Direkt vor ihnen schlug etwas Weiches auf dem Boden
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