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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition)
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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kochte?
    Verärgert stellte sie fest, dass direkt vor dem Haus ein Wagen mit Blaulicht in zweiter Reihe stehend den Verkehr blockierte. Hätten die sich nicht woanders hinstellen können? Laura wartete, bis zwei entgegenkommende Autos passiert ha t ten, ehe sie auf der Suche nach einem Parkplatz vorbeifahren konnte. Es dauerte eine Weile, bis sie Glück hatte.
    Die Haustür war zu. Laura holte ihren Schlüsselbund aus der Handtasche, an dem auch ein Zweitschlüssel zur Wohnung ihrer Mutter hing. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend , sprang sie die Treppe hinauf. Solange das noch funktionierte und sie nicht außer Atem war, wenn sie im zweiten Stock ankam, fühlte sie sich fit.
    Die Wohnungstür stand weit offen. Vielleicht hatte ihre Mu t ter aus dem Fenster geschaut und Lauras Auto gesehen. Das kam öfter vor. Sie ging hinein und schloss die T ür hinter sich.
    » Mama ? « Laura hängte ihre Jacke und Handtasche an die Garderobe, dann ging sie zur Küche. Ungläubig starrte sie hinein und ihr Herz klopfte plötzlich laut und hart in ihrer Brust. In der Küche herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Irgendj e mand hatte alle Schranktüren auf- und teilweise sogar abgerissen, G e schirr und Lebensmittel achtlos auf den Boden geworfen, der von Scherben übersät war.
    » Mama , wo bist du? « , schrie Laura und wollte gerade die Tür zum Wohnzimmer aufreißen, als ein Mann um die Dreißig in einer abgewetzten braunen Lederjacke und Jeans heraustrat, und die Tür gleich wieder hinter sich zuzog.
    Instinktiv wich Laura einen Schritt zurück.
    » Dominic Ertl, Kriminalpolizei « , sagte der Mann, ehe Laura zu Wort kam , und streckte ihr seinen Ausweis entgegen. Laura warf einen flüchtigen Blick darauf. Mehr als das Wort Krimina l polizei , eine Art amtliches Wappen, sowie eine gewisse Ähnlic h keit zw i schen dem Foto und dem Gesicht des Fremden war sie nicht in der Lage wahrzunehmen. Ihr Hals war wie zugeschnürt. » Und Sie sind? «
    » Dennerwein, Laura Dennerwein. Was machen Sie hier? Ist etwas passiert? Wo ist meine Mutter? « , sprudelte es nun aus La u ras Mund und ihr Puls raste dabei wie verrückt.
    » Die Nachbarin hat uns angerufen, weil sie Lärm gehört hat und ihr auffiel, dass das Tü r schloss aufgebrochen war . « Er schien zu zögern, musterte Laura mit forschendem Blick. » Es tut mir sehr leid, Frau Dennerwein, aber ich habe eine schlechte Nac h richt für sie. I hre Mutter wurde übe r fallen. Sie ist tot. «
    Es war, als bliebe die Zeit stehen. Laura befand sich in einem luftleeren Raum. Kein Geräusch, kein Wimperschlag. Ihr Herz setzte aus. Sie fühlte nichts, sie hörte nichts. Nur die Lippen des Kommissars bewegten sich in dem ansonsten regungslosen G e sicht mit den hellen Zweitagebartstoppeln, konturiert von braunen welligen Haaren. Das Gesicht war verschwommen, wie weich gezeichnet. Die Zeitlupenbewegung seines Mundes brachte ke i nen für sie verständlichen Ton hervor. Als er einen Schritt auf Laura zu machte und sie am Arm packte, platzte das Vakuum, und sie zuckte erschrocken zusammen. Ein Zittern befiel ihren Körper von oben bis unten , und ihr war auf einmal entsetzlich kalt.
    » Möchten Sie sich hinsetzen? « , fragte Ertl mit besorgter Mi e ne und deutete mit seiner Haltung an, dass er bereit war, sie jede r zeit zu stützen, falls sie vor Schwäche zusammenbräche.
    » Nein, geht schon « , würgte Laura mühsam hervor und leckte sich über die Oberlippe, die sich feucht anfühlte. Es schmeckte salzig und erst jetzt merkte sie, dass ihr verschwommener Blick von den Tränen herrührte, die ihr über das Gesicht liefen. Was hatte er gesagt? Lauras Verstand wollte das nicht akzeptieren. Mama ist tot. Man stirbt doch nicht so plötzlich. Und übe r haupt – er war von der Kripo. Hatte er eben behauptet, dass Mama e r mordet worden war? Aber wer sollte …
    » Hier « , sagte Ertl, und reichte ihr ein Taschentuch, das er aus einer Packung gezogen hatte.
    » Danke « , flüsterte Laura mit einem Gefühl der Ohnmacht und einer unerklärlichen Leere in ihrem Kopf.
    Der Kommissar holte aus der Küche einen Stuhl. Die Sche r ben knirschten unter seinen Füßen. » Hier, setzen Sie sich. «
    Lauras butterweiche Knie gaben nach , als sie Platz nahm . » Was ist passiert? «
    Ertl räusperte sich. » Genaueres weiß ich noch nicht. Es sieht so aus, als hätte ihre Mutter den Mörder selbst hereingelassen. E r wartete sie heute Nachmittag Besuch? «
    Laura zuckte mit den Schultern. »
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