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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch
Autoren: Nalini Singh
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gewannen sie ihre Fälle eigentlich nie, denn wer glaubte schon an die Unschuld eines Vampirs, wenn Fotos der Opfer seine blutigen Taten dokumentierten. Aber die Behörde konnte schon ordentlich Stunk machen. »Weshalb?«
    »Extreme Gewaltanwendung während einer Rückholung.«
    »Hmm.« Sie dachte kurz darüber nach. »Warum klingen Sie so wenig überzeugt?«
    »Weil alle fünf Beschwerden von ein und demselben Vampir kamen.«
    Im Nu legte sich auch Saras Interesse. »Da hat wohl jemand ein persönliches Problem.«
    »Ja, aber wir müssen ihn trotzdem überprüfen.«
    Was die Attraktivität des Wohnorts anging, entsprach Shah Mayurs Bleibe deutlich mehr dem Standard eines Jägers. Die Wohnung nahm das gesamte dritte Geschoss eines großzügigen Wohnhauses ein.
    Sara runzelte die Stirn. »Es wird nicht leicht sein, da hineinzukommen.« Deacon hatte ihr schon gesagt, dass es vom Inneren des Hauses keinen Zugang zu Shahs Wohnung gab. Ins Erdgeschoss einzubrechen wäre also zwecklos und die Leiter, mit der Shah ein- und ausging war hochgezogen. Das bedeutete aber nicht, dass er zu Hause war. Laut Deacons Informationen konnte die Leiter mit einer Fernbedienung aus- und eingefahren werden. Shah war ein misstrauischer Bursche. Doch eigentlich sollte er jetzt schon seit einer Stunde in einem Flugzeug nach Washington sitzen. »Haben Sie einen Vorschlag?«
    Sie gingen um das Haus herum und Deacon nahm die rückwärtige Wand unter die Lupe. »Kommen Sie hier hoch?«
    Mit den Augen folgte sie seinem Blick, der auf ein relativ stabil aussehendes Fallrohr geheftet war. »Ja.« Seine Frage überraschte sie. »Ich dachte, Sie sind mein Babysitter.«
    »Man beobachtet uns höchstwahrscheinlich«, sagte er nüchtern. »Da kann ich Sie ja nicht völlig hilflos aussehen lassen.«
    »Als wenn Sie das könnten«, sagte sie und zeigte ihm in einem zuckersüßen Lächeln die Zähne. »Wir dürfen aber noch einen weiteren Punkt nicht außer Acht lassen: Sollte man uns tatsächlich beobachten, werden die Engel und ihre obersten Vampire in null Komma nichts herausgefunden haben, was wir vorhaben. Ich liefere denen keinen unserer Jäger aus.« Die Engel konnten erbarmungslos in ihrer Rache sein.
    Deacon sah sie ungerührt an. »Deshalb müssen wir ihnen zuvorkommen. Aus unserer Hand ist der Tod eine Gnade.«
    Mit einem Nicken akzeptierte sie den Sender, den er ihr hinhielt, und lief zum Fallrohr. Sara war leicht und gut trainiert und kletterte mühelos hinauf. Das Fensterbrett im dritten Stock war so breit, dass sie sich bequem darauf niederlassen konnte. So nah war sie ihrem Ziel, dass es verlockend war, einfach einzusteigen, doch sie nahm sich die Zeit, alles genau zu inspizieren.
    Wie sich herausstellte, war das auch gut.
    Shah hatte das Fenster mit einem Metalldraht gesichert, in genau der Höhe, in der sich jeder Eindringling schneiden würde. Vom Glitzern zu urteilen war der Draht noch mit Glassplittern gespickt. Grausam, aber sein eigenes Heim zu schützen war schließlich kein Verbrechen. Sara überprüfte noch einmal, dass nirgendwo elektrische Kabel mit einem Alarmsystem verbunden waren, und signalisierte Deacon, dass sie hineingehen würde.
    Er nickte zustimmend und bedeutete ihr, sie solle nicht länger als zwei Minuten bleiben.
    Sara schob das Fenster hoch und kletterte vorsichtig gebückt hinein, um den tödlichen Metalldraht zu meiden. Sie befand sich in einem Wohnzimmer. Es war dunkel, doch nicht dunkel genug, um den Mann zu verbergen, der still in einem Sessel saß.

4
    »Eigentlich hatte ich Deacon erwartet«, sagte eine seidenweiche Stimme.
    »Shah Mayur, nehme ich an.«
    »Sara Haziz.« Er klang überrascht. »Seit wann betätigen Sie sich als Henker?«
    »Ein kleiner Nebenerwerb.« Sie bemerkte das Gewehr auf seinem Schoß. »Wie ich sehe, sind Sie vorbereitet.«
    »Ich wollte nur sicherstellen, dass ich noch die Chance bekomme zu erklären, dass ich kein gemeingefährlicher Mörder bin, bevor man mir den Kopf abschlägt.«
    Er gefiel ihr. Wobei er trotzdem der Mörder sein konnte. »Und wenn ich wieder gehe?«
    »Werde ich Sie nicht erschießen. Sagen Sie Deacon, dass ich gleich bei Ihnen beiden unten sein werde.« Er zögerte. »Und, Sara, eigentlich ziemt es sich für die zukünftige Direktorin nicht, bei jemandem einzusteigen.«
    »Warum tun alle so, als sei es schon beschlossene Sache?«, murmelte sie und kletterte rückwärts hinaus, wobei sie seine Hände nicht aus den Augen ließ. Notfalls könnte sie springen. Ein
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