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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Autoren: Dan Simmons
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lassen?«
    »Letzte Bitte?«, wiederholte ich. In Gegenwart von Martin Silenus schien mein IQ um fünfzig Punkte zu fallen.
    Der Stimmsynthesizer seufzte. »Gib mir deinen Stift und den Textschiefer dort, wenn du willst, dass ich es dir in Großbuchstaben aufschreibe, Junge. Ich will die Alte Erde sehen, bevor ich den Löffel abgebe. Ich will dorthin zurück. Ich will nach Hause.«
    Schließlich kamen wir überein, dass wir ihn nicht aus seinem Turm herausbringen sollten. Die Androidenärzte beratschlagten sich mit den Ouster-Ärzten, die endlich Landeerlaubnis erhalten hatten und sich ihrerseits wieder mit dem Autochirurgen an Bord des Schiffs des Konsuls beratschlagten... das gleich neben dem Turm parkte, genau an der Stelle, wo A. Bettik vor rund zwei Monaten gelandet war, nachdem er seine Zeitschuld für den Übergang vom Pacem-System bezahlt hatte –, der wiederum auf elektronischem Weg die medizinischen Geräte des alten Dichters abfragte, was er die ganze Zeit getan hatte, aber das Urteil blieb dasselbe. Es wäre mit ziemlicher Sicherheit sein Tod, ihn an Bord des Schiffs des Konsuls oder des Raumschiffs zu bringen, wenn man ihn aus dem Turm entfernte und selbst den geringsten Schwankungen von Schwerkraft oder Luftdruck aussetzte.
    Also nahmen wir den Turm und ein großes Stück von Endymion mit.
    Ket Rosteen und die Ousters kümmerten sich um die Einzelheiten und schickten ein halbes Dutzend Ergs aus ihrem Bau auf dem Raumschiff herunter. Ich schätzte später, dass sich während des wunderbaren Sonnenaufgangs von Hyperion rund zehn Hektar in die Luft erhoben, inklusive Turm, parkendes Schiff des Konsuls, pulsierende Möbiuskuben, in denen die Ergs transportiert wurden, der abgestellte Gleiter, Küchen- und Nebengebäude des Turms, Teile des alten Chemischen Instituts auf dem Campus von Endymion, mehrere Häuser aus Stein, exakt die Hälfte der Brücke über den Fluss Pinion und ein paar Millionen metrische Tonnen Felsen und Erdboden. Der Start verlief unbemerkt – die Sperrfelder und Traktorstrahlen wurden von den Ergs und ihren Hütern der Ousters und Tempelritter so perfekt angeleitet, dass von dem Manöver nicht das Geringste zu spüren war, davon abgesehen, dass der Morgenhimmel in der kreisrunden Öffnung von Onkel Martins Turm über unseren Köpfen zum klaren Sternenfeld wurde und Holos im Krankenzimmer unser Vorankommen dokumentierten. A. Bettik, Pater de Soya, ein paar Androidenschwestern und ich standen in diesem Krankenzimmer, während die Sterne über uns kreisten, und verfolgten die Echtzeitholos, während ich die Hand des alten Mannes hielt.
    Endymion, die älteste Stadt unserer Welt und Ursprung meines Familiennamens, glitt lautlos durch Sonnenschein und Atmosphäre nach oben zu dem zehn Kilometer langen perfekten Baumschiff, das im hohen Orbit auf uns wartete. Die Sequoia Sempervirens hatte die Äste gespreizt, um eine perfekte Nische für uns zu schaffen, damit wir von Hyperions Erdboden direkt auf die großen Brücken und Äste und Laufwege des Schiffes gehen konnten, ohne einen Übergang zu spüren. Dann startete das Baumschiff in Richtung der Sterne.
    »Den nächsten Teil werden Sie übernehmen müssen, Raul«, sagte die Dorje Phamo. »M. Silenus wird einen Übergang mit Hawking-Antrieb oder die Fuge oder die erforderliche Zeitschuld nicht überleben.«
    »Das ist ein verdammt großes Baumschiff«, sagte ich. »Jede Menge Passagiere und Maschinen an Bord. Ich hoffe, Sie werden mir helfen?«
    »Natürlich«, entgegnete die große Frau mit dem zerzausten grauen Haar.
    »Ja«, sagten der Dalai Lama und George und Jigme.
    »Wir helfen dir«, sagte Rachel, die neben Theo stand. Beide Frauen sahen älter aus.
    »Wir werden es auch versuchen«, sagte Pater de Soya, der für Ket Rosteen und die anderen sprach, die sich in der Nähe versammelt hatten.
    Während A. Bettik sich hundert Meter tiefer um seinen ehemaligen Herrn und Meister kümmerte, hielten die Dorje Phamo, Rachel, Theo, der Dalai Lama, George, Jigme, Pater de Soya, der Tempelritter-Kapitän und die anderen sich an den Händen. Ich schloss den ungefähren Kreis. Wir schlossen die Augen und lauschten den Sternen.
    Ich hatte den Himmelsfluss der Sterne in der Kleinen Magellanschen Wolke über dem Baumschiff erwartet, als wir aus dem Licht herauskamen, aber es war offensichtlich, dass wir uns noch in der Milchstraße befanden, noch in unserem Arm der Milchstraße, nicht allzu viele Lichtjahre vom Hyperion-System entfernt, wenn ich den
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