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Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi

Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi

Titel: Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Autoren: Silberburg-Verlag GmbH
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schwarzem Einband und der Aufschrift »Xumucane k-p’eñal, 2012«.
    Schneider hatte schon beim Betreten des Zelts Einmalhandschuhe angezogen. Er öffnete vorsichtig das Buch. Vor der ersten Seite war die Kopie eines Monatskalenders für Dezember 2012 eingelegt. Die Tage sechs, neun, dreizehn, achtzehn, neunzehn und einundzwanzig waren dick angekreuzt. Schneider blätterte weiter.
    Das Buch enthielt Texte in einer fürchterlichen Handschrift, offenbar mit dem Füller geschrieben und an manchen Stellen leicht verschmiert. Alle Einträge waren datiert und mit unleserlichen Signaturen versehen, die sich ähnelten und alle mit einem großzügig hingepinselten X begannen, also passend zum Buchtitel durchaus »Xumucane« bedeuten konnten. Der erste Eintrag stammte vom einundzwanzigsten Dezember 2011, die weiteren Texte waren der Datierung zufolge in den seither vergangenen Monaten entstanden. Mal stand für jeden Tag etwas im Buch, mal gab es eine Lücke von ein, zwei Tagen oder auch einmal von mehreren Wochen.
    Schneider überflog ein paar der Einträge. Soweit er die Texte auf die Schnelle überhaupt entziffern konnte, waren es schwülstig formulierte Notizen, und die meisten schienen auf etwas zuzulaufen, das sich am einundzwanzigsten Dezember 2012 ereignen sollte.
    Ein Hollywood-Film kam Schneider in den Sinn, der den Weltuntergang für dieses Datum in starken Bildern inszeniert hatte. Gut möglich, dass der Schreiber dieser Zeilen den Film zu oft gesehen hatte.
    Er blätterte zu den neuesten Einträgen, und tatsächlich gab es für den 6. Dezember einen längeren Eintrag.
    »Sieht ganz so aus«, sagte Schneider zu dem neben ihm stehenden Ernst, »als würden wir hier ein paar nützliche Infos finden.«
    Er tippte auf den letzten Eintrag im Buch.
    »Aber das schau ich mir lieber im Büro an – die Sauklaue kann man bei diesem Licht nun wirklich kaum entziffern.«
    Er hielt Ernst das Buch hin.
    »Xumucane k-p’eñal, 2012«, las der sich halblaut den Titel vor. »Klingt nicht gerade nach einem einheimischen Verfasser.«
    Das Wohnmobil stand einsam auf dem Waldparkplatz. Sam Schauffler schälte sich aus seinem Schlafsack und schlüpfte in seinen Fleecepulli, so schnell er konnte. Er würde mal eine Runde drehen, die Bewegung an der frischen Luft würde ihm sicher guttun. Die Standheizung machte das Schlafen hier draußen auch mitten im Winter erträglich, aber mollig warm war es im Inneren des Fahrzeugs trotzdem nicht.
    Draußen lag eine dünne Schneeschicht auf dem Grillplatz, den er zwischen den Bäumen hindurch sehen konnte und hinter dem sich eine Wiese den sanften Hang hinunter bis zum Waldrand erstreckte. Sam war dort gestern ein wenig herumgestromert, hatte seine Umgebung erkundet und sich dabei wieder gefühlt wie ein kleiner Junge, der auf den Spuren von Winnetou und Old Shatterhand großen Abenteuern entgegenschlich.
    In seinem Beruf als Privatdetektiv konnte Sam sein altes Faible manchmal tatsächlich ausleben, auch wenn es – um ehrlich zu sein – natürlich nur bedingt abenteuerlich war, fremdgehenden Ehemännern mit dem Fotoapparat aufzulauern und dabei stundenlang auf den richtigen Moment für den entlarvenden Schnappschuss zu warten. Diesmal klang der Auftrag spannender. Mit Maya-Fans und einem prophezeiten Weltuntergang hatte er schließlich nicht alle Tage zu tun.
    Sam sah auf die Uhr: kurz vor sechs. Es war nicht das erste Mal, dass er in dieser Nacht aufwachte, aber nun hatte es wohl keinen Sinn mehr, sich erneut zum Einschlafen zu zwingen. Er stopfte sich Zigaretten und Feuerzeug in die Jackentasche, zog die Tür auf, holte ein paar Mal tief Luft und kletterte aus dem Wohnmobil.
    Der Mann mit dem dicken Anorak stand etwas abseits und trank aus einem Becher, den er mit beiden Händen hielt und aus dem es unablässig dampfte.
    »Sind Sie Herr Heger?«
    Schneider streckte die Hand aus, der andere nickte ihm nur zu und nahm noch einen Schluck.
    »Tut gut bei der Kälte, was?«
    »Ja«, sagte Heger und sah abwechselnd die beiden Kommissare an und auf die kleine Zeltsiedlung hinüber. Er wirkte nicht allzu verfroren, dafür aber sehr nervös.
    »Wann haben Sie den Toten denn entdeckt?«
    »So gegen vier, ich war gerade auf dem Weg zu meinem Wagen.«
    »Ist das der Jeep dort vorne?«
    »Ja.«
    »Und davor waren Sie auf der Jagd?«
    »Nein, ich hab mich nur umgesehen. Gerade jetzt im Winter muss man ein Auge auf die Tiere haben. War aber so weit alles okay, also wollte ich wieder heim. Wenn es gut
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