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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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nächste japste – obgleich Sonja sicher war, dass ihre Klinge auf keinen Widerstand gestoßen war – und hastete davon, dabei prallte er gegen seinen Kumpan an einem Ende der Gasse. Aus dem Augenwinkel sah Sonja, dass nunmehr beide die Flucht ergriffen und in der beleuchteten Straße verschwanden. Der Fackelschein zeigte ihr, dass sie sehr kleine, dünne Männer und fast elfenhaft waren.
    Da ihre rechte Seite nun frei war, wandte Sonja sich nach links, wo sich zwei Schatten vage abhoben. Der entferntere geriet in Panik und schrie: »Es hat keinen Sinn, Chost!« und rannte davon.
    Also blieb nur einer, der offenbar nicht wusste, ob er ebenfalls versuchen sollte davonzulaufen, wenn er dann möglicherweise ein Schwert in den Rücken bekam, oder ob er dableiben sollte und – kämpfen? Oder um sein Leben flehen? Sonja sprang auf ihn zu, mit dem Sehwert auf den Halunken gerichtet.
    Der Schatten warf sich rückwärts, sich halb umdrehend, und begann zu laufen.
    Sonja verfolgte ihn. In wenigen Augenblicken hatte sie ihn eingeholt. Als die kleine Gestalt in die Straße einbog, hieb sie ihr die flache Klinge auf das Gesäß. Der verhinderte Straßenräuber heulte, als er das Gleichgewicht verlor und auf Händen und Knien aufschlug.
    »Nicht …!« wimmerte er verängstigt.
    Sonja trat zu ihm und drückte die Schwertspitze auf seine Halsseite. »Rühr dich nicht!« warnte sie.
    Ein keuchender, unregelmäßiger Atem, wie von einem Furchtgelähmten, antwortete ihr. Sonja steckte den Dolch in die Scheide zurück. Sie nahm sich Zeit, den Straßenräuber genau zu betrachten …
    Und lächelte ungläubig. Das Bürschchen war – wie alt wohl? Elf – zwölf Sommer? Ja, höchstens zwölf. Sie schüttelte den Kopf, zog das Schwert zurück und schlug des dem Jungen noch einmal auf die Hinterbacken.
    »Steh auf! Versuch nicht, davonzulaufen oder du bekommst die Klinge durchs Herz. Verstanden?«
    »Ihr Götter – ja!«
    »Steh auf, Lausebengel!«
    Völlig verschreckt kam das Bürschchen hoch, ohne den Blick von Sonjas Schwert zu nehmen.
    »Also, was sollte das Ganze?«
    Der Junge antwortete nicht.
    »Heraus mit der Sprache! Sieh mich an! Verdammt!«
    Weit aufgerissene Augen blickten in ihre.
    »Was hattet ihr, du und deine Freunde vor, he? Ist das euer nächtlicher Zeitvertreib? Zu versuchen unschuldige Menschen zu berauben?«
    Trotz der Dunkelheit sah sie, wie sich des Bengels Gesichtsausdruck veränderte. Nun, da die Todesgefahr offenbar überstanden und die Chance zu reden und zu verhandeln gekommen war, wurde sein Gesicht härter. Verschwunden war die offenkundige Angst. Die selbstsichere Schläue des Straßenjungen hatte sie abgelöst. Die Augen verengten sich, schätzten diese große, rothaarige Frau ab. Sie würde ihn nicht töten. Diese Art von Schwierigkeiten wollte sie nicht. Wer immer diese Schwertkämpferin auch war, eine Mörderin ganz sicher nicht. Warum also sollte er ihre Fragen beantworten? Er brauchte nur zu warten, bis sie sich noch ein wenig mehr entspannte, dann konnte er weglaufen. Verfolgen würde sie ihn nicht, denn warum sollte sie sich diese Umstände machen? Und wenn er ihr erst entkommen war, würde er sich die anderen drei vorknüpfen und mit ihnen abrechnen, weil sie ihn so im Stich gelassen hatten!
    Sonja las ihm seine Überlegungen vom Gesicht ab, als wäre sie selbst noch einmal zwölf, bedürftig und hungrig.
    »Du willst es mir also nicht sagen, he?«
    Sie senkte das Schwert ein wenig.
    »Nun …«
    Die dünnen Beine des Bengels zuckten. Er war bereit, davonzulaufen.
    »Verdammt!« brüllte Sonja und drückte die Klingenspitze an seine Kehle.
    Er japste. Der Druck der Spitze zwang ihn zurück, fast stolperte er, dann ging er rasch rückwärts zur Hauswand, an der Sonja ihn, immer noch mit der Schwertspitze den Hals kitzelnd, festhielt.
    »Und jetzt sprich!« zischte sie. »Bildest du dir etwa ein, ich ließe dich einfach gehen, nach dem, was du versucht hast?«
    »Ih-ihr. – Gö-götter!« gurgelte er.
    »Was du getan hast, war nicht sehr schlau«, sagte Sonja. »Was hat dich und deine Freunde veranlasst, es zu tun?«
    Verschwunden war die selbstsichere Schläue des Straßenjungen, abgelöst von entsetzlicher Angst. Seine Beine zitterten, die weiten Augen starrten sie verstört an, und Schweiß rann über das bleiche Gesicht.
    »War es Abenteuerlust?« fragte ihn Sonja. »Du bist noch ein bisschen arg jung, dich nur aus Abenteuerlust in Gefahr zu bringen, aufgespießt zu werden. Geld? Dachtest du,
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