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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Autoren: Yvonne Gees
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antwortete sie ihm mit ihrer tiefen Stimme. „Sie besitzen mehr Mut, als ich dachte. Und Mut ist eine Eigenschaft, die ich zu schätzen weiß.“
    „Werden Sie nun meiner Frau helfen oder nicht?“ war Heinrichs herausfordernde Frage. Zu verlieren hatte er sowieso nichts mehr.
    Sie schüttelte als Antwort nur den Kopf.
    Heinrich verharrte mit gestrafften Schultern in seiner Position. Er hatte keine Ahnung, was er noch sagen konnte, um diese Hexe zu überzeugen. Sie hatte die Macht über Leben und Tod in der Hand und er konnte nur noch um ihre Hilfe betteln. Doch zu betteln verbot sich ihm von selbst.
    „ Wenn Sie noch mehr von Ihrem Mut auf Lager haben,“, begann Elisa, „dann mache ich Ihnen einen Vorschlag.“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu und zog die Brauen zusammen, um ihn auf diese Weise zu fixieren. „Fahren Sie nicht mit Ihrer Kutsche zurück,“, sagte sie, „sondern schicken Sie den Kutscher allein nachhause und gehen zu Fuß über den Strand. Wenn Sie dort einen Fremden treffen, dann sprechen Sie mit ihm. Es ist gut möglich, dass er Sie abweist. Aber vielleicht ist es einen Versuch wert.“
    Heinrich drängte sich der Gedanke auf, dass Elisa ihn nur mit einer billigen Ausrede fortschicken wollte. Dieser Vorschlag klang verdächtig an den Haaren herbeigezogen. Doch was blieb ihm anderes übrig, als zu tun, was sie ihm riet? Er konnte schließlich nicht zur Polizei gehen und Elisa in Erzwingungshaft nehmen lassen. Man würde ihn nicht nur auf der Wache, sondern zusätzlich in der gesamten Region auslachen. Man würde sagen, Heinrich Neuberg sei verrückt geworden über das schwere Schicksal seiner Frau.
    Eines nahm er sich fest vor: Wenn er den seltsamen Fremden am Strand nicht träfe, dann käme er hierher zurück, zu Elisa Sleyvorn. Und er würde dieser Frau keine Sekunde mehr von der Seite weichen, bis sie schließlich nachgab. Und wenn er sich dafür in ihrem Haus fest ketten musste!
     
    So schickte er den Kutscher fort und machte sich auf den Weg hinunter zum Strand. Das Wetter bot sich nicht eben für einen Strandspaziergang an. Der Sturm, der über zwei Tage hinweg getobt hatte, hatte sich zwar etwas gelegt, doch von Windstille konnte keine Rede sein. Außerdem war es eiskalt und ein feiner Nieselregen durchnässte nach und nach seinen Mantel. Graue Wellen krochen gurgelnd den Strand hinauf, um sich gleich darauf wieder zurückzuziehen. Heinrichs Stiefel sackten bei jedem Schritt in den nassen Sand ein, sodass er nur sehr mühsam vorwärtskam.
    Er hob den Kopf und blickte zu den schwarzen Klippen hinauf. Dieser Strand war nichts weiter als ein schmaler Sandstreifen zwischen Meer und Fels. Nur selten waren hier um diese Jahreszeit Menschen anzutreffen und auch im Sommer führte es nur sehr vereinzelte Spaziergänger her. Ein solch ungastlicher Ort wie dieser, fand Heinrich, wurde zu Recht gemieden.
    Er wandte den Blick von den kahlen Felsen ab und zog fröstelnd die Schultern zusammen. Die alte Hexe saß jetzt sicher auf ihrem harten Folterstuhl und lachte sich ins Fäustchen über seine Dummheit. Und er würde bei der ganzen Sache nichts als klamme, feuchte Kleidung ernten - und vielleicht eine daraus resultierende Lungenentzündung. Na, auf diese Weise würde es dieser Zigeunersippe vielleicht sogar gelingen, ihn gemeinsam mit seiner Frau das Zeitliche segnen zu lassen.
    Grau, kalt und vor allem leer war dieser Ort.
    Trotz seiner Überzeugung, dass man ihn hereingelegt hatte, schaute Heinrich sich aufmerksam um. Wenn es auch nur einen winzigen Hoffnungsfunken gab, dass diese Frau die Wahrheit sagte, dann wollte er sich daran klammern. Was blieb ihm auch sonst übrig?
    Plötzlich sah er eine graue Hütte, die wie aus dem Felsen gehauen unter den Klippen kauerte. Dieser Anblick schien ihm ungewöhnlich genug, um die Sache genauer zu untersuchen. Heinrich ging geradewegs auf die Hütte zu, die zur Vorderseite hin weder Fenster noch Tür aufwies. Das Dach war flach und bestand ebenfalls aus Stein. Er bewegte sich um das Haus herum und entdeckte an der Seite eine schmale, graue Tür mit augenscheinlich neuen, metallisch glänzenden Beschlägen. Auch hier war kein Fenster zu sehen, nur eine  massive Steinwand. Nirgendwo eine Möglichkeit, in die Hütte hinein zu sehen.
    Heinrich wandte sich um, ging zurück zu der Tür und klopfte dort entschlossen an. Die Fäustlinge ließen sein Klopfen dumpf ertönen, doch es war weitaus laut genug, um dort drinnen gehört zu werden. Er lauschte, hörte
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