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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition)
Autoren: Marc Fitten
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durchwühlten alles, huschten schamlos um ihre Tische und rissen die Messingständer samt Kerzen an sich. Der Maibaum trug die Spiegel davon. Als er sich zu ihr umdrehte, nickte er zum ersten Mal anerkennend. Der Dicke hatte sich die Kerzenständer in die Taschen gestopft, doch sie passten nicht alle hinein, weswegen er, verlegen lächelnd, zu Elsa kam.
    »Hätten Sie vielleicht eine Plastiktüte oder eine Schachtel für die Kerzenleuchter? Es ist mir peinlich, Sie danach zu fragen.«
    Jetzt helf ich denen auch noch dabei, mich auszurauben , dachte Elsa. Wahrscheinlich hab ich’s nicht anders verdient.
    Sie ging trotzdem in die Küche und kam mit einer leeren Zwiebelkiste wieder. Sie gab sie dem dicken Onkel, und der machte sie im Handumdrehen voll. Auf dem Weg zur Tür untersuchten sie ihre Beute. Der Dicke ließ noch einen letzten Blick schweifen.
    »Die Kuckucksuhr gefällt mir«, sagte der Onkel hoffnungsvoll. »Brauchen Sie die?«
    Elsa schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich schon«, sagte sie kühl.
    Er lächelte einfältig.
    »Sie haben recht. Die Spiegel und die Kerzenleuchter bringen sicher genug ein«, sagte er. »Stell ich mir jedenfalls vor. Bei den Ärzten weiß man natürlich nie. Die kommen plötzlich mit allem Möglichen daher. Immer mit was Neuem, was noch mehr kostet.«
    Elsa gab keine Antwort. Sie machte die Tür hinter ihnen zu und sah ihnen durchs Fenster hinterher. Auf der Straße begegneten sie dem Postinspektor, der sie beäugte. Dann klopfte er an die Restauranttür.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Haben Sie geöffnet?« Er holte ihre Post heraus und reichte sie ihr.
    Elsa bat ihn hinein und nahm eine Postkarte von ihm entgegen.
    »Ich renoviere«, erklärte sie, als er sich fassungslos schweigend umsah.
    »Morgens sieht es anders aus«, bemerkte er und blickte hin und her. Er war überrascht, wie klein der Raum war. »Ich dachte, Sie machen zum Frühstück auf. Ich wollte frühstücken. Bekommt man überhaupt Frühstück bei Ihnen?«
    Elsa nickte geistesabwesend. Sie las die Postkarte, auf der man den Plattensee sah. Die Dozenten hatten ihr eine Nachricht zukommen lassen. Sie sah den Postinspektor an und schüttelte den Kopf.
    »Warten Sie. Was haben Sie gesagt? Frühstück?«, fragte sie. Sie schüttelte wieder den Kopf.
    »Ja«, sagte er. »Ich hab großen Hunger. Ich bin heute Morgen ohne einen Bissen weggestürzt. Jetzt habe ich einen Augenblick Zeit. Haben Sie geöffnet?«
    Elsa überlegte, was in der Speisekammer war. Vielleicht würde sie sich besser fühlen, wenn sie jetzt etwas kochte.
    »Ich kann Ihnen Eier machen«, schlug sie vor. »Etwas Einfaches, mit einer Tasse Kaffee und einem Brötchen. Möchten Sie das?«
    Der Postinspektor nickte. »Klingt gut«, sagte er. »Wenn das geht?«
    »Ja, natürlich«, sagte sie. »Setzen Sie sich. Es dauert nur einen Moment. Ich muss nur den Kaffee aufbrühen und die Sachen zusammensuchen.«

    In der leeren Küche konnte Elsa sich die Postkarte näher anschauen. Der Kritiker genoss seinen Urlaub. Sie hatten alle zusammen das Kochinstitut besichtigt und waren jetzt am See. Er war jetzt schon fast einen Monat im Land, und es hatte sich gezeigt, dass er ein hervorragender Badmintonspieler war und sogar ein Turnier gewonnen hatte. Sein Urlaub gefiel ihm, und er hatte wesentlich bessere Laune. Bis auf die letzte Zeile war die Nachricht harmlos. Elsa blieb vor der Küchentür stehen und las sie nochmals. Sie würden noch einmal nach Délibáb kommen. Pünktlich zum Blumenkarneval.
    Elsas Kopf schwirrte, während sie Kaffee kochte, drei Eier holte und, ohne nachzudenken, ein paar fette Scheiben Speck in die Pfanne schnitt. Als sie zu brutzeln anfingen, gab sie frische Zwiebelringe dazu und streute eine Handvoll gewürfelter Wurst darüber. Sie schlug die Eier auf, verrührte sie mit dem Schneebesen und tat ein wenig Salz, Pfeffer und Paprika dazu, während sie sich den Kopf darüber zerbrach, welches Gericht sie dem Kritiker kredenzen sollte, falls er noch einmal bei ihr essen würde. Als der Speck genügend gebrutzelt hatte, goss sie die Rühreiermasse vorsichtig in die Pfanne und briet sie auf kleiner Flamme. Dabei machte sie sich weiter Gedanken über den Kritiker, ob sie ihn ein zweites Mal herbitten sollte oder nicht, und wenn ja, wie sie dabei verfahren sollte.
    Als die Eier stockten und fast fertig waren, streute siefrisch gehackte Petersilie und grünen Chili darüber. Beides versank in den Rühreiern und sorgte für mehr Farbe, aber Elsa
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