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Eloises Hingabe

Eloises Hingabe

Titel: Eloises Hingabe
Autoren: K Marcuse
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auf der Damentoilette zu verschwinden, wusste sie später nicht mehr. Sie schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. So stand sie minutenlang, versuchte, ihre Atmung in den Griff zu bekommen und zu denken. Es kam ihr so vor, als hätte ihr Gehirn bei seinem Anblick einen Kurzschluss erlitten. Sie war keines klaren Gedankens fähig. Zitternd wusch sie sich die Hände mit kaltem Wasser und sah dabei in den Spiegel. Die Frau, die sie ansah, war ihr völlig fremd. Ihre Augen hatten einen verklärten, glasigen Blick, ihre Wangen waren gerötet und ihre Lippen dunkelrot. Diese Frau im Spiegel sah nach Sex und Verlangen aus. Eloise konnte das nicht sein, denn sie hatte noch nie so auf einen Mann reagiert. Sie starrte ihr Spiegelbild an und konnte es nicht fassen. Ihre Hände zitterten immer noch, als sie das Handy aus ihrer Tasche zog und die Nummer zwei ihres Kurzwahlspeichers drückte.
    „Lynn hier.“
    „Sag mal, bist du wahnsinnig? Das hättest du mir sagen müssen. Hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie ich mich gerade blamiert habe?“
    „Hallo meine Süße! Ich gehe davon aus, dass Victor eingetroffen ist.“
    „Lynn, wie konntest du mir das antun? Hast du mein Buch je gelesen? Du hättest wissen müssen, dass mich sein Anblick total aus der Bahn wirft.“
    „Weißt du, was ich wirklich bedauere?“
    „Ich kann es mir denken.“
    „Dass ich nicht dabei war.“
    „Und du willst meine Freundin sein? Mein Gott, Lynn, ich habe ihn Lucian genannt. Bloß gut, dass er keine Ahnung hat, wer das ist. Tu mir einen Gefallen und gib ihm das Buch nicht. Ich bring dich um, wenn du das tust.“
    „Wie gefällt er dir? Er ist heiß, nicht wahr?“, lenkte Lynn das Gespräch in eine andere Richtung.
    „Du bist wirklich unverbesserlich. Ich habe dir gerade erzählt, dass ich mich bis aufs Blut blamiert habe. Es ist egal, dass ich ihn unglaublich finde. Ich kann nicht einmal ins Büro zurück, ohne vor Scham im Boden zu versinken. Wie konntest du mir das antun?“
    „Nun beruhige dich mal wieder, Süße. Blamieren ist immer noch besser, als wenn du zitternd und mit offenem Mund sabbernd vor ihm gestanden hättest.“
    „Verdammt, Lynn, was glaubst du denn, was ich gemacht habe?“
    „Oh!“
    „Ja, oh. Jetzt sag mir gefälligst, wie ich ihm wieder unter die Augen treten kann?“
    „Atme tief durch, straff die Schultern und stell ihn dir als kleinen, dicken, unattraktiven Mann vor.“
    Eloise musste lachen. „Du bist mir keine große Hilfe.“
    „Er ist nett. Sei ganz du selbst.“
    „Sag mal, woher kennst du ihn überhaupt?“
    „Wenn ich das sage, fängst du wieder an zu zittern. Hör mal, meine Süße, ich muss jetzt Schluss machen. Ich ruf dich heute Abend an. Lass dir keine grauen Haare wachsen. Bis dann.“
    Eloise sah das Handy an. Dieser Satz konnte nur eins bedeuten: Victor Lazar sah nicht nur wie ihr Traum-Lucian aus, nein, er war es auch. Er war der erfahrene Sadist, der Führer und Lehrer, der sie in ihren Träumen besuchte und ihre Gelüste und Fantasien erfüllte. Lynn kannte ihn aus der SM-Szene, sonst hätte sie es ihr erzählt, und in der Tat fing Eloise schon wieder an zu zittern. Erneut ging sie zum Waschbecken und ließ kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen.
    Die Tür zu den Damentoiletten ging auf, und Diane warf einen fragenden Blick in den Raum.
    „Da bist du ja. Hamilton sucht dich überall. Dieser Lazar ist da. Den musst du dir ansehen. Er ist ein Traum. Ich beneide dich, dass du so eng mit ihm zusammenarbeiten wirst.“
    „Sie können ihn haben.“ Als Eloise diese Worte sagte, wurde ihr bewusst, dass sie das nicht ertragen würde. Diane war ein fleischgewordener Männertraum, groß, schlank, blond und nicht sehr helle. Der Gedanke, dass Victor Lazar auf solche Frauen stand, schnürte ihr die Kehle zu. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr die Realität. Sie war klein, nicht gerade dünn, rothaarig und aufbrausend. Diane war der Engel und sie der Kobold. Was machst du dir darüber Gedanken? Er hat dich wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen, und in diesem Fall wäre das sogar mal was Gutes. Sei doch froh, dass Männer auf blonde Dummchen stehen und nicht auf Kobolde. So kannst du wenigstens deine Arbeit erledigen. Jetzt los! Krieg den Arsch hoch, und stell dich ihm. Feigheit konnte dir noch nie jemand vorwerfen, und du wirst jetzt nicht damit beginnen.
    „Sagen Sie Mr. Hamilton, dass ich gleich im Besprechungszimmer bin. Danke, Diane!“
    Ihre Finger zitterten immer noch,
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