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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum
Autoren: Frances G. Hill
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beruhigend an, während er die Luke schloß.
    »Mach nicht so ein ängstliches Gesicht, Prinzessin. Ich bin ein ausgezeichneter Pilot«, sagte er leichthin. »Stimmt's, Maggie?«
    »Brillant«, erwiderte das Schiff trocken. »Immer vorausgesetzt, du bist nüchtern. Ich erinnere dich nur ungern an die Bruchlandung auf Coris V und die Beinahe-Kollision über Beta ...«
    »Danke, Maggie«, unterbrach Nikal sie hastig. Sein Gesicht war rötlich angelaufen. Ich kicherte. O'Malley hatte erreicht, was sie wollte, ich fühlte mich plötzlich entspannt und gut gelaunt.
    Der Sprung zurück zur Oberfläche erschien mir beinahe noch kürzer als unsere Hinreise. Wir landeten wieder auf dem Alten Turm, und ich blickte über die grünen Hügel von L'xhan, während Nikal den Flitzer tarnte. Das milde Licht des nahenden Herbstes lag über der nachmittäglichen Landschaft und ließ die Konturen dunstig und weich verschwimmen. Ich atmete tief ein und sog die wunderbar nach reifen Früchten und Laub duftende Luft in meine Lungen. Nach der völlig neutralen Atmosphäre des Schiffes roch es hier wie im Paradies, ich meinte, das Aroma des späten Kornsommers beinahe auf der Zunge zu schmecken. Eine tiefe, wortlose Liebe zu meiner Welt erfüllte fast schmerzhaft mein Innerstes. Nikal trat neben mich und folgte meinen wehmütigen Blicken.
    »Tut es dir leid?« fragte er gedämpft. Ich seufzte.
    »Es ist wohl mein Schicksal, innerlich zwiegespalten zu sein«, antwortete ich schließlich. »Wäre ich noch mein Bruder, würde ich l-leichten Herzens von hier fortgehen, weil ich wüßte, meine Schwester bliebe ja hier. Aber so ...« Ich zuckte mit den Achseln und versuchte ein schwaches Lächeln. Nikal drückte teilnahmsvoll meine Schulter. Wir stiegen den Turm hinunter, und ich wandte mich sofort zu Karas' Quartier. Ich wollte das Gespräch hinter mich bringen. Je länger ich es vor mir herschob, desto unangenehmer würde es ohne Zweifel werden.
    »Soll ich dich begleiten?« fragte Nikal. »Du kannst mich ja jederzeit fortschicken.« Ich nickte. Wahrscheinlich würde ich für jede Unterstützung dankbar sein.
    Zu meiner freudigen Überraschung empfing Karas mich zum ersten Mal seit langem nicht im Bett liegend, sondern er saß lesend in seinem geliebten Lehnsessel. Er sah besser aus als seit Wochen. Sein Gesicht hatte eine gesunde Farbe, und die schmerzlichen Linien waren nahezu vollständig verschwunden.
    »Großvater«, rief ich erfreut und küßte ihn auf beide Wangen. »Du siehst zehn J-Jahre jünger aus!« Er zog mich in eine feste Umarmung und tätschelte meine Schultern.
    »Es geht mir auch großartig«, erwiderte er munter. »Dein mürrischer junger Heilerfreund hat wahre Wunder vollbracht.« Er bemerkte Nikal, der in der Tür stehen geblieben war und winkte ihn herein. »Sei mir gegrüßt, Nikal. Ich danke dir, daß du mir meine Enkelin zurückgebracht hast.«
    Ich zuckte zusammen. Über Karas' frohe Miene fiel ein ahnungsvoller Schatten. Ich erwiderte voller Trauer seinen angstvollen Blick, und sein Gesicht fiel zusammen. Er preßte schmerzhaft meine Finger und flüsterte: »Du gehst fort? Du verläßt uns?« Ich konnte nicht antworten. Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
    Ich umarmte ihn und murmelte: »Ich werde nicht bei ihnen bleiben, Großvater. Es wird nur für einige wenige Jahre sein. Ich kann so vieles von ihnen lernen, was meinem Volk nützlich sein wird ...« Meine Stimme versagte.
    »Wir bringen sie Euch zurück, domu «, warf Nikal förmlich ein. »Ihr habt mein Ehrenwort.«
    Karas nickte schwach, ohne aufzublicken. Seine Hände lagen wie tote Gegenstände auf dem Buch in seinem Schoß. Sein rundes Gesicht wirkte enttäuscht und zutiefst verletzt. Endlich räusperte er sich und sah auf. Seine hellen, traurigen Augen fingen meinen Blick ein. »Ich könnte es dir verbieten«, sagte er matt. Ich biß die Zähne zusammen, unsicher, wie ich mich verhalten sollte. Nikal trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Ich warf ihm einen schnellen Blick zu. Er nickte erleichtert und ging hinaus.
    »Ich werde es nicht tun«, fuhr Karas mühsam fort. »Wir haben dir Schmerz und großes Unrecht zugefügt, Elloran. Du hast ein Recht auf eine selbständige Entscheidung über dein Leben. Ich will dich nicht zwingen, diese Bürde von meinen Schultern zu nehmen.« Er lächelte schwach. »Deine Freunde haben dafür gesorgt, daß ich die Krone noch einige weitere Jahre tragen kann. Ich begreife jetzt, daß man mir dieses Geschenk
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