Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab
Autoren: Tessa Hennig
Vom Netzwerk:
der Nähe mit ihrer Schwester zu finden, hätten dieses Glück, das sie empfand, nicht mal annähernd beschreiben können. Sie nahm Doro einfach nur in die Arme und spürte, wie sehr ihre Schwester diese Geste genoss. Die Seele wird ganz leicht, wenn man verzeihen kann, und noch leichter, wenn einem verziehen wird. Elli hatte das Gefühl, mit Doro auf einer Wolke zu schweben.

    Anja konnte gar nicht glauben, was sich da vor ihr offenbarte, als das Taxi vor der Casa Bella hielt. Die Pension war mit Blumenketten geschmückt, Limonenzweige lagen auf den Tischen, die reich mit dem Besten, was Capri an kulinarischen Leckereien zu bieten hatte, gedeckt waren. Heinz, Elli, ihre Mutter, Fabrizio und Roberto standen Spalier, nur für sie und natürlich Paolo, der ihr aus dem Wagen half und ihr die Krücken reichte.
    »Schaffst du’s, zu gehen?«
    Sie nickte. Und wenn sie auf allen vieren nach oben kriechen müsste. Es war kaum zu glauben, dass ihr Herzenswunsch in Erfüllung gegangen war, aber noch viel besser fühlte es sich an, ihrer Mutter mit Wärme und Zuneigung zu begegnen. Alle freuten sich sichtlich, dass sie wieder da war, sogar Heinz’ Chihuahua lief schwanzwedelnd und schnüffelnd um sie herum und schien sich zu freuen.
    »Anja, ich bin ja so froh, dass es dir bessergeht.«
    Endlich die Umarmung ihrer Mutter und das Gefühl von Geborgenheit. Beides fühlte sich unglaublich gut an.
    »Willkommen in eurem neuen Zuhause.« Paolos Vater gab sich ganz feierlich und begrüßte sie auf mediterrane
    Art mit einem Küsschen links und einem Küsschen rechts, woraufhin Paolo ihr sofort einen amüsierten Seitenblick zuwarf.
    Warum standen immer noch alle wie die Ölgötzen vor den bereits gefüllten Sektgläsern? Das Ganze erweckte den Eindruck, als könnte jeden Moment eine Torte auftauchen, aus der ein Partyhäschen hüpfte. Es lag etwas in der Luft, und Paolos Vater ließ es sich offenbar nicht nehmen, sich in stolze Posen zu werfen.
    »Ich war heute Morgen auf dem Gemeindeamt und bei meinem Anwalt.«
    Wie sehr er die anerkennenden Blicke aller Anwesenden genoss. Sein Ego hatte unter seiner jüngsten Veränderung, die selbst sein eigener Sohn noch nicht so recht fassen konnte, offenbar nicht gelitten.
    »Anja und Paolo.« Robertos Stimme klang feierlich, und so, wie er sie ansah, hätten sie sich auch auf ihrer eigenen Hochzeit befinden können. »Die Casa Bella gehört nun euch. Und wehe, ihr macht nicht das beste Restaurant von ganz Capri daraus.«
    Anja war zutiefst gerührt. Fabrizio drückte ihr und Paolo ein Champagnerglas in die Hand. Zeit für einen Toast.
    »Auf Anja und Paolo!«, rief Tante Elli überglücklich.
    »Auf die Casa Bella!« Auch Fabrizios Freude schien die Sonne zu überstrahlen.
    Auf seine Erfahrung und Hilfe würden sie bei der Wiedereröffnung der Casa Bella gewiss nicht verzichten.
    »Macht euch mal keine Sorgen. Ich werde euch meine Hotelgäste vorbeischicken und obendrein alles, was Rang und Namen hat«, fuhr Roberto fort. »Und wenn ich sie herprügeln muss.«
    »Es ist sehr vorteilhaft, wenn man einen Vater mit den besten Verbindungen zur ehrenwerten Gesellschaft hat.« Fabrizios Augenzwinkern war offenkundig nur für Paolos Vater gedacht, der den Seitenhieb ebenso wie das allgemeine Gelächter von allen Anwesenden ohne mit der Wimper zu zucken einsteckte.
    »Ich habe noch etwas für dich«, sagte Tante Elli und trat an Anja heran. Sie hielt eine kleine Schatulle in der Hand, die sie ihr feierlich überreichte.
    »Das hier hat deinem Großvater gehört. Meine Mutter hat es mir gegeben, als Glücksbringer. Ich denke, du kannst ihn gut gebrauchen.«
    Anja öffnete die Schatulle. Auf roten Samt gebettet lag ein goldener Teelöffel darin, in dessen Stiel die Initialen A. C. eingraviert waren. Alessandro Castiglione — ihr Großvater!
    »Ja, so wie es aussieht, bleibt die Casa Bella ein Familienbetrieb«, sagte Roberto.
    Paolos Vater musste wohl immer das letzte Wort haben.

    Heinz hatte zwar schon viel von der Welt gesehen und schier Unglaubliches erlebt, aber die letzten Stunden mussten für Dorothea, Anja, Roberto, seinen Sohn und für Elli eine Achterbahnfahrt der Gefühle gewesen sein. Er freute sich für sie alle, vor allem für Elli, die es tatsächlich geschafft hatte, sich mit ihrer Schwester zu versöhnen. Seine Freude war allerdings nicht ungetrübt. Das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören, hatte sich schon am vergangenen Abend eingeschlichen, als Dorothea und Elli allein zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher