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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt
Autoren: Timo Parvela
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stieg aus und gab dem Weihnachtsmann ein dickes Bündel Geldscheine. Dann stieg er wieder ein, und der Bus fuhr in ungefähr dieselbe Richtung, in die der Lehrer geflogen war. Er nahm nur den Weg um den See herum und nicht darüber weg.
    »Die Einheimischen hier sind wirklich nett«, sagte Pekka.
    »Ich hab’s gewusst«, schniefte Mika. »Der Lehrer ist nach Hause geflogen und hat uns zurückgelassen.«
    »Der Junge kann sagen, was er will: Er hat ein Händchen fürs Geschäft«, sagte der Weihnachtsmann zufrieden.
    Er pfiff fröhlich vor sich hin, während er ins Haus ging, um die Flugaufsicht anzurufen, wie er sagte.
    Die Flugaufsicht passt auf, dass niemand in der Luft herumfliegt, der dort nichts verloren hat, wusste Timo.

19
    Als er zurückkam, war unser Lehrer ein neuer Mensch. Die Hubschrauber der Luftaufsicht fanden ihn erst am nächsten Morgen, aber den Lehrer störte das kein bisschen. Er hatte die ganze Nacht in seiner Flugmaschine gesessen und sich an dem Feuerchen gewärmt, das er nach seinem Absturz mit dem restlichen Benzin gemacht hatte. Er hatte irgendwo in der Einsamkeit gesessen und der Stille gelauscht.
    »Weißt du noch, wie ich dir von meinem Traum erzählt habe? Vom Vollmond und dem Heulen der Kojoten in der Wildnis?«, fragte er seine Frau, als wir nach dem Frühstück alle zusammen noch ein Weilchen in der Stube saßen.
    »Liebling, bist du auch ganz bestimmt in Ordnung?«, fragte seine Frau zurück.
    »Das alles habe ich heute Nacht gefunden: den Vollmond, die Kojoten und die Wildnis. Dabei hatten wir es schon die ganze Zeit vor der Nase«, erklärte der Lehrer, und seine Stimme zitterte dabei vor Aufregung.
    »Liebling, wovon sprichst du?«, fragte seine Frau.
    »Ich habe die Kojoten gehört. Sie heulten den Vollmond an, und ihre Stimmen schlugen Wunden in die Stille«, sagte der Lehrer versonnen.
    »Letzte Nacht war der Himmel bewölkt, Kojoten gibt es in Nordafrika, und du hast eine Notlandung auf dem Parkplatz eines Supermarkts gemacht«, erklärte seine Frau und befühlte seine Stirn.
    »Es kann eben nicht alles perfekt sein«, antwortete der Lehrer. »Man muss sich über das freuen können, was man bekommt, und sich nicht darüber ärgern, was man nicht bekommt.«
    » Du hast wahrscheinlich einen Schlag auf den Kopf bekommen«, vermutete seine Frau.
    »Ich habe ein Geschenk bekommen. Ich habe ein neues Zuhause bekommen und eine neue Aufgabe. Ich habe mein Glück gefunden. Ich bleibe hier!«, jubelte der Lehrer und umarmte seine Frau.
    Wir waren, ehrlich gesagt, ein bisschen verwirrt. Wir freuten uns natürlich für den Lehrer, dass er sein Glück gefunden hatte, aber wir machten uns auch Sorgen, wer uns retten sollte, wenn der Lehrer da blieb und der neue Weihnachtsmann wurde.
    »Paps!«, rief der Lehrer und rannte zur Tür, um den Weihnachtsmann zu umarmen, der gerade in die Stube trat. Kurz davor hatten wir ihn mit einer Schaufel über der Schulter aus dem Schuppen kommen sehen.
    Der Weihnachtsmann hatte den ganzen Morgen damit verbracht, den Tunnel des Lehrers zuzuschaufeln. Der Tunnel, den wir für einen Fluchttunnel gehalten hatten, hatte nämlich nur von der Lehrerhütte bis zum Schuppen geführt. Dort hatte der Lehrer heimlich an seiner Monsterflugmaschine gebastelt, und niemand hatte was gemerkt, weil der Weihnachtsmann ja das große Vorhängeschloss an die Tür gehängt hatte.
    »Mein Sohn«, sagte der Weihnachtsmann und umarmte den Lehrer.
    »Ich bleibe hier«, sagte der Lehrer.
    »Ich wusste, dass du irgendwann Vernunft annehmen wirst«, sagte der Weihnachtsmann.
    »Das würde ich so nicht sagen«, hörten wir die Frau des Lehrers murmeln.
    »Aus dem hier machen wir was Großartiges«, sagte der Lehrer und zeigte aus dem Fenster auf die Hütten und den See.
    »Ich denke eigentlich, es könnte alles so klein und bescheiden bleiben, wie es ist«, sagte der Weihnachtsmann.
    »Das hier wird ein Wildpark, ein Serengeti des Nordens! 6 Tausende, was sag ich, Hunderttausende von Menschen werden hierherkommen, um der Stille der unberührten Wildnis zu lauschen, in der noch Kojoten frei herumlaufen und nachts den Mond anheulen«, schwärmte der Lehrer.
    »Bist du sicher, dass es hier Kojoten gibt?«, fragte der Weihnachtsmann vorsichtig.
    »Wusstest du, dass der Weihnachtsmann frei erfunden ist und trotzdem Zehntausende von Touristen nach Lappland kommen, um ihn zu sehen?«, fragte der Lehrer zurück. Er kratzte sich am Kopf, als müsste er über irgendetwas nachdenken, dann fuhr er
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