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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
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leichten Stoß mit der Fußspitze an den Kopf. „Halt deinen
Mund, du machst Achim nur bockig!“ sollte dieser Stoß bedeuten.
    Und tatsächlich: Auf Katjes gutes Zureden hin
setzte sich der Junge in Bewegung.
    „Siehst du, das geht doch ganz schön!“ lobte
Katje ihn nach einer Weile. „Wir brauchen ja gar nicht schnell zu machen. Wir
haben Zeit genug.“
    „So, nun sind wir bald unten!“ sagte sie dann
eine Weile später. „Das Schlimmste haben wir hinter uns!“
    Und endlich, endlich war es geschafft! Die drei
Kinder saßen nebeneinander auf dem Grasrand eines Rosenbeetes und waren froh,
daß sie den Abstieg hinter sich hatten.
    Ja, auch Elke und Katje waren froh. Sie waren
beide noch niemals auf einem so hohen Baum gewesen und hatten ihre ganze Kraft
zusammennehmen müssen, um heil nach unten zu gelangen.
    Achim sah so blaß aus, daß sie anfingen zu
glauben, ihm sei wirklich schwindelig geworden. Und das war etwas ganz Ekliges,
das wußten sie. Sie hatten einmal mit ihrer Klasse einen hohen Kirchturm
bestiegen, und da war der besten und mutigsten Turnerin oben schwindelig
geworden, und die Lehrerin hatte große Sorge um sie gehabt.
    „Du hast deine dritte Probe bestanden!“ sagte
Elke nun freundlich.
    Der Junge blickte überrascht auf. „Bestanden?“
    „Natürlich! Es ist schwer, von einem Baum ‘runterzukommen;
und daß du schwindelig geworden bist, dafür hast du nichts gekonnt.“
    Achim blieb verdutzt.
    Da lachte Elke. „Du mußt dir nichts dabei
denken, daß wir uns da oben ein bißchen gezankt haben. Dafür bist du nun auch
Ritter. Und Emil wird dein Knappe. Wir wollen fein spielen. Du mußt die Burg
belagern und mich rauben und all so was. — Ist dir wieder ein bißchen besser?“
fügte sie fast liebevoll hinzu, denn es tat ihr jetzt leid, daß sie vorhin so
grob gewesen war. Achim nickte dankbar.
    „Erzähle deiner Mutter nur gar nicht, daß dir
schwindelig geworden ist“, riet Elke.
    „Nein, ich sage nichts.“
    „Früher bist du ja manchmal krank gewesen, aber
jetzt kannst du alles ebensogut wie andere Jungen.“
    „Klar!“ sagte Achim. - -
     
    Es folgte eine herrliche Zeit, und das frühere
Gartenhäuschen, die jetzige Burg Elkenstein, mit dem großen grünen Rasen davor
wurde der Schauplatz kühner Taten und ritterlicher Kurzweil.
    Elke, Katje und Achim gingen den ganzen Tag in
ihrer Ritterkleidung einher, und in den Nachmittagsstunden kam Emilie dazu, und
auch für sie hatte Frau Wendel ein schönes blauseidenes Knappenwams
geschneidert. Achim war in roten Samt gekleidet, ein Barett mit einer weißen
Straußenfeder auf dem Kopf. Elke trug ein langes, weites hellblaues Miederkleid
und eine kleine Kappe aus Silberstoff, was entzückend aussah zu ihrer frischen
Haut und dem blonden Haar. Katje war in Rosa und sah auch sehr hübsch aus; sie
trug ihre dunkelbraunen Zöpfe, mit bunten Bändern durchflochten, um den Kopf
gesteckt.

     
    Der Garten stand in weißen Blüten und im
strahlenden Grün des jungen Laubes. Dazu war jeden Tag so herrliches
Sonnenwetter, daß die ganze Welt überzufließen schien von Helligkeit und Glanz
und Freude.
    Wer die Kinder in ihren leuchtenden Gewändern
durch den Garten gehen sah, konnte wirklich glauben, er sei in ein Märchenland
versetzt worden.
    Und was war nur aus Achim geworden! Aus
demselben Achim, der am Tag von Elkes Ankunft mißbilligend das Gesicht verzogen
hatte, weil der kleine Ali irgendwo im Garten ein bißchen gebuddelt hatte!
Heute ritt er auf seinem hellbraunen „Lord“ seelenvergnügt die gepflegten Wege
entlang, um zum Elkenstein zu gelangen, und kümmerte sich nicht darum, daß die
Pferdehufe böse Löcher in den Kies rissen.
    Auf dem Grasplatz vor der Burg wurden
Ritterspiele veranstaltet: Steinwerfen, Springen, Speerwerfen. Und alles ganz
im Geist der heldischen Brunhild: die Frauen machten alles mit, was die Männer
taten, und Elke war meist die Siegerin.
    Achim hätte am liebsten auch einmal seinen Lord
auf dem Rasen vorgeführt, aber da ihm sowohl der Gärtner als auch sein Vater
mit einer gehörigen Strafe gedroht hatten, falls er sich je wieder einfallen
lassen sollte, sein Pferd auf die Gartenwege oder gar auf den Rasen zu führen,
so hatte er seiner neu erwachten Unternehmungslust wohl oder übel Zügel anlegen
müssen.
    Katje hatte sich eine Laute gemacht. Der
Stallbursche Heinrich hatte ihr dabei geholfen. Es war eine ganz großartige
Laute geworden aus ein paar zusammengenagelten, braun angestrichenen Latten
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