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Elixir

Elixir

Titel: Elixir
Autoren: H Duff
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spät war.
    Ich streckte die Hand nach einem unserer schlimmsten Feinde aus, aber ich hatte keine andere Wahl– nur die vage Hoffnung, dass es vielleicht funktionierte. Jetzt konnte ich nur noch abwarten.
    » Rayna lässt dich grüßen«, sagte ich und gab Sage das Handy zurück.
    Dann setzten wir unsere Fahrt an jenen Ort fort, den Sage ausgewählt hatte, um seinem Leben ein Ende zu setzen.
    Als wir am Kujukuri Beach ankamen, blieben uns noch etwa dreißig Minuten.
    Wir stiegen alle drei aus dem Wagen, doch Sage legte Ben eine Hand auf die Schulter.
    » Wenn es dir nichts ausmacht… wäre ich gern mit Clea allein.«
    Es war Ben anzusehen, dass Sages Worte ihn trafen, dann sah er zwischen Sage und mir hin und her. » Natürlich«, sagte er.
    Die beiden standen sich verlegen gegenüber, in dem Bewusstsein, dass sie sich zum letzten Mal sahen. Schließlich streckte Ben die Hand aus. » Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Sage betrachtete ihn einen Moment lang, dann nahm er seine Hand und zog ihn zu einer Umarmung an sich. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr und Ben nickte, als sie auseinandertraten.
    Sage nahm meine Hand und wir liefen gemeinsam zu dem langen, breiten Strand hinunter, der mit hohen Dünen übersät war und vor einem Wohngebiet lag, das sich um diese Uhrzeit in tiefem Schlaf befand. Wir gingen, bis wir nur noch drei Meter vom Wasser entfernt waren und der Sand fester war, hielten jedoch genug Abstand, dass die Wellen nicht heranreichten und Sages Pläne durchkreuzen konnten.
    Auf der Fahrt hierher hatte ich mich stark gefühlt. Ich wollte nicht glauben, dass das hier wirklich geschehen sollte, und hatte sogar einen Plan geschmiedet, um es zu verhindern.
    Aber jetzt standen wir tatsächlich hier, wenige Minuten vor Mitternacht, und es gab keine Garantie, dass mein Plan aufgehen würde. Wenn nicht, war es vorbei. Ich konnte Sage den Dolch nicht einfach wegreißen. Wenn er das hier durchziehen wollte, dann würde er es tun.
    Mir stiegen Tränen in die Augen und ich gab mir Mühe, damit meine Stimme nicht brüchig klang.
    » Was nun?«
    » Ich mache Feuer, wie Magda es gesagt hat, und zähle all die irdischen Freuden auf, denen ich entsage.«
    Er nahm meine Hand und führte mich zu einem trockenen Flecken Sand, dann zog er mich an sich und küsste mich lang und innig.
    Das war’s. Ich begann zu weinen.
    » Tu es nicht«, flehte ich ihn an. » Du musst das nicht.«
    » Doch. Sogar dein Vater wusste es.«
    Darauf konnte ich nichts erwidern. Ich musste so sehr weinen, dass ich nichts herausbekam. Sage beugte sich zu mir und küsste mich oben auf den Kopf. Auch in seinen Augen standen Tränen. Als er sich von mir löste, packte ich seine Hand und zog ihn wieder an mich. Laut schluchzend klammerte ich mich an ihn. Wenn ich ihn nur fest genug hielt, dann konnte er seinen Plan nicht in die Tat umsetzen. Dann hätte ich einen weiteren Tag, und wenn ich einen herausschlagen konnte, dann auch mehr. Ich musste ihn bei mir behalten, um jeden Preis.
    Sanft, aber bestimmt schob Sage mich weg. Seine Arme nicht mehr zu spüren, war das schlimmste Gefühl überhaupt. Es fühlte sich an wie zu sterben. Ich sank in den Sand, völlig hilflos und verlassen.
    Während ich weinte, machte Sage sich ans Werk. Er trug Äste zusammen und zündete ein kleines Feuer an, um das herum er mit einem Zweig Zeichnungen in den Sand ritzte. Heraus kam ein Kreis von Bildern, die sein Leben zeigten… seine Zeit mit mir.
    Er kam zu mir zurück, nahm meine Hand und ich hielt mich daran fest wie an einem Rettungsseil. Als er den Arm um mich legte, schmiegte ich mich so eng wie möglich an ihn und versuchte, mir einzuprägen, wie sich sein Körper an meinem anfühlte.
    Von einem Bild zum nächsten nahm Sage mich mit auf eine kurze Reise durch unsere gemeinsamen Leben. Sage und Olivia in einem Ruderboot auf dem Tiber. Sage und Catherine, die über eine Wiese tanzten. Sage und Anneline am Tag ihrer Hochzeit vor dem Traualtar. Sage und Delia, die sich über das Klavier hinweg anlächelten. Sage und ich am Strand von Rio, wo wir uns zum allerersten Mal gesehen hatten.
    Es war ein richtiges Kunstwerk. Wir waren ein Kunstwerk. Ich wollte nicht glauben, dass es nun zerstört werden sollte.
    Als ich ein Schniefen hörte, merkte ich, dass auch Sage weinte. Ich blickte zu ihm auf, sodass er mir in die Augen sehen musste. » Tu es nicht«, flehte ich noch einmal.
    » Ich muss«, stieß er mit erstickter Stimme hervor.
    Er riss den Blick von mir los und sah
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