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Elfenzauber (Mithgar 1)

Elfenzauber (Mithgar 1)

Titel: Elfenzauber (Mithgar 1)
Autoren: Dennis L. McKiernan
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war.
    Aiko blieb einige Momente mit geschlossenen Augen stehen, die Arme seitlich ausgestreckt, sodass die grünen, roten, blauen, gelben und violetten Bänder reglos herabhingen. Dann wirbelte sie mit wehenden Bändern herum, und plötzlich hielt sie die Schwerter in den Händen, deren Stahl im Kerzenschein funkelte und blitzte. Sie tanzte – oder übte, je nachdem, wie man es sah –, drehte sich hierhin und wand sich dorthin, rückte vor, wich zurück, sprang hoch und landete, vorwärts, rückwärts, seitlich, während die Schwerter kreisten und sie ihren Griff wechselte, sodass die Klingen an den Unterarmen anlagen, nur um wieder nach vorn zu schnellen. Sie stieß vorwärts und nach hinten, und ihre Klingen zerschnitten die Luft so rasch, dass sie summten. Ständig bewegten sich ihre Schwerter, während die bunten Bänder ihr wie die Streifen eines Regenbogens folgten und die Menge Oh und Ah machte. Immer schneller wirbelte und drehte sie sich dem erhöhten Platz der Königin entgegen, ein verschwommener Wirbelwind aus Leder, Bronze, Stahl und Farben, bis sie die Stufen erreicht hatte und plötzlich stehen blieb, dem Thron zugewandt, die Schwerter nun in der Scheide – wie und wann sie das geschafft hatte, vermochte niemand zu sagen. Langsam und bedächtig setzte sie ihren Helm ab und verbeugte sich tief vor der Königin.
    Der Saal brach in Beifallsrufe und donnernden Applaus aus, und selbst die Königin schlug auf ihren Speisentisch, sodass Geschirr und Besteck klirrten. Delon erhob sich in seinem schimmernden Grün und Blau und applaudierte, und er setzte seinen schillernden, gefiederten Hut ab, schwenkte ihn und verneigte sich tief. Als die Königin das sah, blitzte Wut auf ihrem Gesicht auf, welche rasch einem Lächeln wich, das nicht weiter reichte als bis zu ihren Mundwinkeln. Sie hob die Hände und gebot Ruhe, und als Stille eingekehrt war, sagte sie: »Sehr beeindruckend, aber ich frage mich, ob es so tödlich ist, wie es aussieht.«
    Gudrun wandte sich nach links und rief: »Stahl.« Ein hoch gewachsener Mann in schwarzem Leder mit einem Säbel am Gürtel erhob sich an einem Tisch in der Nähe und verbeugte sich: »Majestät?«
    »Stahl, Ihr seid mein Kämpe. Könnt Ihr diese fremde Kriegerin besiegen?«
    Die Menge hielt wie auf Befehl den Atem an, und Egil machte Anstalten, seinen Platz rechts vom Thron zu verlassen, aber ein funkelnder Blick und eine erhobene Hand Aikos ließen ihn innehalten.
    Stahl lächelte und betrat das Amphitheater. Er war sehnig und hager, vielleicht dreißig Jahre alt, und er überragte Aiko mindestens um Haupteslänge. »Meine Königin, die wahre Prüfung für das Schwert liegt in der Schlacht… nicht in einem Tanz.«
    Gudrun wandte sich an Aiko. »Was sagt Ihr, Schwertkämpferin, werdet Ihr Eure Fähigkeiten mit denen meines Kämpen messen?«
    Aiko sah Stahl an, der nun in der Nähe stand, und sagte: »Ich kämpfe nicht zum Spaß.«
    Stahl schnaubte verächtlich, aber die Königin hob eine Augenbraue. »Ah, goldene Kriegerin, dann kämpft Ihr also aus Prinzip oder für eine Belohnung?«
    Aiko sah Gudrun ausdruckslos an. »Für das eine wie für das andere.«
    »Was wollt Ihr also dafür haben?«
    Aiko ignorierte Egils verneinende Geste und fragte: »Was bietet Ihr an?«
    Die Königin gestikulierte großzügig. »Wenn Ihr gewinnt, nehmt, was Ihr wollt.«
    Sich verstellend, schaute Aiko sich um und ließ den Blick über Goldpokale, Juwelen und andere Reichtümer schweifen. »Würdet Ihr mir einen Ring geben?«
    Gudrun hob die Hände, sodass Aiko die Juwelenringe an ihren Fingern sehen konnte. »Jeden, den Wir tragen.«
    Immer noch ihren wahren Wunsch verheimlichend, drehte Aiko sich um und zeigte auf ein Serviermädchen. »Würdet Ihr mir auch einen Leibeigenen geben?«
    Gudrun lächelte. »Jeden Unserer Sklaven.«
    Jetzt näherte Aiko sich dem, was sie wirklich wollte, und deutete auf die Wand zur Linken. »Würdet Ihr mir auch ein Tier aus Eurem Garten geben oder vielleicht einen Vogel?«
    Stahl knurrte: »Sie macht Ausflüchte, Majestät.«
    Verärgert erwiderte Gudrun: »Wenn Ihr gewinnt – ha! –, werden Wir Euch alle vier Dinge geben, einen Ring, einen Leibeigenen, ein Tier und einen Vogel. Nehmt Ihr an?«
    Aiko lächelte zögernd. »Oh, ich werde nur eins davon nehmen, nicht alles, wenn ich Euer Wort bekomme, dass Ihr mir das Gewünschte freiwillig gebt.«
    »Ihr geht zu weit, Frau aus den fernen Ostlanden, wenn Ihr Unser Wort anzweifelt. Doch Wir, Gudrun die
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