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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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musste sich räuspern, um seiner Stimme überhaupt Kraft zu geben, »wieso hat der Befehlshaber ausgerechnet uns beide als Gefährten auserwählt?«
    Marinel bewegte sich in seinen Armen, und es schien ihm, dass sie nun zu ihm aufblickte. »Vielleicht, weil wir beide die Besten in der Gruppe sind«, sagte sie mit schwacher Stimme, in der aber immer noch ihre charakteristische Fröhlichkeit mitschwang.
    Valuar unterdrückte ein Lachen. Wie direkt sie stets war! »Nun …« Er atmete ein paarmal tief ein, um Kraft zum Sprechen zu finden. »Der Befehlshaber muss seine Gründe gehabt haben.«
    »Vielleicht wollte er unsere Kameradschaftlichkeit testen. Wir beide haben bisher alle Wettbewerbe gewonnen, und so wollte er vermutlich herausfinden, ob wir zur Zusammenarbeit fähig sind oder uns aus Konkurrenzgründen …«
    »… gegenseitig umbringen?«, fragte er belustigt, was Marinels Körper in seinen Armen vor Lachen beben ließ.
    »Ich wollte sagen – Steine in den Weg legen, aber ja, du hast recht.« Sie holte keuchend Atem und brauchte eine Weile, ehe sie weitersprechen konnte. »Für die Silberritter ist es äußerst wichtig, dass sie sich auf ihre Kameraden verlassen können. Der Befehlshaber wollte wohl herausfinden, ob wir lediglich gut mit dem Schwert umzugehen vermögen.«
    Valuar nickte. »Da magst du recht haben.« Ihre Theorie war einleuchtend, auch wenn er innerlich nur den Kopf darüber schütteln konnte. Jeder, der seine Gefühle zu deuten vermochte, würde sehen, dass er seinen Platz als Ritter jederzeit an Marinel weitergeben würde. Und bevor er ihr Schaden zufügte,würde er sich lieber seine eigenen Hände abschlagen lassen. Marinel war das reinste und ehrlichste Wesen, das ihm je begegnet war. Für sie bedeutete der Rittereid alles, für Valuar war die Ausbildung lediglich eine Pflichterfüllung. Viel lieber würde er durch ganz Elvion reisen, von Hof zu Hof, von Palast zu Palast, um zu musizieren, Geschichten zu erzählen und neue zu erfahren. Er beherrschte die Schwertkunst, doch es waren für ihn lediglich mechanische Bewegungsabläufe, die er abzuspulen vermochte. Er hatte wohl ein natürliches Talent dafür, doch anders als Marinel verspürte er keinen Funken Leidenschaft dabei. Doch leider konnte er das Rittertum nicht aufgeben, denn seine Familie erwartete von ihm, dass er der größte Silberritter aller Zeiten wurde. Ja, sein Land erwartete es von ihm, und seit Marinel in sein Leben getreten war, konnte er dem Ganzen immerhin etwas Gutes abgewinnen.
    »Was meinst du, welche Prüfung die anderen wohl absolvieren mussten?«, riss Marinel ihn aus seinen Gedanken. »Ob sie wohl auch am Fuße eines Berges ausgesetzt wurden, mit der Aufgabe, ohne Waffen und magische Hilfe wieder zurückzukehren?«
    Valuar zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber mir hat der Befehlshaber mit diesem Ort durchaus einen Vorteil verschafft.«
    Ein atemloses Kichern war die Antwort, und Valuar spürte unmittelbar eine innere Wärme in sich aufsteigen. Sie war einfach bezaubernd.
    »Valuar von Valdoreen«, flüsterte sie in seinen Umhang, und es schien ihm, als bekäme sein Name, wenn sie ihn aussprach, eine besondere Bedeutung. Sie tat es, als wäre er etwas sehr Wertvolles. »Zurückgekehrt in die Heimat, in das Land des Schnees.« Sie richtete sich ein wenig auf, und jetzt war er sich sicher, dass sie ihn ansah. Sie war ganz nah bei ihm, erkonnte ihren heißen Atem auf seinem Gesicht spüren. Er war süß, wie das Obst, das sie soeben gegessen hatten.
    »Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte«, flüsterte sie. »Allein diese Stiefel und Handschuhe hätte ich völlig falsch hergestellt.«
    Valuars Ohren rauschten, und in seiner Brust raste es wie wild. So konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Doch er musste sich konzentrieren! »Das Fell nach innen«, brachte er krächzend hervor. »Das ist das Wichtigste.«
    Marinel kicherte erneut und ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken. Nun hatte er seine Gelegenheit verpasst! Der Atem entwich ihm mit einem lautlosen Stöhnen. Er war solch ein Feigling! Sag etwas, befahl er sich stumm. Sag irgendetwas, bring sie dazu, sich noch einmal aufzurichten, dir noch einmal so nahe zu kommen. Marinel, ich liebe dich.
    Er kniff die Augen zusammen. Sprich es aus! , dachte er immer wieder wütend auf sich selbst. Sprich es endlich aus!
    »Der Vetter meines Vaters musste eine ähnliche Aufgabe bewältigen«, hörte er sich plötzlich sagen. Vielleicht könnte er
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