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Elfenherz

Titel: Elfenherz
Autoren: Holly Black
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zu fordern, dein Herz zurückzugewinnen und dann auch noch zur Hauptverkehrszeit hierher zurückzufahren.«
    Val musste lachen, aber sie lachte zu laut und zu schrill, das hörte sie selbst. Ravus sah sie eindringlich an, und sie fragte sich, ob er es wohl furchtbar fand, dass ausgerechnet sie ihn gerettet hatte.
    Ob er darunter litt, jemandem etwas zu verdanken, den er nicht ausstehen konnte?
    Stöhnend versuchte Ravus, sich hinzusetzen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht, und er fiel wieder zurück. »Ich bin ein Narr«, sagte er.
    »Bleib, wo du bist.« Val huschte zu einer Decke und legte sie Ravus unter den Kopf. »Ruh dich aus.«
    »Ich werde durchkommen«, sagte er.
    »Wirklich?«, fragte Val.
    »Wirklich.« Er streckte die Hand aus, um ihre Schulter zu drücken, aber sie zuckte zusammen, als seine Finger die Wunden an ihrem Rücken streiften. Er sah ihr lange in die Augen und zog dann ihr T-Shirt ein Stück weit hoch. Selbst aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass es steif war vor Blut. »Dreh dich um.«
    Sie ging auf die Knie und zog ihr T-Shirt über den Kopf. So blieb sie einen Augenblick und ließ dann das T-Shirt wieder über ihren Rücken fallen.
    »Ist es schlimm?«

    »Luis«, sagte Ravus mit scharfer Stimme. »Bring mir ein paar Sachen von meinem Tisch.«
    Luis sammelte die verschiedenen Ingredienzien rund um den umgestürzten Arbeitstisch ein und stellte sie neben Ravus auf den Boden. Erst zeigte Ravus Luis, wie er Vals Rücken behandeln und salben sollte, dann half er ihm beim Verarzten seiner eigenen Piercingwunden. Schließlich verwebte er Amaranth, salzige Krusten und lange Stängel grünen Grases. Er reichte Luis das Gewinde. »Binde das zu einer Krone und setze sie auf Davids Stirn. Ich kann nur hoffen, dass es genügt.«
    »Nimm das Auto«, sagte Val. »Komm zurück, sobald du kannst.«
    »Ist gut«, sagte Luis. »Ich bringe Ruth mit.«
    Ravus berührte Luis am Arm. »Ich habe darüber nachgedacht, was gesagt und nicht gesagt wurde. Wenn es an beiden Höfen Gerüchte über deinen Bruder gibt, ist er in großer Gefahr.«
    Luis stand auf und sah aus dem Fenster auf die schimmernde Stadt. »Ich muss mir nur was ausdenken. Ich muss ihnen etwas anbieten; bis jetzt habe ich es immer geschafft, meinen Bruder zu beschützen. Das werde ich auch weiterhin tun.« Er sah Ravus an. »Wirst du es jemandem erzählen?«
    »Ich schenke dir mein Schweigen«, erwiderte Ravus.
    »Ich werde versuchen, es wirklich zu verdienen.« Luis schüttelte den Kopf, als er durch den Plastikvorhang ging.
    Val sah ihm nach. »Was glaubst du, wie es mit Dave weitergeht?«, fragte sie leise.

    »Ich weiß nicht«, antwortete Ravus ebenso leise. »Ich muss gestehen, dass ich mir mehr Sorgen um Luis mache.« Er drehte sich um. »Und um dich. Du siehst schrecklich aus, weißt du das eigentlich?«
    Sie lächelte, aber das Lächeln verging ihr sofort. »Ich bin schrecklich.«
    »Ich weiß, dass ich mich dir gegenüber unmöglich verhalten habe.« Er wandte den Blick auf die Bodendielen und sein eigenes Blut, und Val dachte, wie seltsam es doch war, dass er manchmal ganze Jahrhunderte älter wirkte, manchmal aber genauso alt wie sie. »Es hat mich mehr verletzt als ich dachte, was Mabry gesagt hat. Es war einfacher zu glauben, dass deine Küsse trogen.«
    »Du hast wirklich geglaubt, ich würde dich eigentlich nicht mögen?«, fragte Val überrascht. »Glaubst du jetzt, dass ich dich wirklich mag?«
    Er drehte sich zu ihr, die Unsicherheit ins Gesicht geschrieben. »Du hast eine Menge auf dich genommen, damit wir diese Unterhaltung führen können, aber... ich möchte daraus nicht zu viel auf das schließen, was ich mir erhoffe.«
    Val legte sich neben ihn und schob ihren Kopf in seine Armbeuge. »Was erhoffst du dir?«
    Er zog sie an sich, wobei er sorgsam darauf achtete, ihre Wunden nicht zu berühren, als er sie in den Arm nahm. »Ich hoffe, dass du für mich empfindest, was ich für dich empfinde.« Seine Stimme wehte wie ein Seufzer über ihren Hals.

    »Und was ist das?«, fragte sie. Ihr Mund lag so nah an seinem Kinn, dass sie das Salz auf seiner Haut spürte, wenn sie die Lippen bewegte.
    »Du hast heute Nacht mein Herz in deinen Händen getragen«, sagte er. »Aber es fühlt sich so an, als würdest du das schon viel länger tun.«
    Sie lächelte und ließ es zu, dass ihr die Augen zufielen. Sie lagen nebeneinander in der Brücke, und draußen leuchteten die Lichter der Stadt wie vom Himmel fallende Sterne, als sie
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