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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wurde ihm klar, dass diese Falle ganz allein ihm gegolten
hatte: Piktische Ritter waren nicht mit denen zu vergleichen, die er vom Hofe König Artus’ kannte. Ihre Kleidung
bestand zumeist aus roh gegerbtem Leder, das manchmal
mit rostigen Eisenplatten verstärkt worden war, ihre Waffen waren fast immer alt, grobschlächtig, und sie pflegten
durch Tollkühnheit und Wut wettzumachen, was ihnen an
Fertigkeit im Umgang mit ihren Waffen fehlte. Diese Reiter aber waren anders. Auch ihre Rüstungen waren alt und
zerschrammt und verbeult, aber sie waren über die Maßen
schwer gepanzert und dasselbe galt für ihre Pferde. Auch
waren sie statt der üblichen Keulen und kurzen Schwerter
mit Lanzen und langen, schlanken Klingen bewaffnet. Sie
hatten sich ganz eindeutig darauf vorbereitet, gegen einen
Feind anzutreten, den sie nur besiegen konnten, wenn sie
ihn lange genug auf Distanz hielten und Rüstungen trugen,
die selbst dem Hieb seines Zauberschwertes möglicherweise standhalten konnten.
Lancelots Gedanken begannen sich zu überschlagen.
Mit einem Male erschien das Verhalten des Reiters vorhin in einem ganz anderen Licht. Was er in den Augen des
Mannes gelesen hatte, das war Mutlosigkeit gewesen, ein
Ergeben in sein Schicksal – aber der Mann hatte gewusst ,
was ihn erwartete. Er hatte sich ganz bewusst geopfert , um
seinen Kameraden Gelegenheit zu geben, in Stellung zu
gehen und die Falle endgültig zuschnappen zu lassen. Und
das wiederum bedeutete nichts anderes, als dass die Pikten
ganz genau wussten, dass er hier war, und auch warum.
Hinter ihm erscholl ein dumpfer Laut. Lancelot sah sich
hastig um und erkannte, dass einer der Pikten tatsächlich
versucht hatte die Böschung hinabzuklettern, hatte aber
auf halbem Wege den Halt verloren und war schwer gestürzt. Die anderen hüteten sich daraufhin, auf demselben
Weg zu ihm zu gelangen. Aber sie rannten los, um den
Weg auf dieselbe Weise zurückzulegen, den Lancelot vorhin nach oben genommen hatte, und schon auf halber
Strecke überholten sie ihre berittenen Kameraden. Gleichzeitig kam der neue Trupp Pikten rasend schnell näher.
Lancelot blieben nur noch wenige Augenblicke, um eine
Entscheidung zu treffen.
Er hob den Schild, packte das Schwert fester und ließ
das Einhorn mit einer blitzschnellen Bewegung vorpreschen. Es kam ihm so vor, als würde das Tier leicht hinken, vielleicht hatte es sich bei dem verwegenen Sprung
verletzt, aber es reagierte gehorsam und senkte den Schädel, um den ersten Feind, den es traf, mit seinem schrecklichen Horn aufzuspießen.
Dann brach die Hölle los.
Das Einhorn krachte wie eine stählerne Faust in die
Front der Pikten und Lancelots Schwert tat sein furchtbares Werk. Der Weg war so schmal, dass nur drei Reiter
nebeneinander Platz hatten, und diesem Umstand hatte er
es wohl zu verdanken, dass er nicht schon im ersten Augenblick unterlag.
Eines der Tiere stürzte, als das schreckliche Horn des
Einhorns seinen Hals durchbohrte, und begrub seinen Reiter unter sich. Lancelot fegte den Krieger zu seiner Rechten mit einem wütenden Schwertstreich aus dem Sattel
und versetzte dem auf der anderen Seite einen noch härteren Stoß mit dem Schild, sodass dieser seine Waffe fallen
ließ und mit verzweifelter Mühe um sein Gleichgewicht
rang. Lancelot war durch diesen doppelten, weit nach beiden Seiten geführten Angriff praktisch deckungslos und
einer der Reiter aus der zweiten Reihe nutzte seine Chance
und stieß mit seinem Speer nach ihm. Die Speerspitze
prallte knirschend von Lancelots Brustharnisch ab, ohne
auch nur einen Kratzer darauf zu hinterlassen, aber durch
die Wucht des Stoßes begann Lancelot im Sattel zu wanken. Mit aller Kraft stemmte er sich in die Steigbügel, bog
den Rücken durch und riss sich selbst wieder nach vorne,
indem er einen kraftvollen Schwerthieb nach dem Angreifer führte.
Der Mann hatte Glück und konnte sich im letzten Moment nach hinten werfen. Die Klinge durchtrennte den
Speer nur wenige Zentimeter vor seinen Fingern, führte
ihren Weg fort und zerschmetterte den Brustpanzer des
Kriegers.
Von seiner eigenen Bewegung nach vorne gerissen, richtete sich Lancelot wieder im Sattel auf. Hinter ihm wurden
das dumpfe Hufgetrappel und die zornigen Schreie der
anderen Pikten laut. Er hatte nur noch Augenblicke, bis
die Verstärkung heran war. Sein Herz jagte und er zitterte
vor Schmerz und Schwäche am ganzen Leib.
Bereits zum zweiten Mal binnen weniger Momente
wandte
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