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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
Autoren: Malcolm Beith
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Guzmán Loera, alias »El Chapo«. In den Hügeln hinter der Stadt Badiraguato im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa, die sich hinter Carlos’ Schultern in der Ferne abzeichneten, irgendwo da oben hinter dem Fluss und jenseits der üppigen Pflanzenwelt an dessen Ufer, vielleicht sogar hoch oben direkt unterhalb der grünen, wolkenverhangenen Gipfel, versteckte sich Mexikos mächtigster Drogenbaron – und zugleich auch Mexikos meistgesuchter Gangster.
    Von Badiraguato aus führten lediglich steinige, steile Schotterwege hinauf in die Berge, wo sich Chapos Höhlenverstecke befanden.
    Erst hatte ein grinsender Carlos geprahlt, er würde mich zu seinem Boss führen. Doch dann hatte er nachgedacht und es sich anders überlegt. Man würde uns auf keinen Fall erlauben, in einem »Cuatrimoto«, wie man im Nordwesten Mexikos die Geländewagen nennt, in die Berge zu fahren, die zur Sierra Madre Occidental gehören. Und auch wenn wir auf Eseln ritten, würde das nicht die Tatsache verschleiern, dass ich ein »Güero« war, ein Blonder, und man könnte Carlos umbringen, nur weil er mich mitgenommen hatte. Carlos murmelte etwas.

    Es war acht Uhr morgens, und sein Atem stank noch nach Bier und Tequila vom Saufgelage des gestrigen Abends. Er sah aus, als hätte er in seinem rot karierten Hemd geschlafen und auch seine Jeans und seine Cowboystiefel anbehalten. Wenn er denn überhaupt geschlafen hatte.
    Carlos zündete sich eine Zigarette an. Langsam schien er nüchtern zu werden. Er sah mich scharf an und setzte seinen heiseren Monolog fort.
    »Willst du ihn wirklich kennenlernen? Das wollen alle. Und ihn finden. Aber das wirst du nicht. Und die anderen auch nicht.« 3
    Seit seinem Ausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis im mexikanischen Bundesstaat Jalisco im Jahr 2001 befindet sich Chapo, der Kopf des Sinaloa-Kartells, auf der Flucht.
    Die US-amerikanische Drug Enforcement Agency (DEA) bietet fünf Millionen Dollar Belohnung für Hinweise, die zum Aufenthaltsort des Mannes führen, von dem die DEA behauptet, er hätte seit Anfang der Neunziger mit dem Drogenhandel ein Milliardenvermögen angehäuft, dabei Hunderte von Gegnern ermordet und sich zum mächtigsten »Capo« nicht nur Mexikos, sondern ganz Lateinamerikas aufgeschwungen. 4
    Die mexikanischen Behörden wollen Chapo tot oder lebendig. Gleiches gilt für die Vereinigten Staaten von Amerika. »Sie haben ihn längst im Fadenkreuz«, behauptet Michael Braun, der ehemalige Operationschef der DEA, der nach wie vor Kontakte zu seinen Kollegen in Mexiko unterhält. »Früher oder später wird das zu seiner Festnahme und zu seinem Tod führen. Denn sie werden ihn nicht noch einmal aus dem Gefängnis entkommen lassen.« 5
    Auch Chapos kriminelle Feinde, von denen er Tausende hat, die zu rivalisierenden Kartellen und wie Pilze aus dem Boden schießenden Banden in ganz Mexiko gehören, wollen ebenfalls, dass er von der Bildfläche verschwindet. Seit Dezember
2006 befindet sich die mexikanische Regierung in einem regelrechten Krieg gegen die Drogenkartelle, bei denen Chapo und das Sinaloa-Kartell ganz vorne mitmischen. Gleichzeitig werden die Auseinandersetzungen zwischen den Narcos immer erbitterter. Es geht um die profitablen Schmuggelrouten in die USA, den weltgrößten Drogenkonsumenten, sowie um Anbau und Produktion von Marihuana, Methamphetamin (Speed) und Heroin auf mexikanischem Territorium.
    Selbst Chapos ehemalige Partner, die Beltrán-Leyva-Brüder, die wie er aus den Bergen von Sinaloa stammen, haben sich gegen ihn gewandt. 6
    Der Blutzoll dieses Krieges ist immens. Seit Ende 2006 hat er mehr als 30 000 Todesopfer gefordert. Zwar waren Morde in Mexiko schon immer an der Tagesordnung, doch das Ausmaß dieser erschreckenden Brutalität ist neu. In Sinaloa kostet es nur noch 35 Dollar, einen Widersacher umbringen zu lassen.
    Im September 2006 wurden fünf abgetrennte Köpfe auf die Tanzfläche einer Diskothek in Michoacán gerollt. Ende 2007 waren solche Enthauptungen allgegenwärtig und den Abendnachrichten kaum mehr als eine Meldung wert. Im Laufe des Jahres 2008 wurden verstärkt auch Unschuldige niedergeschossen, Süchtige in Reha-Zentren massakriert, und täglich tauchten Dutzende Leichen auf den Landstraßen und Highways auf – oftmals nackt, verstümmelt und geschändet.
    Als 2009 ein Mann, gemeinhin bekannt als »El Pozolero« (»der Eintopfkoch«), gestand, im Auftrag eines Kartells mehr als dreihundert Leichen in Säure aufgelöst zu haben, hatte die
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