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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck
Autoren: H Girod
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Kleidung. Da sich niemand vorstellen kann, das Gelände des Betriebes in der Arbeitsmontur zu verlassen, gehen die Arbeitskollegen davon aus, daß Lambrecht sich noch auf dem Betriebsgelände befinden muß.
    Plötzlich machen sie eine eigenartige Entdeckung: Im oberen Fach des Garderobenschrankes finden sie, wie bewußt auffällig bereitgelegt, Lambrechts Personalausweis, seine Armbanduhr und einen verschlossenen, aber nicht zugeklebten Briefumschlag mit der Aufschrift: „An meine Ehefrau Karin Lambrecht!“
    Von dunkler Vorahnung getrieben, öffnen die Kollegen das Kuvert. Der Inhalt des darin befindlichen Schriftstücks macht den Ernst der Situation klar: Lambrecht hat sich vermutlich das Leben genommen:
    „Liebe Karin!
    Du brauchst nicht nach mir suchen zu lassen. Ich bin nicht mehr unter den Lebenden. Der ständige Krach mit Deinen Eltern, die Schulden und der Unterhalt für meine unehelichen Kinder lasten so auf mir, daß ich keinen Sinn mehr am Weiterleben sehe. Ich erspare Dir die ganzen Unkosten, da ich nicht auffindbar bin. Klaus“
    Die Kollegen informieren den Werkschutz. Gegen 22.00 Uhr wird ein polizeilicher Einsatzstab gebildet, der eine Suchaktion in dem unübersichtlichen Werkgelände organisiert. Neben den polizeilichen Kräften nehmen daran Feuerwehrleute und Mitarbeiter der betrieblichen Sicherheitsinspektion teil. Man geht folgerichtig von der Version aus, daß der Vermißte auf dem Werkgelände sein Leben beendet haben kann und dabei eine Methode wählte, die sein Auffinden unmöglich macht. Dafür bietet der Betrieb schier unendliche Möglichkeiten: Weitverzweigte Rohrleitungssysteme, unterirdische Kanäle, etwa 60 gefüllte und leere Kesselwagen der DR sowie ein Lager mit einer Batterie Großtanks, von denen einer allein bereits 3 000 Kubikmeter Erdöl faßt, wären geeignet, einen menschlichen Körper für viele Jahre sicher zu verbergen.
    Eine halbe Stunde später beginnt die systematische Suche. Gegen Mitternacht besichtigen die Suchkräfte das Großtanklager. Dabei fällt ein merkwürdiger Umstand auf: Auf einem der Großtanks ist der sogenannte Domdeckel nicht fest mit der Öffnung verschraubt, wie es Vorschrift ist, sondern liegt nur lose auf. Der Deckel wird geöffnet. Der Tank ist fast voll. Drei Stufen der sechs Meter in die Tiefe reichenden Einstiegsleiter sind zu erkennen. An ihnen scheinen Spuren zu sein. Das macht die Suchkräfte stutzig. Könnte Lambrecht unbemerkt den Domdeckelverschluß aufgeschraubt und aufgeklappt haben, um in die Tanköffnung zu steigen, den Deckel hinter sich zu schließen und sich im Roherdöl zu ertränken?
    Dies herauszufinden, ist ein schwieriges Unterfangen. Eilig werden acht Meter lange Stangen zusammengeschweißt und an deren Ende große, angelhakenförmige Fangvorrichtungen befestigt. Damit will man den Tankboden abtasten, dessen Durchmesser immerhin 25 Meter beträgt. Es ist höchste Vorsicht geboten, denn elektrostatische Kräfte könnten durch das Hantieren mit den Eisenstangen eine Explosion auslösen. Auch die giftigen Dämpfe des Roherdöls mit ihrem ziemlich hohen Anteil an Schwefelwasserstoff zwingen die Suchkräfte zum Anlegen von Atemgeräten.
    Man kann auf Grund der Viskosität des Erdöls von der Annahme ausgehen, daß der Leichnam Lambrechts sich in der Umgebung der Eistiegsleiter auf dem Grund des Tanks befinden könnte und somit keineswegs weiter weggeschwemmt wurde. Tatsächlich: Die langen Sonden spüren auf dem Tankboden bald einen unförmigen Gegenstand auf. Dieser wird vorsichtig abgetastet. Er könnte die Konturen eines menschlichen Körpers besitzen. Stundenlang bemühen sich die Suchkräfte, den Gegenstand zu bergen. Dann endlich gegen 7.30 Uhr glückt es: Die Fanghaken greifen den Gegenstand. Mehr als 120 kg Gewicht müssen aus sechs Meter Tiefe durch die nur einen knappen Meter Durchmesser betragende Tanköffnung nach oben gehievt werden. Der Leichnam Klaus Lambrechts wird geborgen. Um seinen Hals ist eine Eisenkette geschlungen, an der ein 34 kg schweres Eisenteil hängt. Es hat den Selbstmörder sofort in die Tiefe gerissen.
    Das Erdöl war tief in seine Körperöffnungen eingedrungen. Magen und Darm, Bronchien und Lunge waren ausgefüllt. Die übrigen Organe wiesen typische Erstickungszeichen auf. Lambrecht ertrank, besser erstickte im Erdöl.
    Er wollte, daß sein Leichnam nicht gefunden wird, dachte, dadurch seiner Frau die Bestattungskosten zu ersparen, um die schwierige finanzielle Situation der Familie nicht noch
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