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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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hat das nicht gemerkt.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Braunagel sog hörbar die Luft ein. An sich selber schien diese Frau dabei nicht zu denken. Was für eine Ironie!
    »Ich wollte sie nicht umbringen. Nur eine Tracht Prügel androhen, damit sie die Finger von ihm und Dingen lässt, die sie nichts angehen. Damit sie endlich abhaut. Aber sie hat gelacht und sich weggedreht, sagte, sie und Christoph seien erwachsene Menschen, und dass sie ihn eben mag.« Wieder schnappte sie hörbar nach Luft, und wieder war deutlich zu spüren, welcher Hass noch immer in ihr schwelte. »Und ich sei auf eine Art kalt, dass ich damit sogar unseren Eiswein verderben könne, hat sie noch gesagt.« Margarete Orthler lachte laut auf. »Die hatte ja nicht mal Ahnung von Weinen! Wie hätte sie dann im Gut was ausrichten sollen?«
    »Sie hatte ein gut gehendes Hotel im Bayerischen Wald und wollte das Weingut ganz bestimmt nicht haben«, zweifelte Braunagel an den Überlegungen der Frau. Die machte erneut eine wegwerfende Handbewegung.
    »Sie wissen doch gar nichts!«, fauchte sie ihn an.
    »Julia Neubauer hat Ihnen also Kontra gegeben und sie damit auf die Palme gebracht. Und was ist dann passiert?«
    »Dann hab ich draufgehauen. Nur einmal. Hab sie am Kopf getroffen. Sie ist nach vorn aufs Gesicht gekippt, hat sich nicht mehr gerührt. Ich hab sie umgedreht, um nachzusehen, ob sie noch lebt. Umbringen wollte ich sie nicht, ihr nur eine Lektion erteilen.«
    »Indem sie Ihr eine drüberziehen. Eine äußerst eindrucksvolle Lektion, fürwahr.« Schwarz schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Wie haben Sie sie denn umgedreht?«, wollte Braunagel wissen.
    »Mit dem Trumm Holz, das ich noch in der Hand hatte. Wollte das nackte Weibsstück doch nicht anfassen.« In ihrem Blick stand deutlicher Ekel bei dem Gedanken, und Braunagel musste schlucken, um gefasst zu bleiben.
    »Und dann? Hat sie nicht am Kopf geblutet?«
    »Weiß ich nicht, hab nicht hingeschaut.« Sie dachte einen Augenblick lang nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Aber wie sie auf dem Rücken lag, hat sie sich wieder bewegt, und sie sagte, dass ich kein Recht hätte, Christoph zu behandeln wie ein Stück Dreck. Ausgerechnet sie sagt so was zu mir ! Dieses dahergelaufene Weibsstück aus dem Bayerischen Wald, das in dem Alter nackt im Wald herumläuft! Da weiß man doch alles, nicht? Die hatte schon mal ein Verhältnis mit so einem jungen Kerl, hat aber lieber seinen Vater geheiratet und den Jungen in die Psychiatrie getrieben. Das hat ihr Geschäftspartner am Telefon erzählt, deshalb weiß ich das. Sowas sollte Christoph nicht passieren.« Margarete Orthler hielt inne, schaute sich triumphierend um und atmete dann mehrmals tief durch.
    »So besorgt waren Sie um Christoph?«, fragte Braunagel mit einer gehörigen Portion Ironie in der Stimme, der ihr das nicht abnahm. Ihr ging es um Geld, um sonst nichts.
    »Ich war außer mir vor Wut und bin weggelaufen. Sollte sie doch zusehen, wie sie zum Wagen zurückkam. Da lag dann plötzlich dieser Stein vor mir. Ich hab ihn aufgehoben, bin zurückgegangen. Wollte ihn nur nach ihr werfen. Sie hatte sich gerade wieder ein wenig aufgerappelt, hockte halb aufgerichtet neben dem Weg, mit dem Rücken zu mir und hielt sich den Kopf. Sie wollte wohl aufstehen, ist dann aber seitlich umgekippt und blieb mit dem Gesicht nach oben liegen. Hat ausgesehen, als würde sie mich auch noch angrinsen. Da hab ich so lange mit dem Stein in dieses Gesicht hineingeschlagen, bis sie nichts mehr sagen und mich nicht mehr so dämlich angrinsen konnte. Den Stein und den Ast hab ich in den Bach geworfen und bin nach Hause gefahren.«
    Braunagel und sein Kollege hatten atemlos zugehört. Als sie nichts mehr sagte, fragte Braunagel:
    »Sie hat sich nicht gewehrt, als sie anfingen, auf sie einzuschlagen?«
    »Nein. Sie hat mich nur mit großen Augen angeschaut und blöde gegrinst.«
    »Sie konnte sich nicht mehr wehren«, schloss Braunagel das Verhör. »Inzwischen war sie an den Blutungen gestorben, die der Schlag auf ihren Kopf verursacht hat. Sie hat auch nicht gegrinst, Frau Orthler. Sie haben eine Tote so zugerichtet.«
    Braunagel stand auf und gab ihr zu verstehen, sich ebenfalls zu erheben. Als sie sich gegenüberstanden, sagte er:
    »Sie haben die Geliebte Ihres Sohnes umgebracht, Frau Orthler, und das ist weitaus schlimmer als eine Nase voll Koks.«

Donnerstagnachmittag
    Annemarie Zeller schob die Unterlagen in ihre Mappe
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