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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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ausländischen Aushilfskräften. Wie ich ihn kenne, klopft er mit diesem Brief hier erst mal auf den Busch. Könnte ja was auffliegen.«
    Karl starrte einen Augenblick lang auf das Schreiben und sah dann zu Julia auf.
    »Aber die waren doch als Saisonkräfte angemeldet und hatten alle notwendigen Papiere! Was soll das denn?«
    Julia nickte zustimmend.
    »Ja, sie waren angemeldet, ihre Papiere waren in Ordnung.« Sie seufzte. »Robert will einfach nur Staub aufwirbeln. Wahrscheinlich erzählt er an passender Stelle hinter vorgehaltener Hand von seinen Vermutungen, um mich zu irgendwelchen Reaktionen zu zwingen. Wenn erst mal das Gerücht im Umlauf ist, dass wir illegale Saisonkräfte beschäftigt haben könnten, ist unser guter Ruf ganz schnell dahin.«
    »Drecksack.«
    »Außerdem hat er sich offensichtlich mit seinem Sohn zusammengerottet. Gemeinsam fällt denen schon was ein, womit sie mich drangsalieren können.« Sie holte tief Luft. »Sie können mir nichts anhängen, weil ich absolut nichts getan oder unterlassen habe, woraus sie mir einen Strick drehen könnten. Sie wollen sich an mir rächen, und das um jeden Preis.«
    Karl faltete den Brief zusammen und reichte ihn an Julia zurück.
    »Psychoterror«, sagte er. Karl kannte Roberts aufbrausende Art und wollte sich nicht ausmalen, wozu jener imstande war, wenn etwas gegen seinen Willen lief. Julia zog kurz ihre Lippen zwischen die Zähne.
    »Genau das. Sven verzeiht mir nicht, dass ich seinen Vater geheiratet und ihn deshalb stehen gelassen habe. Aber es ging einfach nicht anders, ob er es nun wahrhaben mag oder nicht.«
    Karl kannte die ganze Geschichte, hatte sie von Anfang an missbilligt. Als Sven vor sechs Jahren im Restaurant angefangen hatte, konnte er zuerst keinen Blick, dann die Hände nicht von seiner Chefin lassen. Die Affäre zwischen den beiden dauerte drei, vier Monate, bis Svens Vater auftauchte, der sehen wollte, wie es seinem Sohn ging. Es lag Robert viel daran, dass Sven nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann Erfahrungen in guten Restaurants sammelte, damit er später einmal den Gasthof übernehmen konnte, den der Vater seit vielen Jahren bewirtschaftete. Deshalb brachte Robert ihn auch in der Alten Mühle unter, die in der Branche einen ausgezeichneten Ruf hatte.
    Sven klopfte an diesem Abend vergeblich an Julias Tür. Sie hatte sich in ihre Wohnung zurückgezogen, um ihre plötzlich durcheinandergeratenen Gefühle zu sortieren.
    Zwei Wochen später tauchte Robert wieder auf, und kam von da an öfter in die Alte Mühle , als Sven offenbar ertragen konnte. Nach einer heftigen Auseinandersetzung kündigte der junge Mann fristlos.
    Robert verpachtete wenige Monate später seinen Gasthof im Schwarzwald und zog bei Julia und damit in der Alten Mühle ein.
    Sven erschien nicht zur Hochzeit seines Vaters mit Julia. Er tauchte erst nach Monaten wieder im Restaurant auf, wollte zuerst ein Abendessen und dann ein Zimmer haben. Mühsam konnte das Paar verhindern, dass es an diesem Tag zu weiteren Streitereien kam. Sven verschwand noch in derselben Nacht sang- und klanglos, blieb den beiden über einen langen Zeitraum hinweg mit unbekanntem Aufenthaltsort fern und tauchte erst wieder auf, als Robert und Julia die Scheidung eingereicht hatten.
    Zunächst war Karl sichtlich froh darüber gewesen, dass Julia sich von Robert trennte. Er hatte ihr öfter seinen Unmut diesem Mann gegenüber geäußert, dem er nicht über den Weg traute, was er allerdings nicht begründen konnte. Als Julias Hotel unter der gemeinsamen Leitung des Paares richtig aufblühte und es auch Julia gut zu gehen schien, freute Karl sich mit ihr, blieb aber aufmerksam. Dann ertappte er Robert bei einigen Unregelmäßigkeiten, die schließlich der Auslöser für die übelsten Auseinandersetzungen zwischen Julia und ihrem Mann wurden. Eine Affäre Roberts mit einem der Zimmermädchen und seine gelegentlichen Gewaltausbrüche Julia gegenüber brachten das Fass zum Überlaufen. Julia reichte die Scheidung ein.
    Da stand plötzlich auch Sven wieder vor der Tür und stellte sich zunächst auf Julias Seite. Als sie ihn erneut abblitzen ließ, fing er an, sie auf alle möglichen Arten zu beschimpfen und zu belästigen.
    Es war für Sven damals eben nicht einfach nur eine spannende Affäre mit einer älteren, attraktiven Frau gewesen, das wurde allen spätestens jetzt klar. Julia hatte ihn tief verletzt. Jetzt hatte der junge Mann die Möglichkeit, sich gemeinsam mit seinem Vater an ihr zu
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