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Eisrose

Eisrose

Titel: Eisrose
Autoren: Astrid Martni
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vertraute Stimme, weit entfernt, hallend und nur langsam zu ihr durchsickernd.
    „Vorsicht, Leah. Nicht daran ziehen. Du hängst an einem Tropf. Leah? Kannst du mich hören?“
    Sie blinzelte, alles war weiß, blendete sie. Sie schloss die Augen wieder, wollte zurück in den wohligen Dämmerzustand, in die Dunkelheit, wo sie nichts denken, fühlen und spüren musste. Sie nahm wahr, wie jemand ihr die Haare aus dem Gesicht strich, wie sich eine kühle Hand auf ihre Wange legte. „Leah, bitte sag was. Wie geht es dir?“
    Sie öffnete die Augen erneut, verzog das Gesicht zu einer Grimasse, flüsterte: „Mein Kopf tut weh.“ Langsam wandte sie ihm ihr Gesicht zu, erkannte Dominik schemenhaft, flüsterte: „Wo bin ich? Was ist passiert?“
    „Du kannst dich nicht erinnern?“
    Sie verneinte, indem sie leicht ihren Kopf von links nach rechts drehte. Dann riss sie ihre Augen auf, krächzte: „Doch. Oh nein … ich kann mich erinnern … Valérie … wieso hat sie? Oh Gott … ich …“ Ihre Stimme brach ab.
    Beruhigend legte ihr Dominik eine Hand auf die Stirn.
    „Möchtest du etwas trinken?“ Er griff nach der Saftflasche, die auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand.
    Sie schüttelte den Kopf. „Schmerzmittel … bitte … mein Kopf zerspringt gleich.“
    „Ich werde der Schwester Bescheid geben.“
     
    Stunden später saß Dominik noch immer an ihrem Bett. Leah fühlte sich körperlich bereits besser, den Tropf hatte man ihr entfernt. In der Zwischenzeit hatte sie sich von Dominik erzählen lassen, was dieser bisher wusste, und ihre eigenen Erinnerungsfetzen mühsam zusammengefügt.
    Beide hingen ihren Gedanken nach, ihre Hand ruhte in der seinen.
    Dann brach Dominik die Stille, mit brüchiger Stimme und einem Unterton, der deutlich signalisierte, wie geschockt er noch immer war. „Ich darf gar nicht darüber nachdenken, in welcher Gefahr du dich befunden hast. Dass meine Schwester …“ Er brach ab, setzte dann erneut an: „Nie hätte ich für möglich gehalten, dass sie zu so etwas fähig ist.“
    „Sie hat die Abgründe ihrer Seele gut kaschiert.“ Leah atmete tief aus. „Hast du Cathérine geliebt?“
    Er nickte, gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    „Hat sie dich geliebt?“
    „Auf ihre Weise schon. Oder besser gesagt, sie war verliebt in das Gefühl, dass ich sie geliebt habe. Und hat das bis aufs Äußerste ausgereizt und ausgenutzt. Ich war ihr verfallen, obwohl ich wusste, wie sie war.“
    Hatte Leah bisher nicht den Wunsch verspürt, Dominik auf das Thema Cathérine und seine Vergangenheit anzusprechen, so änderten die jüngsten Geschehnisse alles. Sie wollte mehr wissen. Über seine Kindheit, seine Eltern, über Valérie und über Cathérine.
    „Erzähl mir mehr. Von damals … über dich!“
    „Das werde ich. Aber nicht heute. Hab Geduld mit mir, ja?“
    „Okay.“
    Wieder schwiegen sie. Nach einer ganzen Weile, in der jeder für sich gegrübelt hatte, seufzte Leah hörbar auf. „Valérie gab sich so besorgt um mich, wollte mir gar dein wahres Gesicht zeigen, als sie mich in die Kellerräume führte. Was hast du mit der Frau im Käfig gemacht?“
    Obwohl sie selbst nur knapp dem Tod entkommen war, war dies eine Frage, die sie mehr beschäftigte als alles andere.
    Dominik legte seine Hand unter ihr Kinn. Tief tauchte sein warmer Blick in den ihren. „Das, was du unten in den Gewölben gesehen hast, war ein harmloses Shooting mit Kunstblut. Nichts weiter.“
    Leah fielen Tonnen an Steinen vom Herzen. Sie drückte seine Hand und flüsterte: „Schade. Ich hatte gehofft, einem blutrünstigen Vampirgrafen begegnet zu sein.“
    Dominik musste schmunzeln. Trotz dieser Umstände hatte sie ihren Humor nicht verloren.
    In dramatischer Manier näherte er sich, flüsterte zurück: „Du hast ein Faible für Vampirgrafen? Nun, für dich verwandle ich mich gern in einen Blutsauger.“
     Sie versuchte ein Lächeln, was ihr nicht ganz gelang.
    „Du warst mir fremd. So ganz anders.“
    „Wann? Im Kellergewölbe? Nun, ich war in meine Arbeit vertieft.“
    „Da auch. Ich dachte, es wäre echtes Blut. Aber ich meine den Tag zuvor.“
    Er seufzte. „Wie du dich Simon hingegeben hast, hat mir nicht gefallen.“
    „Aber du selbst hast mir doch befohlen, ihm zu Willen zu sein.“
    „Ich weiß. Aber es hätte mir besser gefallen, wenn ich gespürt hätte, du tust dies mit merklich weniger Entzücken.“
    „Aha, du warst also eifersüchtig?!“
    „Und wie!“
    „Der stets kontrollierte Dominik und
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