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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
Autoren: Jan Costin Wagner
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Erbschaft. Daniel hatte ihn nur angesehen und keine Antwort gegeben, weil er keine gewusst hatte.
    »Ich melde mich«, hatte er gerufen, als der Passbeamte schon seinen Ausweis kontrolliert hatte.
    Er hatte Joentaas Blick in seinem Rücken gespürt.
    Joentaa hatte gewartet, bis er durch die Gepäckkontrolle gegangen und endgültig aus seinem Blickfeld verschwunden war.
    Von Kimmo Joentaa würde er Marion erzählen. Es interessierte ihn, wie Marion diesen Mann einschätzen würde. Marion hatte einen Blick für Menschen.
    Für einen Moment flackerte der überraschende Gedanke auf, dass er Joentaa besuchen würde, mit Marion. Er sah, wie sie alle drei im Wohnzimmer saßen und Marion sagte, dass der See sehr schön sei.
    Er würde Marion von diesem See erzählen.
    Die Stewardess bot wieder Getränke an, und er lehnte ab.
    Sie runzelte die Stirn, zögerte kurz und überwand sich zu der Frage, ob alles in Ordnung sei.
    »Bestens«, sagte Daniel.
    Sofort nach der Landung rief er Marion an.
    Marion reagierte, wie er vermutet hatte. Sie schrie ihn an, sie machte ihm Vorwürfe, und schließlich sagte sie: »Ich fahre gleich los.«
    Er spürte hinter der Wut die Freude in ihrer Stimme und ein Stechen im Magen.
    Während er an der Gepäckausgabe auf seine Reisetasche wartete, löschte er Tinas Nummer von seinem Handy.
    Er musste nicht lange auf Marion warten.
    Marion umarmte ihn.
    Als sie im Auto saßen, fragte sie, wie es gewesen war.
    Er schwieg und sah sie nur an.
    »Hat sich das mit der Wohnung geklärt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht ganz. Ich weiß noch nicht, ob das Testament gültig ist … ich werde mit dem Polizisten in Verbindung bleiben.«
    »Dieser Polizist … du hast bei ihm gewohnt?«
    Er nickte.
    »Ist … wissen sie schon etwas über den Hintergrund … warum diese Frau, wie hieß sie …?«
    »Jaana Ilander.«
    »Wissen sie schon, wer sie ermordet hat?«
    Er sah zu Marion hinüber, die so tat, als gelte ihre Konzentration der dunklen Straße vor ihr. Sie bemühte sich, die Fragen beiläufig zu stellen, aber er spürte, wie wichtig ihr diese Fragen waren.
    Er war überrascht, wie gut er Marion kannte, wie leicht er sie durchschaute.
    »Kann ich dir das alles später beantworten?«, sagte er.
    »Warum?«
    »Diese ganze Sache hat mich … überrumpelt. Nichts Schlimmes. Es war einfach … verwirrend, und es ist noch immer verwirrend.«
    Sie nickte, er wusste, dass es ihr sehr schwerfiel, aber sie würde Geduld haben, sie würde warten, bis er bereit war, ihre Fragen zu beantworten.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Er sah auf die Straße, aber in den Augenwinkeln glaubte er zu erkennen, wie Marion zusammenzuckte. Er spürte ihren Blick, er spürte, dass sie sich freute.
    »Das hast du lange nicht gesagt«, sagte sie, als sie an einer roten Ampel standen.
    Sie sah ihm in die Augen.
    Sie lächelte, irritiert, verunsichert.
    »Ich weiß«, sagte Daniel. Er dachte, dass er Marion nie alles erzählen würde. Er würde Tina verschweigen und die anderen, deren Namen schon keine Rolle mehr spielten.
    »Ich liebe dich«, sagte er noch einmal, und weil Marion ihn anstarrte, weil sie ihn nicht aus den Augen ließ, sagte er: »Grüner wird’s nicht.«

24
    Am Abend war Kimmo Joentaa allein.
    Er saß auf dem Sofa und starrte auf den grauen See im Dunkel.
    Er dachte an Roope. Er stellte sich vor, dass Roope jetzt auf dem Rücken in seinem Bett lag und nicht schlafen konnte.
    Er dachte, dass er zur Beerdigung gehen würde. Er nahm sich vor, das auf jeden Fall zu tun.
    Er würde mit Tommy Lehmus sprechen.
    Während der Beerdigung würde er neben ihm stehen.
    Er stellte sich die Beerdigung vor. Er stellte sich vor, dass nur er und Tommy Lehmus da waren. Und ein Pfarrer, der etwas las, einen Text, den Tommy Lehmus ihm gegeben hatte, einen Text, der sehr genau erfasste, wer Vesa, sein Bruder, gewesen war.
    Er würde alles verstehen.
    Er würde mit Roope sprechen.
    Mit Ketola.
    Ketola war als Letzter gegangen.
    Ketola hatte gesagt: »Niemand muss wissen, dass der Mann hier gestorben ist, wir werden sagen: im Wald. Ich mache das.«
    Joentaa hatte genickt.
    Ketola hatte gesagt: »Dieser Mann wird schnell vergessen sein. Die Presse mag keine stillen Tode, ein paar Tage, dann ist der durch.«
    Joentaa hatte genickt.
    Ketola hatte gefragt, ob er sich erklären könne, warum Vesa Lehmus ausgerechnet zu ihm gekommen sei.
    Joentaa hatte gesagt: »Vielleicht dachte er, dass ich der Einzige bin, mit dem er reden kann.«
    »Warum?«,
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