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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse.
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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gebracht.»
    «Mr. Marlowe, das ist zweifellos für irgendjemanden von Interesse. Aber sicherlich nicht für mich oder jemanden, der meinen Mann kennt. Mein Mann spielt nicht. Und er unterschreibt auch keine Schuldscheine. Er bezahlt, was er kauft. Er hat es nicht nötig, es anders zu machen. Er verdient nicht schlecht, und ich bin die glückliche Nutznießerin der außerordentlichen Großzügigkeit meines Vaters.»
    «Könnten Sie mir sagen, wo Ihr Mann sich gerade aufhält, Ma’am? Vielleicht lässt sich die Geschichte aufklären, wenn ich mit ihm rede.»
    «Les ist für eine Filmgesellschaft an einen Drehort in San Benedict und macht Pressefotos. Er wird oft von Studios für diese Arbeiten eingestellt. Er ist ein sehr vielseitiger und angesehener Fotograf junger Frauen.»
    Die Sache mit den jungen Frauen mochte sie genauso, wie eine Kuh Beefsteak mag.
    «Das ist nicht zu übersehen», sagte ich. «Für welches Studio arbeitet er?»
    Mrs. Valentine zuckte mit den Schultern, als sei die Frage unerheblich. «Ich überwache ihn nicht», antwortete sie.
    Wenn sie nicht sprach, ließ sie ihre Lippen ein bisschen offenstehen, und ihre Zunge bewegte sich ruhelos im Mund hin und her.
    «Und ich werde ihn bestimmt nicht mit irgendwelchen verrückten Anschuldigungen eines Mannes belästigen, der als Krimineller bekannt ist.»
    «Ich habe nicht gesagt, wer mein Auftraggeber ist.»
    «Ich weiß, wer es ist; es ist dieser Mr. Lipshultz. Er ist selbst auf mich zugekommen, und ich habe ihm gesagt, was ich von seiner Lügengeschichte halte.»
    Ich nahm Lippys Schuldschein aus meiner Innentasche und hielt ihn ihr hin.
    Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. «Das Ding hat er mir auch gezeigt», sagte sie, «aber ich glaube es nicht. Das ist nicht Les’ Unterschrift.»
    Ich stand auf und ging zu einer der künstlerisch beleuchteten, gerahmten Fotografien an der Wand.
    Sie waren in der unteren rechten Ecke in der gleichen harmlos gekritzelten, kleinen Handschrift wie der Schuldschein mit Les Valentine unterschrieben. Ich hielt die Unterschrift des Schuldscheins neben die Signatur auf dem Foto. In dieser Haltung blieb ich einen Moment mit hochgezogenen Augenbrauen stehen.
    Sie starrte die beiden Unterschriften an, als habe sie keine von beiden jemals gesehen. Ihre Zunge bewegte sich in ihrem Mund rasch hin und her. Sie atmete jetzt etwas heftiger als vorher.
    Plötzlich erhob sie sich und ging hinüber zu dem gebeizten Sideboard unter dem Bild ihres Vaters.
    «Ich muss etwas trinken, Mr. Marlowe. Würden Sie mir dabei Gesellschaft leisten?»
    «Nein, Ma’am», sagte ich, «aber ich denke, ich werde jetzt eine Zigarette rauchen.»
    Ich klopfte eine los und zog sie mit den Lippen aus der Packung, zündete sie an, nahm einen tiefen Zug und ließ den Rauch langsam durch die Nase wieder entweichen. Mrs. Valentine goss sich eine Art grünen Likör ein und nippte drei- oder viermal kurz daran, bevor sie sich wieder mir zuwandte.
    «Mein Mann spielt gerne, Mr. Marlowe. Ich weiß das, und ich hatte gehofft, dieses Wissen vor Ihnen verbergen zu können.»
    Ich zog ein bisschen an meiner Zigarette, während sie fast den ganzen Rest ihres grünen Drinks austrank.
    «Ich fürchte, was diese... Schwäche - jedenfalls würde mein Vater es so bezeichnet haben -
    angeht, war ich etwas zu nachsichtig. Wie ich schon sagte, genieße ich die Zuneigung und Großzügigkeit meines Vaters. Les ist ein Künstler, und wie viele Künstler ist er etwas wunderlich. Er hat jede Menge eigenartiger Bedürfnisse. Empfindungen, die andere Männer, realistische Männer -
    wie Sie vielleicht einer sind-, nicht unbedingt haben. Ich habe seine Schulden in der Vergangenheit bezahlt und war glücklich, so auf meine Art zu seiner künstlerischen Erfüllung beigetragen zu haben.»
    Sie ging zurück zum Sideboard und goss sich einen weiteren Drink ein. Es schien ihr ziemlich leicht von der Hand zu gehen. Sie trank etwas.
    «Aber das hier, hunderttausend Dollar für einen Mann namens Lipshultz», sie schüttelte ihren Kopf, als wolle sie nicht weiterreden oder halte es nicht für sinnvoll. «Wir haben miteinander gesprochen, ich habe ihm gesagt, dass er langsam vernünftig werden müsse, ein bisschen bodenständiger. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, ihn von seiner Verspieltheit in dieser Hinsicht befreien zu können. Ich habe ihm erklärt, er müsse diesmal die Schulden selbst aus der Welt schaffen.»
    Ich rauchte meine Zigarette zu Ende und drückte sie in einer polierten
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