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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal
Autoren: Janet Evanovich
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müssen reden.«
    »Mach schnell. Ich hab’s eilig.«
    Mir blieben schätzungsweise vierzig Sekunden, um ihn zu überzeugen, sich zu stellen. Mir blieb nichts anderes übrig, als gleich schweres Geschütz aufzufahren. Ich appellierte an seine Familienehre. »Was ist mit deiner Mutter?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Sie hat die Kautionsvereinbarung unterschrieben. Sie muß für die hunderttausend Dollar geradestehen. Bestimmt muß sie eine Hypothek auf ihr Häuschen aufnehmen. Und wie soll sie das erklären? Soll sie sagen, daß ihr Sohn Joe zu feige war, sich einem Prozeß zu stellen?«
    Sein Gesicht wurde hart. »Du vergeudest deine Zeit. Ich habe nicht die Absicht, mich wieder in Polizeigewahrsam zu begeben. Die sperren mich ein und schmeißen den Schlüssel weg. Mit ein bißchen Pech wäre ich bald ein toter Mann. Du weißt doch sicher, was einen Bullen im Gefängnis erwartet. Es ist nicht schön. Und dann will ich dir noch etwas sagen. Du bist der letzte Mensch, dem ich die Kopfprämie gönne. Du bist irre. Du hast mich mit dem Buick überfahren.«
    Obwohl mir Morelli und die Meinung, die er von mir hatte, herzlich egal sein konnten, ärgerte ich mich über seine Feindseligkeit. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er eine kleine Schwäche für mich gehabt hätte. Ich wollte ihn fragen, warum er mich nie angerufen hatte, nachdem er mich auf dem Bäckereifußboden verführt hatte. Statt dessen schrie ich ihn an: »Du hattest es verdient, überfahren zu werden. Außerdem habe ich dich kaum erwischt. Das Bein hast du dir nur deshalb gebrochen, weil du aus lauter Panik über deine eigenen Füße gefallen bist.«
    »Du hattest Glück, daß ich dich nicht angezeigt habe.«
    »Und du hattest Glück, daß ich nicht den Rückwärtsgang eingelegt und dich noch einmal überrollt habe.«
    Morelli verdrehte die Augen und warf die Hände hoch. »Ich muß los. So gerne ich noch bliebe, um mit dir über weibliche Logik zu plaudern…«
    »Wie bitte? Weibliche Logik?«
    Morelli drehte sich um, schlüpfte in ein leichtes Sportjackett und griff nach dem schwarzen Matchbeutel, der hinter ihm stand. »Ich muß hier weg.«
    »Wo willst du hin?«
    Er schubste mich zur Seite, stopfte sich eine häßliche schwarze Knarre in den Bund seiner Levis, schloß die Tür ab und steckte den Schlüssel ein. »Das geht dich nichts an.«
    »Hör zu«, sagte ich, während ich hinter ihm die Treppe hinunterlief. »Ich bin vielleicht neu in der Verbrecherfängerbranche, aber blöd bin ich nicht. Und aufgeben tue ich auch nicht. Ich habe Vinnie gesagt, daß ich dich abliefere, und genau das habe ich auch vor. Du kannst abhauen, wenn du willst, aber ich bleibe dir auf den Fersen. Ich finde dich, und ich werde alles tun, was nötig ist, um dich hinter Gitter zu bringen.«
    Was für ein Schwachsinn. Ich konnte kaum glauben, was ich da von mir gab. Daß ich ihn gefunden hatte, war der reinste Glückstreffer gewesen. Ihn festzunehmen und bei der Polizei abzuliefern, würde mir höchstens dann gelingen, wenn ich ihn zufällig irgendwo gefesselt, geknebelt und bewußtlos vorfand. Und selbst dann war es noch fraglich, wie weit ich ihn überhaupt schleppen konnte.
    Er verließ das Haus durch den Hintereingang und ging auf ein neues Auto zu, das nicht weit entfernt abgestellt war. »Das Kennzeichen zu überprüfen, kannst du dir sparen«, sagte er. »Der Wagen ist geborgt. In einer halben Stunde fahre ich einen anderen. Und du brauchst mir auch nicht zu folgen. Ich hänge dich sowieso ab. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Morelli stellte den Matchbeutel auf den Beifahrersitz und wollte schon einsteigen, als er es sich noch einmal anders überlegte. Er drehte sich um, richtete sich auf, hängte einen Ellenbogen über die Tür und sah mich zum ersten Mal richtig an, seit ich vor ihm aufgetaucht war. Die anfängliche Wut war verraucht, und an ihre Stelle war ruhige Besonnenheit getreten. Das war der Morelli, den ich nicht kannte. Der Bulle. Der erwachsene Morelli, falls es den überhaupt gab. Aber vielleicht war es auch nur der alte Morelli mit einer neuen Masche.
    »Die Locken stehen dir«, sagte er schließlich. »Sie passen zu deinem Charakter. Wild und wirr und höllisch sexy.«
    »Du weißt doch überhaupt nichts über meinen Charakter.«
    »Aber daß du höllisch sexy bist, weiß ich.«
    Ich wurde rot. »Taktlos von dir, mich daran zu erinnern.«
    Morelli grinste. »Du hast recht. Und wegen der Sache mit dem Buick könntest du auch richtig liegen.
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