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Einklang der Herzen

Einklang der Herzen

Titel: Einklang der Herzen
Autoren: Nora Roberts
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ernst und immer aufrecht.«
    Adelia versuchte, sich Travis als kleinen Jungen vorzustellen. Sie fragte sich, ob er damals schon so riesig gewesen war.
    »Stuart Grant war ein strenger Mann«, fuhr Paddy fort. »Er war zu seinem Sohn härter als zu den Pferden. Trish hat er Hannah überlassen; das Mädchen hat ihn kaum interessiert. Aber den Jungen wollte er ganz nach seinen Vorstellungen erziehen. Ständig hat er ihm Befehle gegeben, nie kam ein freundliches Wort über seine Lippen, nie eine zärtliche Geste. Nach einer Weile habe ich mich mit dem Jungen befasst, ihm Geschichten erzählt und aus unserer gemeinsamen Arbeit sozusagen ein Spiel gemacht.« Paddy war ganz in seine Erinnerungen versunken. »Er wurde von den anderen ›Paddys Schatten‹ genannt, weil er mir ständig folgte, wenn sein Vater nicht da war. Er hat hart gearbeitet, und er wusste schon damals viel über Pferde. Ein wirklich guter Junge war er, doch das konnte der alte Mann einfach nicht sehen. Immer hat er irgendetwas zu meckern gehabt. Ich habe mich oft gefragt, warum Travis sich nicht gewehrt hat, als er älter wurde. Groß genug war er, und genug Mumm hatte er auch, weiß der Himmel. Aber er hat sich alles gefallen lassen und dem alten Mann dabei mit diesem eiskalten Blick in die Augen gesehen.« Paddy hielt inne, um tief durchzuatmen.
    »Travis war auf dem College, als Stuart starb … Das muss etwa zehn Jahre her sein. Er stand am Grab, und als ich ihm eine Hand auf die Schulter legte und ›Es tut mir leid für dich‹ sagte, da schaute er mich an. ‚ Er war nie mein Vater, Paddy‘, sagte er ganz ruhig. ›Seit ich zehn war, warst du mein Vater, Paddy. Wärst du nicht gewesen, wäre ich schon vor Jahren abgehauen, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.‹«
    Schweigen breitete sich in dem Raum aus. Paddys Augen wurden feucht, und Adelia umklammerte seine Hand fester. »Und jetzt seid ihr beide zusammen. Etwas Schöneres kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Du wirst bei ihm bleiben, Onkel Paddy, egal, was geschieht. Versprichst du mir das?«
    Er sah sie an, überrascht von der Dringlichkeit in ihrer Stimme. »Natürlich, kleine Dee. Wohin sollte ich denn auch gehen?«

9. K APITEL
    Am nächsten Abend, als Paddy sich bereits ins Gästezimmer des Haupthauses zurückgezogen hatte, erzählte Travis ihr von seinen Plänen für ein großes Fest.
    »Eine Party wurde schon nach Majestys Sieg erwartet, aber wegen Paddys Herzinfarkt haben wir sie verschoben.« Während er den Brandy in seinem Glas kreisen ließ, betrachtete er ihr glänzendes Haar, das lockig über die Schultern ihres meerblauen Kleides fiel. »Von unserer Hochzeit hat die Presse inzwischen natürlich auch Wind bekommen. Es würde merkwürdig aussehen, wenn es keine irgendwie geartete Feier gäbe, auf der du meine Freunde und Geschäftsfreunde kennenlernst.«
    »Stimmt«, nickte Adelia. Ohne es zu merken begann sie an ihrer Unterlippe zu nagen. »Und damit sie mal einen Blick auf mich werfen können.«
    »Auch das«, antwortete er in ernstem Ton. »Keine Sorge, Dee. Solange du nicht über deine eigenen Füße stolperst und aufs Gesicht fällst, solltest du ganz gut zurechtkommen.«
    Empört wollte sie ihm gerade erklären, dass sie ja wohl keine tollpatschige Idiotin sei, doch dann bemerkte sie sein gutmütiges Grinsen. »Besten Dank, Mr. Grant.« Sie lächelte ihn an. »Du bist mir wirklich eine große Hilfe.«
    Als Travis ihr die Gästeliste für den Empfang zeigte, schnappte sie erschrocken nach Luft. Sie schätzte, dass nicht weniger als hundert Namen darauf vermerkt waren.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Travis. »Hannah kümmert sich um alles. Von dir wird nur erwartet, dass du höfliche Konversation betreibst.«
    Sie fühlte sich in ihrem Stolz gekränkt. »Vielleicht sollte ich dich wissen lassen, dass ich durchaus in der Lage bin, bis drei zu zählen, Travis Grant. Das heißt, ich bin sehr wohl in der Lage, Hannah zu helfen, und ich werde dich vor deinen tollen Freunden bestimmt nicht blamieren.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du diejenige warst, die sagte, sie hätte Angst, sich zu blamieren, und nicht ich?«, fragte er freundlich.
    »Es spielt keine Rolle, was ich gesagt habe«, verkündete sie. »Sondern was ich jetzt sage.« Sie warf den Kopf zurück und stolzierte in die Küche.
    Am Abend der Party war Adelia dann doch schrecklich nervös, wozu sie vorher wegen der Vorbereitungen gar keine Zeit gehabt hatte. Aber als sie allein in ihrem Zimmer saß, wurde
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