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Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)

Titel: Einhorn, Phönix, Drache: Woher unsere Fabeltiere kommen (German Edition)
Autoren: Josef H. Reichholf
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Zwergflamingos zeichnen sich auch immer wieder Gruppen grau befiederter Jungvögel ab. Sie sind zwar schon voll flugfähig, aber noch deutlich kleiner als die Altvögel.
    Eine Gruppe Pelikane nahe der Mündung des Baches, der dem Salzsee bescheidene Mengen Süßwasser zuführt und die Verdunstungsverluste der weiten Seefläche ausgleicht, empfinden die von der Fülle an Rot überwältigten Augen als willkommene Abwechslung. Mancher Tourist sucht, fast verlegen, alsbald nach den im Uferwald unter den hohen Akazien lebenden Netzgiraffen. Ferngläser von Ornithologen werden auf kleine Watvögel am Ufer gerichtet. Sie kommen als Wintergäste aus Nordeuropa und Nordasien zu den Seen im Rift Valley. Viele Besucher verweilen am See viel zu kurz. Das eindrucksvollste Schauspiel entwickelt sich gegen Abend, wenn Zehntausende auffliegen, sich zu langen Ketten formieren und der untergehenden Sonne entgegenstreben. Blutrot gegen Glutrot – ein unvergleichlicher Anblick.
    Kaum minder eindrucksvoll als die Flüge ins Abendrot wird die Szenerie, wenn die Flamingos zu balzen beginnen. Schnatternd recken sie die Hälse, strecken den ganzen Körper und bewegen sich gruppenweise vorwärts, seitwärts und in kleinen Halbkreisen. Wie Flammen lodern die Hälse empor, an deren Spitze das schwarze Ende der blutroten Schnäbel die Richtung angibt. Wabert die Luft, weil es heiß geworden ist über der weiten flachen Mulde, in der der See liegt, entsteht aus einiger Entfernung der Eindruck hochschlagender Feuerzungen eines Steppenbrandes. Die Rufe, die die Flamingos ausstoßen, könnte man aus der Ferne für das Knistern des Feuers halten. So großartig die Kulisse für die Flammenvögel am Nakurusee auch ist, die besondere Wirkung, um die es im Zusammenhang mit dem Phönix geht, kommt nicht zustande. Die zartgrünen Schirme hoher Akazien und die sanften Hügelkuppen, die den Salzsee mit den Flamingos umgeben, passen nicht zu den alten Erzählungen. Diese beziehen sich auf die weithin offenen, tellerflachen Landschaften großer Flussmündungen oder von Salzpfannen im Binnenland. Haben sich Scharen von Flamingos an solchen Orten eingefunden, lodern die Flammenhälse wirklich wie Feuerzungen ins flimmernde Bleigrau der lastenden Hitze vor einem ascheweißen Horizont empor, in dem sich die Ferne verliert.
    Solche Salzpfannen sind es, an denen die Flamingos, die großen rosafarbenen wie auch die kleineren röteren Zwergflamingos, vorzugsweise, jedoch sehr unregelmäßig brüten. Erst 1954 ist einer ihrer Brutplätze in Ostafrika entdeckt worden. Vorher wusste man nicht, wohin sie zum Brüten fliegen. Am Nakurusee, ihrem spektakulärsten Aufenthaltsort außerhalb der Brutzeit und für die Nichtbrüter, geschah das, seit Europäer diesen Wundersee entdeckten, jahrzehntelang nicht. Er wird offenbar nur ausnahmsweise als Brutplatz gewählt. 1962 brüteten mehr als eine Million Zwergflamingos auf der riesigen Salzpfanne des Magadisees in Kenia; 1957 stellte sich eine halbe Million auf dem großen Natronsee in Tansania ein. Als weitere Brutplätze in ganz ähnlichen Landschaftsformationen wurden der Elmenteitasee in Kenia und die Etoschapfanne im Norden von Namibia bekannt. Die Rosaflamingos sind flexibler. Sie brüten durchaus in kleineren Gruppen von 50 bis zu mehreren Hundert Paaren. An steilufrigen Salzseen, wie dem Bogoriasee (früher Lake Hannington) in Nordkenia, den sie gern und in großen Mengen aufsuchen, brüten sie nicht. Die Ufer sind dort zu leicht zugänglich für Feinde. Als Besucher kommt man am Bogoriasee jedoch an die Zwergflamingos viel näher heran als am Nakurusee. Man kann ihnen besser zusehen, was sie tun.

Zwergflamingos am Bogoriasee
    Der vergleichsweise kleine, wenig bekannte Bogoriasee liegt direkt am Rand einer steilen Abbruchkante des Rift Valleys zwischen dem Nakuru- und dem idyllischen, weitgehend süßwasserhaltigen Baringosee. Heiße Quellen ergießen stark salzhaltiges Wasser an mehreren Stellen in diesen See. Um diese Quellen scharen sich die Zwergflamingos. Von den Pisten am Ufer aus kann man ihnen zusehen, wie sie fast nach Art eines Balletts in Richtung Quellen vorwärtstrippeln, um gleich wieder zurückzuweichen. Schwärme erheben sich, entfalten ihre tiefroten Flügel mit den schwarzen Schwingen, fliegen von vorn in die hinterste Reihe zurück, von wo aus sie wieder vorwärtsdrängeln. So rollen im Wasser Wogen roter Vogelkörper zum Ufer und weichen wie reflektiert davon zurück, während darüber eine zweite
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