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Einfach sexy

Einfach sexy

Titel: Einfach sexy
Autoren: Lee Linda Francis
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Abend fühlte sie sich auch ganz anders als sonst.
    Sie war kaum aus ihrem Auto gestiegen, da erfasste sie eine Windböe, und zwar eine von der Art, die durch die Stadt rauschten und immer mehr Tempo bekamen, bis sie auf die aufragenden Gipfel des Mount Franklin trafen. Die Wagentür knallte zu, und ein Windstoß wehte sie vor sich her, trieb sie auf ihren hochhackigen Schuhen derart über den Parkplatz, dass sie fast ins Straucheln geraten wäre. Sie sah kaum, wohin sie ging, und einen Moment lang versuchte sie, ihr Haar mit den Händen zu bedecken. Aber die schicke Frisur war schnell vergessen, als sie sich ganz darauf konzentrieren musste, überhaupt auf den Beinen zu bleiben.
    »Ahhh!«, rief sie in den Wind, der ihren Ausruf davontrug.
    Sie lief die kurze Strecke bis zum Hotel, während ihr kleine Sandkörnchen ins Gesicht bliesen. Ihre Frisur löste sich, und die Haare wehten ihr ins Gesicht. Sie glaubte, allein zu sein. Doch plötzlich stieß sie ohne Vorankündigung mit jemandem zusammen. Und zwar so heftig, dass es beide kräftig durchschüttelte.
    Durch den Zusammenprall taumelte sie mit ausgebreiteten Armen nach vorn, als wollte sie fliegen. Alles war so schnell geschehen, dass sie das Gleichgewicht nicht halten konnte. Als Erstes schlugen ihre behandschuhten Hände auf dem Asphalt auf, während die kleine Kette an der Handtasche ihr Handgelenk wie in einem Schraubstock umklammerte. Dann stürzte sie auf die Knie, und ein stechender Schmerz durchzuckte sie. Wie betäubt blieb sie liegen.
    »Haben Sie sich verletzt?«

    Eine tiefe Männerstimme drang, gedämpft und abgehackt, durch den Wind zu ihr. Sie wollte gerade aufstehen, doch schon legten sich kräftige Arme um sie herum, und der Mann hob sie mühelos hoch. Sie versuchte zu erkennen, wer er war. Da er aber größer war als sie, konnte sie nur sein Hemd erkennen, als er sie an sich zog, während sein Körper den Wind abhielt. Dicht aneinander gedrängt legten sie die letzten Schritte bis zum Hoteleingang zurück. Trotz ihrer Schmerzen nahm Chloe die Berührung des Mannes sehr bewusst wahr, wie er ihr den Arm umgelegt, wie er sie mühelos festgehalten hatte. Sie hatte das völlig ungewohnte Gefühl, geborgen zu sein.
    Die gläserne Eingangstür des Hotels glitt zur Seite und schloss sich hinter ihnen. Die plötzliche Stille nach dem Sturm fühlte sich in ihren Ohren wie ein betäubendes Echo an. Chloe hörte das leise Gemurmel der Stimmen von der etwas entfernt stehenden Rezeption. In der Hotelhalle standen mehrere Gäste, die der Wind unterschiedlich stark zerzaust hatte.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte der Mann erneut und hielt sie weiterhin aufrecht, ihren Körper mit seinen Hände fest umschlingend.
    Ihr Locken fielen völlig ungeordnet aus der einst eleganten Hochfrisur. Ihr Kleid war verrutscht, und die Handschuhe waren zerrissen. All ihre Bemühungen, schick und sexy auszusehen, waren umsonst gewesen.
    Sie sah schlimm aus, so furchtbar, dass sie sich auf dem Empfang unter keinen Umständen mehr sehen lassen konnte. »Ja, ja«, antwortete sie missvergnügt.
    Sie spürte, wie er sich straffte, fühlte seine Wärme in der einfachen Berührung seiner Hand. »So gut aber nun wieder auch nicht«, beharrte er ruhig.
    »Wie bitte?«
    Er fasste sie am Ellbogen und führte sie aus der Hotelhalle, doch als sie vor einer Doppeltür ankamen, die zu den Zimmern der Hotelgäste führte, erstarrte sie.

    »Wohin bringen Sie mich?«
    »Ich wohne hier.«
    »Sie bringen mich … auf Ihr …?«
    »Zimmer?«
    »Genau«, antwortete sie spröde. »Ich kann doch nicht Ihr Zimmer betreten.«
    Er grummelte irgendetwas, doch anstatt sie durch die Doppeltür zu geleiten, zog er sie in eine andere Richtung, und kurz darauf befanden sie sich in der mit Marmor und Messing ausgestatteten Damentoilette des Hotels. Zum Glück war niemand darin. Nicht ganz so glücklich war Chloe allerdings darüber, dass er die Tür verschloss.
    »Was machen Sie da?«
    »Sie bluten.«
    »Wo?«
    Er zeigte es ihr.
    »Oh«, mehr brachte sie nicht über die Lippen, als sie an sich herabblickte. Ihre einstmals so glänzenden halterlosen Strümpfe waren irreparabel zerrissen, und ihre beiden Knie waren mit Blut und Dreck verschmutzt wie die Knie einer Sechsjährigen, die auf dem Spielplatz hingefallen war.
    Zu allem Überfluss hatte sie noch nie besonders gut Blut sehen können.
    »Oh«, wiederholte sie. Jetzt war sie ein wenig wacklig auf den Beinen.
    »Nun fallen Sie mir nur nicht in
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