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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition)
Autoren: Hannah Albrecht
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ihren Platz in dem Chaos gefunden. Ich konnte
wirklich nicht glauben, dass Beth hier vor einigen Tagen noch nicht gewohnt
haben sollte.
    „Beth, deine Wohnung sieht so bewohnt aus.“ sagte ich, als sie
mit der Führung durch war.
    „Ja, ich wohne doch auch hier.“ Sie sah mich forschend an und
versuchte herauszufinden, was ich meinte.
    „Ja, das weiß ich schon, aber letzte Woche hast du hier nicht
gewohnt, also hier in der Wohnung, in diesem Haus.“
    „Ah, ich weiß was du meinst, aber in dieser Wohnung wohne ich
jetzt schon seit Ewigkeiten. Nicht in deinem Haus, aber in dieser Wohnung. Ich
kann dir das auch nicht wirklich erklären, wie das hier alles funktioniert. Ich
bin aufgewacht und wusste, ich muss dir helfen. Bin aus meiner Wohnung gekommen
und war deine Nachbarin und alles fühlte sich ganz normal an. Als ob das Leben
das alles geplant hatte und für mich klar war, was jetzt kommen würde. Ich
musste mir helfen, meinem parallelen Ich. Mehr kann ich dir nicht sagen. So ist
es passiert.“
    Ich achtete auf meinen Magen, aber der blieb ruhig. Sie hatte
also nicht gelogen. Es gab anscheinend Sachen, die nicht zu erklären waren.
Unbefriedigend, aber was sollte ich mehr bohren, wenn sie nicht mehr wusste. Vielleicht
macht alles irgendwann für uns mal Sinn. Ich hoffte es inständig. Sonst würde
ich platzen.
    „Komm Lissy, setzen wir uns in die Küche, da können wir es
uns ein wenig gemütlich machen“, forderte Beth mich auf. Mit einem Nicken und
einem Lächeln nahm ich das Angebot dankend an.
    Was war der Unterschied zwischen uns beiden? Wir waren im
Lebensstil grundverschieden. Unsere Wohnungen glichen sich auf keinem
Zentimeter. Ich betrachtete Beth aufmerksam und versuchte genau, die
Unterschiede zwischen uns beiden zu erkennen. Von außen war sie einfach nur die
Extravagante, die sich bewegte und kleidete, wie sie wollte. Gegen alle
Konventionen verstieß... naja, wohl gegen die Konventionen meiner Welt, in der
Kunstwelt war sie sicher einer von vielen bunten Hunden. Sie hatte
offensichtlich richtig Spaß daran. Hier mal eine Blume im Haar, hier mal einen
grellen Ring am Finger und trotzdem sah nichts unpassend aus. Sie kombinierte
zwar Farben wild, aber die Muster und Farben waren trotzdem irgendwie
harmonisch. Gut, sollte man auch erwarten können von einer Malerin, aber ich
hatte da so Einige gesehen, die einfach aussahen wie von einem anderen Stern.
Das war bei Beth nicht so. Das Beeindruckende war auch, sie versuchte nichts zu
verstecken. Sie stand zu ihren wunderschönen weiblichen Formen. Das fand ich
sehr außergewöhnlich. Ihr würde Max Schneider sicherlich nicht die Butter vom
Brot nehmen können. Sie würde ihn mit ihren lebendigen, herausfordernden Augen
anlächeln und ihn eiskalt in seine Schranken weisen. Das sollte ich von ihr
lernen. Ich fühlte mich neben ihr grau und unscheinbar. Es schien, als ob sie,
wie schon vorher, meine Gedanken lesen könne.
    „Wir sind grundverschieden und doch sind wir die gleiche
Person. Das bedeutet ja, dass alles was ich habe, du auch hast und alles was du
hast, ich auch habe, oder?“ Sie schien laut zu denken. Auch für sie war noch
nicht alles ganz klar. Auch sie setzte noch alle Puzzleteile zusammen. Sie
hatte einen grübelnden Gesichtsausdruck aufgesetzt.
    „Jetzt müssen wir nur herausfinden, wo die Unterschiede
liegen und wie wir zu ihnen gekommen sind, richtig? Ich denke das ist unsere
Mission. Verstehst du, was ich meine? Also irgendwo bist du doch zu dir
geworden und ich bin einen anderen Weg gegangen und bin zu mir geworden. Aber
wir sind ja noch irgendwo die gleiche Person. Das ist jetzt ein wenig
verwirrend, oder?“
    Sie wiegte den Kopf hin und her. Ja, es war verwirrend und
doch sehr verständlich. Doch wo hatten sich unsere Wege getrennt? Ich hatte
keine Antwort auf diese Frage. Wo sah sie denn unsere Unterschiede? Ob es die
gleichen waren, die ich auch sah? Naja, sie hatte wohl ein wenig Vorsprung im
Beobachten.
    „Wo siehst du denn Unterschiede?“ ich war sehr gespannt, was
Beth mir jetzt sagen würde, ich hatte nicht das Gefühl, das sie die Worte
vorsichtig wählen würde.
    „Wenn du mich so fragst, dann bin ich mal knallhart offen:
ich lebe! Soll heißen, ich bin glücklich, habe meine Freunde und habe ein gutes
Verhältnis mit unseren Eltern. Ich habe die ganze Arbeit und die
Auseinandersetzungen ausgetragen, als sie fällig waren. Ich habe mich meinen
Emotionen und meinen Schmerzen gestellt, als sie aufgetreten sind und
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