Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
zu Hause und Frieden bedeutete, dass sie fortan nicht länger auf der Flucht, nicht länger im Krieg waren, so unterließen doch beide jeglichen Kommentar und machten keinerlei Anstalten, jenes seltsame Verhalten zu unterdrücken, das ihnen beiden so selbstverständlich geworden war.

    Sie gingen kontinuierlich in Richtung Süden - auf das Geräusch des Meeres zu, das in der Dunkelheit gegen das Ufer rauschte. Schließlich bogen sie in die Black Lion Street ein. Am Ende der Straße befand sich der Ärmelkanal - jene Grenze, hinter der sie den überwiegenden Teil der vergangenen zehn Jahre verbracht hatten. Unter dem schaukelnden Schild des Ship and Anchor blieben sie stehen und hielten kurz inne. Eine salzige Brise und der vertraute Geruch von Meer und Algen umfingen die beiden Männer.
    Die Erinnerung zog sie vorübergehend in ihren Bann, doch wie in stummer Übereinkunft wandten sie sich im nächsten Moment ab. Christian öffnete die Tür, und sie traten gemeinsam ein.
    Einladende Wärme, der Klang englischer Stimmen und der Duft guten englischen Biers schlugen ihnen entgegen. Beide entspannten sich, so als wäre eine unbestimmte Last ganz unvermittelt von ihnen gefallen. Christian trat an den Tresen. »Zwei Krüge Ihres Allerbesten.«
    Der Wirt nickte zur Begrüßung und zapfte umgehend zwei Pints.
    Christians Blick fiel auf die Tür hinter der Bar. »Wir setzen uns in Ihr Hinterzimmer.«
    Der Wirt blickte kurz auf, stellte dann zwei schaumgekrönte Humpen auf die Theke. Sein Blick wanderte zu der besagten Tür. »Nun, das Hinterzimmer, Sir … Sonst jederzeit gern, nur heut sitzen da schon ein paar Gen’lemen, und denen wär’s wohl nich so recht, wenn da noch fremde Gesellschaft hinzukäm, wie?«
    Christian zog die Augenbrauen hoch. Er griff nach der Klappe in der Theke und hob sie an. Während er hindurchtrat, schnappte er sich einen der Humpen. »Wir werden es einfach mal riskieren.«
    Tristan unterdrückte ein Grinsen, warf dem Wirt ein paar Münzen für das Bier hin, schnappte sich das zweite Ale und folgte seinem Freund auf dem Fuße.
    Er stand direkt neben ihm, als dieser die Tür zum Hinterzimmer weit aufstieß. Die Gruppe von Männern, die es sich um zwei zusammengeschobene Tische herum bequem gemacht hatte, blickte
geschlossen auf; fünf Augenpaare waren fest auf Christian und Tristan gerichtet.
    Ein fünffaches Grinsen begrüßte sie.
    Charles St. Austell, der am gegenüberliegenden Ende des Tisches saß, lehnte sich zurück und winkte sie großmütig herein. »Was seid ihr zwei doch für ehrbare Männer. Wir wollten schon Wetten darauf abschließen, wie lange ihr es wohl aushalten würdet.«
     
    Alle standen auf, um Tische und Stühle umzustellen. Tristan schloss die Tür hinter sich, stellte seinen Humpen ab und gesellte sich dazu, während man einander bereits vorstellte.
    Obwohl jeder von ihnen in Dalziels Diensten gestanden hatte, waren sie sich in dieser Konstellation noch nie begegnet. Jeder kannte den einen oder anderen, doch niemand kannte sie alle.
    Der Älteste unter ihnen, Christian Allardyce, der zugleich am längsten gedient hatte, war zumeist im Osten Frankreichs sowie in der Schweiz, Preußen und einigen kleineren Staaten und Fürstentümern zum Einsatz gekommen; mit seinem blonden Haar und einem besonderen Talent für Sprachen hatte er sich mühelos in diese Gegenden eingefügt.
    Tristan selbst war weit herumgekommen und oft mitten im Herzen des Geschehens - in Paris oder anderen industriellen Metropolen - eingesetzt worden; die Tatsache, dass er fließend Französisch sprach, ebenso wie Deutsch und Italienisch, und dazu die Kombination von braunem Haar und braunen Augen, gepaart mit seinem unwiderstehlichen Charme, hatten ihm und seinem Vaterland gute Dienste geleistet.
    Er war Charles St. Austell, der einen besonderen Hang zur Extravaganz zu haben schien, noch nie zuvor begegnet. Mit seinen zerzausten, schwarzen Locken und seinen strahlend dunkelblauen Augen zog Charles die Frauen, jung wie alt, gewiss in Scharen an. Er war Halbfranzose und besaß sowohl eine schnelle Zunge wie auch einen schnellen Intellekt, weshalb er sein Äußeres mühelos zu seinem größten Vorteil einzusetzen wusste; er war Dalziels wichtigster
Agent in Südfrankreich - vornehmlich in Carcassonne und Toulouse - gewesen.
    Der aus Cornwall stammende Gervase Tregarth, mit lockigem braunem Haar und haselnussbraunen Augen, hatte, wie man Tristan erklärte, den überwiegenden Teil der vergangenen zehn Jahre in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher