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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide
Autoren: Stephanie Laurens
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kein öffentlich zugängliches Dokument. Es ist ein Archiv des Jockey-Clubs. Genau genommen ist es eine Auflistung von Pferden, die auf den von dem Club geführten Rennstrecken laufen dürfen.«
    Sie trank jedes seiner Worte von seinen Lippen. »Verstehe. Wenn man sich also ... vergewissern möchte, dass ein bestimmtes Tier die Erlaubnis für diese Rennbahnen besitzt, dann würde man im Abstammungsregister nachsehen.«
    Eine weitere Frage, die in einem Aussagesatz verpackt war. »Ja.«
    »Also ist es möglich, in das Register Einsicht zu erhalten.«
    »Nein.« Er lächelte, absichtlich ein wenig herablassend, als sie die Stirn runzelte. »Wenn Sie wissen wollten, ob ein bestimmtes Pferd an einem Rennen teilnehmen darf, dann müssten Sie diese Auskunft beantragen.«
    »Beantragen?«
    Endlich eine offene unverhohlene Frage; er vertiefte sein Lächeln. »Sie füllen ein Formular aus, und einer der Schreiber besorgt Ihnen die gewünschte Information.«
    Sie sah angewidert aus. »Ein Formular.« Mit einem abschätzigen Fingerschnippen bemerkte sie. »Es ist eben England.«
    Darauf erwiderte er nichts. Als klar wurde, dass er nicht nach dem Köder schnappen würde, versuchte sie eine andere Taktik.
    Sie lehnte sich ein wenig vor. Vertrauensvoll richtete sie ihre großen grünen Augen auf sein Gesicht, zog gleichzeitig Aufmerksamkeit auf ihren wirklich beeindruckenden Busen, zwar nicht übergroß, aber an ihrer schlanken Figur köstlich verlockend.
    Nachdem er sie vorhin schon betrachtet hatte, gelang es ihm, seinen Blick auf ihr Gesicht gerichtet zu halten.
    Sie lächelte leise, verführerisch. »Sicherlich könnten Sie es mir doch gestatten, einen Blick auf das Register zu werfen, oder? Nur ganz kurz?«
    Er schaute in ihre smaragdgrünen Augen und verfiel ihrem Zauber. Wieder. Diese Stimme, nicht schwül oder sinnlich, aber irgendwie verheerender in ihrer Wirkung, drohte ihn erneut nach unten zu ziehen; er musste darum kämpfen, das lähmende Gefühl abzuschütteln.
    Und sein Stirnrunzeln zu verhindern kostete ihn noch mehr Mühe. »Nein.« Er setzte sich anders hin, milderte seine Absage. »Das ist, fürchte ich, nicht möglich.«
    Eine Falte erschien auf ihrer Stirn, ihre Verständnislosigkeit wirkte völlig echt. »Warum nicht? Ich möchte es mir einfach nur ansehen.«
    »Warum? Was steckt hinter Ihrem Interesse an dem Abstammungsregister, Miss Dalling? Nein, warten Sie.« In seine Augen trat eine gewisse Härte, er ließ sie seinen Argwohn sehen. »Sie haben uns bereits gesagt, dass Sie kein echtes Interesse an der Sache haben. Warum ist Ihnen dann das Register so wichtig?«
    Sie erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln. Ein Moment verstrich, dann seufzte sie und entspannte sich sichtlich, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Es ist wegen meiner Tante.«
    Als er sie überrascht anschaute, winkte sie ab. »Sie ist exzentrisch. Ihre jüngste Leidenschaft sind Rennpferde, darum sind wir hier. Sie ist auf alles und jedes - und sei es noch so unbedeutend - neugierig. Sie hat irgendwo von dem Register gelesen, und jetzt gibt sie keine Ruhe, bis sie alles darüber weiß.«
    Sie seufzte übertrieben. »Ich dachte, hier wäre man nicht begeistert, wenn eine zerstreute alte Dame herkäme und in Ihrem Foyer herumliefe. Daher bin ich da.« Sie richtete ihre beunruhigend grünen Augen auf ihn und fuhr fort: »Und daher würde ich gerne einen Blick auf dieses Abstammungsregister werfen. Nur einen.«
    Das klang beinahe flehentlich; Dillon überlegte, was er antworten sollte.
    Er könnte wirklich zum Regal gehen, die gültige Ausgabe hervorholen und vor ihr auf den Schreibtisch legen. Die Vorsicht mahnte ihn, ihr nicht zu zeigen, wo das Register sich befand oder auch nur, wie es aussah. Er konnte ihr verraten, welche Information in jedem Registereintrag stand, aber auch damit konnte er das Schicksal herausfordern. Diese Gefahr war zu ernst, um sie zu ignorieren.
    Vielleicht sollte er sie zwingen, Farbe zu bekennen, und vorschlagen, ihre Tante zu ihm zu bringen, aber egal wie eindringlich er in ihren Augen suchte, er konnte sich nicht sicher sein, ob sie bezüglich ihrer Tante log. Es war möglich, dass ihre Geschichte, so unwahrscheinlich sie auch klang, die Wahrheit war. Das konnte am Ende dazu führen, dass er für eine liebenswerte alte Dame die bis dahin nie gebrochene Regel missachtete, dass es niemandem außer ihm und den Schreibern gestattet war, das Abstammungsregister einzusehen.
    Einer Dame, der man zudem nicht trauen
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