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Eine mörderische Karriere

Eine mörderische Karriere

Titel: Eine mörderische Karriere
Autoren: Ellen Godfrey
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Softwarebereich, Jane zu der einzig vernünftigen Wahl für den in Frage kommenden Kunden machte. Dann war er verärgert, gereizt und sarkastisch. Doch wenn Jane von sich aus eine Besprechung anregte, konnte ja nur dahinterstecken, daß sie überfordert war, Hilfe brauchte und sich deshalb notgedrungen an ihn wandte, seine Erfahrung anerkannte und bereit war, den Preis seiner kleinen Quälereien zu bezahlen, um Hilfe zu bekommen. Oder weil sie etwas von der Firma wollte, etwas, das er ihr eventuell verweigern könnte. Beide Alternativen, dachte Jane, waren ihm besonders angenehm.
    So erklärte Jane sich jedenfalls die Stimmungsumschwünge Orloffs ihr gegenüber. Als sie ihn jetzt ansah, merkte sie, wie entspannt er war. Gelassen saß er in seinem eleganten Ledersessel, spielte mit seinem dicken Mont Blanc-Füllfederhalter und lächelte sie an. Sie holte tief Luft und ermahnte sich, locker zu sein, damit ihre Stimme nicht wieder zu diesem hohen, hauchigen Quietschen wurde, das sie so demütigend fand. Sie setzte sich so aufrecht hin, wie sie konnte, damit sie nicht zu ihm aufschauen mußte, sondern ihm möglichst in Augenhöhe gegenübersaß.
    »Ich glaube, es wird Sie freuen zu hören, Eddie, daß ich mich am Wochenende mit Malcolm Morton auf seiner Sommerparty sehr gut unterhalten habe.«
    Orloff lächelte, wie um zu sagen, er sei überrascht, daß man sie überhaupt eingeladen habe, ganz zu schweigen davon, daß sie die Gelegenheit erhalten hatte, mit dem großen Malcolm Morton zu reden. Dann klopfte er leicht mit der abgerundeten Kappe seines Füllers gegen seine Zähne, um seine Ungeduld und den Wunsch anzudeuten, sie möge endlich zum Punkt kommen.
    »Malcolm und ich haben besprochen, daß ich einen Vertreter für Georgia Arnott finden soll. Sie ist die Leiterin der Produktentwicklung bei Prospero, einem seiner Unternehmen.«
    »Prospero... Prospero? Warten Sie mal... Ist das nicht das Unternehmen, das fast bankrott war, neue Produkte zu spät auslieferte, dem das Geld ausging, und er hat sie noch mal rausgepaukt? Nach allgemeiner Auffassung geht es mit ihnen bergab.«
    Jane biß die Zähne zusammen. »Ja, so kann man es natürlich auch sehen«, erwiderte sie. »Aber die Firma wird nicht kaputtgehen. Malcolm hat Georgia Arnott eingestellt, um die Auslieferung eines neuen Produkts zu managen. Das Produkt hat auf die ganze Branche großen Eindruck gemacht. Die Branchenblätter und die Kenner der Szene sagen Großes voraus. Inzwischen sind sie dem Terminplan, den Georgia festlegte, als sie zu Prospero kam, voraus. Das Produkt erscheint im Herbst. Sie haben enorm viele Vorabbestellungen. Georgia hat wahre Wunder vollbracht, es sieht nach einer beeindruckenden Kehrtwende aus...«
    »Richtig, richtig, jetzt fällt es mir wieder ein. Man sagt, wenn diese neue Software wirklich so gut ist, wie die ersten Berichte versprechen, wird die Firma Furore machen, Morton wird sie in eine Aktiengesellschaft umwandeln und einen Riesengewinn erzielen. Also wozu Georgia ersetzen, wenn sie ein solches Himmelsgeschenk ist?«
    »Das große Problem ist, sie ist verschwunden. Natürlich ist der schwierigste Teil ihrer Arbeit erledigt, doch der Weg vom Prototyp durch die letzte Etappe der Anwendertests bis zur Auslieferung ist sehr hart. Es ist eine kritische Zeit. Sie müssen im Zeitplan bleiben. Und sie müssen außerdem jemanden finden, der die Stellung hält, bis Georgia wieder auftaucht.«
    »Was soll denn angeblich aus der Lady geworden sein?« fragte Orloff, zog die Lippen zurück und fuhr mit der Füllerkappe über seine Zähne. Für Jane sah er aus wie ein Wolf, der sich die Zähne putzte.
    »Niemand weiß, was mit ihr passiert ist, aber sie muß ja früher oder später auftauchen. Es paßt so gar nicht zu ihr«, sagte Jane.
    »Es paßt nicht zu ihr? Inwiefern?«
    »Sie müßten sie kennen.« Jane zögerte. Wie sollte man Georgia beschreiben, die besonderen Eigenschaften Georgias einem Menschen wie Eddie beschreiben? Sie wußte nicht, wo sie anfangen sollte. »Sie ist so... sie würde nie andere im Stich lassen. Auf jeden Fall«, fügte sie schnell hinzu, »habe ich eine Idee. Ich weiß, Orloff Associates vermittelt keine Leute auf Zeit, daher will ich mich selbst als Ersatz anbieten. Ich möchte Sie deshalb um Urlaub bitten. Ich glaube, dieses Angebot wird Eindruck auf Morton machen. Außerdem ist es unmöglich, so schnell jemand anderen zu finden, der die Stellung hält, gleichgültig wie gut wir oder unsere Konkurrenz auch
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