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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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nächstemal ab. Können sie noch eine weitere Woche überstehen?“
    „Ja.“
    Norris musterte ihn neugierig. „Wie haben Sie uns gefunden? Von Pennsylvania nach hier ist es ein langer Weg. Das sollte unsere letzte Landung werden. Wären Sie ein paar Tage später gekommen …“
    „Einige Renner haben mir den Weg gezeigt. Sie sagten, Sie wären fort. Aber sie wußten nicht, wohin.“
    Norris lachte. „Wir wissen es ebensowenig.“
    „Sie müssen dieses Zeug doch irgendwo hinschaffen. Dieses Schiff … Es ist alt, nicht wahr? Repariert.“
    „Ursprünglich war es eine Art Bombe. Wir fanden es und setzten es wieder instand – die Arbeiten haben viel Zeit in Anspruch genommen. Wir waren uns über unsere Ziele nicht ganz im klaren. Auch jetzt sind wir uns noch nicht sicher. Aber wir wissen, daß wir fort müssen.“
    „Fort? Die Erde verlassen?“
    „Natürlich.“ Norris winkte ihn zum Schiff. Sie schritten die Rampe hinauf in eine der Schleusen. Norris deutete nach unten. „Sehen Sie – die Männer, die mit den Verladearbeiten beschäftigt sind.“
    Die Männer waren fast fertig. Die letzten Fahrzeuge waren halb leer und schafften die restlichen Dinge aus den unterirdischen Anlagen herauf. Bücher, Aufzeichnungen, Bilder, Kunstwerke – Überbleibsel einer ganzen Kultur. Eine Vielzahl von symbolischen Gegenständen, die ins Schiff verfrachtet wurden, um die Erde zu verlassen.
    „Wohin?“ fragte Trent.
    „Zunächst zum Mars. Aber wir werden dort nicht bleiben. Wahrscheinlich fliegen wir weiter hinaus, zu den Monden des Jupiter und Saturn. Ganymed mag sich vielleicht als erfolgversprechend erweisen. Und wenn nicht Ganymed, dann einer der anderen. Im schlimmsten Fall können wir auf dem Mars bleiben.“
    „Und hier besteht keine Chance – keine Möglichkeit, die radioaktiv verseuchten Gebiete wieder bewohnbar zu machen? Wenn wir die Erde dekontaminieren, die strahlenden Wolken neutralisieren könnten und …“
    „Wenn wir das täten“, unterbrach Norris, „würden sie alle sterben.“
    „Sie?“
    „Die Roller, Renner, Würmer, Kröten, Käfer und alle anderen. Die zahllosen Lebensformen. Die ungeheure Vielfalt an Arten, die sich an diese Erde angepaßt haben – an diese strahlende Erde. Diese Pflanzen und Tiere brauchen den radioaktiven Fallout. Hauptsächlich beruht die neue Lebensgrundlage hier auf der Assimilation radioaktiver Metallsalze. Salze, die für uns absolut tödlich sind.“
    „Aber trotzdem …“
    „Trotzdem ist es nicht mehr unsere Welt.“
    „Wir sind die wahren Menschen“, sagte Trent.
    „Jetzt nicht mehr. Die Erde lebt, wimmelt von Leben. Es breitet sich aus – in alle Richtungen. Wir sind eine Lebensform, eine alte. Um hier zu leben, müßten wir die alten Bedingungen wieder einführen, die alten Faktoren, das Gleichgewicht, wie es vor dreihundertfünfzig Jahren bestand. Eine ungeheure Arbeit.“
    Norris deutete auf den großen braunen Wald. Und jenseits davon, in Richtung Süden, auf den Rand des dampfenden Dschungels, der sich bis zur Straße von Magellan erstreckte.
    „Auf eine Art haben wir dieses Schicksal verdient. Wir sind für den Krieg verantwortlich. Wir haben die Erde verändert. Nicht zerstört – verändert. So verändert, daß wir nicht mehr auf ihr leben können.“
    Norris wies auf die behelmten Männer. Männer, die von Blei umhüllt waren, von schweren Schutzanzügen bedeckt, mit Metallschichten und mit Geigerzählern, Sauerstofftanks, Isolationen, Nahrungspillen und gefiltertem Wasser ausgerüstet. Die Männer arbeiteten und schwitzten in ihren schweren Anzügen. „Sehen Sie sie? Was repräsentieren sie?“
    Einer der Arbeiter kam luftschnappend und keuchend herauf. „Wir sind fertig, Sir. Alles ist verladen.“
    „Wir ändern unseren Plan“, erklärte Norris. „Wir werden warten, bis die Freunde dieses Mannes hier eingetroffen sind.“
    „In Ordnung, Sir.“ Der Arbeiter wandte sich ab.
    „Wir sind Besucher“, bemerkte Norris.
    Trent wich zornig zurück. „Was?“
    „Besucher auf einem fremden Planeten. Schauen Sie uns doch an. Schutzanzüge und Helme, Raumanzüge – um zu forschen. Wir sind die Besatzung eines Raumschiffes, die Halt auf einer fremden Welt macht, auf der wir nicht leben können. Wir bleiben nur kurze Zeit.“
    „Geschlossene Helme“, sagte Trent mit seltsamer Stimme.
    „Geschlossene Helme. Bleianzüge. Geigerzähler und spezielle Nahrung und Wasser. Schauen Sie es sich doch nur an.“
     
    Eine kleine Gruppe von Rennern
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