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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady
Autoren: Anna Campbell
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bisher – als Neutrum zu betrachten. Faszinierend, diese schönen jadegrünen Augen in seinem melancholischen Gesicht, die arrogante Adlernase … Seine geraden Brauen und die Haare, die in seine hohe Stirn fielen, waren schwarz wie die Sünde.
    Genauso wie sein Herz , wisperte eine innere Stimme.
    Er war ein attraktiver Mann. Das hatte Diana gewusst. In den Zeitungen hatte sie Skizzen von ihm gesehen, eindrucksvolle Porträts. Aber nichts hatte sie auf die magnetische Anziehungskraft dieser markanten maskulinen Züge vorbereitet. Oder auf die Erotik, die er ausstrahlte – wie eine leise, unablässige Vibration.
    Sie hatte sich auf einen Schwächling eingestellt, ein Opfer seiner Laster. Falls Tarquin Vale in diese Kategorie fiel, merkte man ihm das nicht an. Für ein paar beklemmende Sekunden zweifelte sie an allem, was sie über diesen Tunichtgut gehört hatte. Er wirkte wie ein lebenserfahrener Mann. Zu ihrer Überraschung schien er ein gesundes Urteilsvermögen zu besitzen. Und – zur Hölle mit ihm – er erweckte den Eindruck, weder ihr schamloses Angebot noch ihr rustikaler Charme würden ihn begeistern. Ihre unklare, hoffnungslos optimistische Vorstellung, sie könnte den Earl of Ashcroft in ihren Bann ziehen und für längere Zeit fesseln, löste sich auf wie Nebel unter der heißen Sommersonne.
    Niemand würde diesen Mann zu irgendetwas veranlassen, was seinen eigenen Absichten widersprach. Das war Diana bereits jetzt klar.
    »Also bleiben wir uns in jeder Hinsicht fremd, abgesehen von einer erotischen Beziehung?«, fragte er.
    Diana zwang sich, ihre Rolle auch weiterhin zu spielen. »Nun, ich suche Sinnenfreuden, Erfahrungen, einen kundigen Mann, der den Körper einer Frau ganz genau kennt. Erinnerungen, die kalte, einsame Nächte wärmen werden.«
    »Damit bürden Sie dem Betreffenden eine schwere Verantwortung auf.«
    Zu ihrem eigenen Erstaunen lachte sie leise. »Sicher wären Sie der Situation gewachsen.«
    »Und was würde ich gewinnen?«
    Sie bezähmte den Impuls, ihre Gedanken unverblümt zu äußern. Mit solchen langwierigen Verhandlungen hatte sie nicht gerechnet, sondern in ihren kühneren Träumen erwartet, er würde sie in sein Schlafzimmer zerren, sobald er sie sah, oder einfach auf den Teppich werfen. Bisher hatten ihr diese Fantasien nur Schwierigkeiten eingebracht. Was würde er gewinnen? »Eine willfährige, anspruchslose Liebhaberin.«
    »Willfährige Damen kenne ich zur Genüge.« Seine ausdrucksvollen Lippen verzogen sich zu einem überheblichen Lächeln. »Und glauben Sie mir, ich bevorzuge anspruchsvolle Liebhaberinnen.«
    Zum Teufel mit diesem Mann und seinen Wortgefechten! Diana bemühte sich um einen verführerischen Tonfall. Aber ihre Stimme klang nicht einmal in ihren eigenen Ohren verheißungsvoll. »Ich biete Ihnen ein Abenteuer an. Etwas, was nichts mit Ihrem üblichen Zeitvertreib zu tun hat.«
    Sein Lächeln erstarb nicht. »Natürlich sind Sie bestens über meinen üblichen Zeitvertreib informiert.«
    Wie konnte eine Lady einem widerspenstigen Gentleman klarmachen, dass sie eine wunderbare Bettgefährtin wäre? Frustriert spürte Diana, wie sie sich immer weiter von allem entfernte, was sie zu wissen glaubte. »Ich habe gewisse Klatschgeschichten gehört. Mit einer keuschen Frau würden Sie etwas Neues erleben. Insbesondere mit einer, die außer körperlichen Kontakten nichts von Ihnen verlangen würde.«
    Er lachte kurz auf. »So viele großartige Liebhaberinnen sind in meinem Bett gelandet. Warum vermuten Sie, eine keusche Frau könnte mich interessieren?«
    Mühsam bezähmte sie ihren Ärger. Wieso musste sie wie eine Verkäuferin auf ihn einreden, die am Straßenrand Äpfel feilbot? »Dann nehmen Sie die Herausforderung an, verwandeln Sie eine keusche in eine wollüstige Frau.«
    In seinen grünen Augen erschien ein grüblerischer Ausdruck. »Ah, vielleicht wäre das reizvoll.«
    Die Schultern gestrafft, stellte sie die einzig wichtige Frage. »Akzeptieren Sie mein Angebot?«
    Drückendes Schweigen. Eine halbe Ewigkeit lang. Nachdenklich klopfte Lord Ashcroft mit seinen Fingerspitzen auf den Schreibtisch. Glitzernde Jadeaugen musterten Diana. Während sie der Antwort entgegenfieberte, umklammerte sie automatisch das perlenbesetzte Retikül in ihrem Schoß.
    Jetzt schweifte sein Blick von ihrem Gesicht zu ihrem Körper hinab. Die langen schwarzen Wimpern, die seine Wangen beschatteten, müssten eigentlich feminin wirken. Doch das war nicht der Fall.
    Trotz ihrer
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