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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady
Autoren: Anna Campbell
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hatte sie vermutet, der Earl würde das Angebot einer Fremden, die ein paar Wochen lang seinen Körper genießen wollte, ohne Zaudern annehmen.
    Aber sie hatte sich einen hemmungslosen Sklaven ausschweifender Gelüste vorgestellt. Und von diesem Fantasiebild war der selbstsichere, distanzierte Earl meilenweit entfernt.
    Vielleicht hätte sie es mit einer subtileren Annäherung versuchen sollen statt mit der direkten Einladung. Doch dafür war es jetzt zu spät. Ihre Kinnmuskeln spannten sich schmerzhaft an. »Offenbar gehen Sie nicht auf die Avancen aller Frauen ein?«
    »Nur Fremde, die anonym bleiben und mir ihren Anblick verweigern, erregen mein Missfallen.« Immer noch dieser scharfe Ton, der sie verblüffte. »Werden Sie auch einen Schleier tragen, wenn Sie es mit mir treiben, Madam?«
    Seine Ausdrucksweise schockierte sie und machte ihr bewusst, dass sie näher am Rand der Gosse schwankte, als sie es wahrhaben wollte. Wie dumm von ihr! In der Privatsphäre ihres Schlafzimmers war sie gar nicht auf den Gedanken gekommen, Lord Ashcroft würde sich für ihr Aussehen interessieren, wenn sie ihm ihren Körper anbot und die Erfüllung aller seiner intimen Wünsche versprach.
    Verständlicherweise wollte er wissen, wie sie aussah, denn er wählte immer nur die allerschönsten Geliebten. Dafür war er berühmt.
    Diesem raffinierten Spiel fühlte sie sich nicht gewachsen. Wie rasend pochte ihr Herz. Sie leckte wieder über ihre Lippen und sagte sich, verglichen mit den hoffentlich bevorstehenden Aktivitäten wäre die Enthüllung ihres Gesichts belanglos.
    Trotzdem fiel es ihr schwer, den Schleier zu heben. Ihre zitternden Hände verrieten ihre wahren Emotionen. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen, bevor er endgültig zu entschwinden drohte. Schon beim ersten Hindernis zu versagen? Wegen einer Lappalie? Nur weil es ihr widerstrebte, ihr Gesicht zu zeigen?
    Mit einer abrupten, herausfordernden Geste schlug sie den Hutschleier zurück.
    Eine Flut neuer Eindrücke stürmte auf sie ein. Der Tag war schwül, nicht einmal eine leichte Brise wehte in den Raum. Aber nach der stickigen Hülle fühlte sich die Luft kühl auf ihren Wangen an. Jetzt nahm sie die Bibliothek klar und deutlich wahr, warme Farben schimmerten im Licht der Nachmittagssonne.
    Und endlich sah sie auch Lord Ashcroft ohne einen verfälschenden Filter. Beinahe blieb ihr das Herz stehen. Ihre Kehle schnürte sich erneut zu und raubte ihr den Atem.
    Luzifer, der Schönste. Der Fürst aller Engel, der Lichtträger.
    Der große Verführer.
    Wenn man die kantigen, scharf geschnittenen, asketischen Züge des Earl of Ashcroft betrachtete, könnte man ihn für einen Gelehrten halten. Falls man den ungewöhnlich dunklen Teint und die vollen, sinnlichen Lippen ignorierte.
    Und wenn man seine Augen nicht beachtete.
    Jadegrün, von beunruhigender, hellwacher Intelligenz und unverhohlenem Zynismus erfüllt, inspizierten sie Diana. »Sehr hübsch.«
    Schon wieder stieg heiße Röte in ihre Wangen. So eitel, um überschwängliche Komplimente zu erhoffen, war sie nicht. Aber sie hatte etwas mehr als diese beiden banalen Wörter erwartet.
    »Danke«, antwortete sie genauso schlicht.
    Möglicherweise war der Earl an makellose Schönheiten gewöhnt, neben denen Dianas Reize verblassten. Zum ersten Mal zog sie ein Scheitern in Betracht – und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben würden. Während sie ihren Plan geschmiedet hatte, war sie nicht sicher gewesen, ob sie die nötige Kühnheit aufbringen würde. In ihrer Naivität hatte sie nicht bedacht, dass dieser notorische Lebemann sie für seiner unwürdig halten könnte.
    Seine zuckenden Mundwinkel bezeugten sardonisches Amüsement. »Und Sie heißen?«
    »Diana.« Sie hatte erwogen, ein Pseudonym zu benutzen, sich aber anders besonnen. Eine Dirne zu mimen, wenn auch nur vorübergehend, war schon schwierig genug. In Lord Ashcrofts Armen zu liegen und einen fremden Namen aus seinem Mund zu hören, würde sie zu sehr verwirren.
    »Nur Diana?«
    »Ja.«
    Ihr Familienname würde ihm nichts sagen, und sie hatte nicht die Absicht, ihn zu enthüllen. Sobald sie das alles überstanden hatte, wollte sie verschwinden, ehe er eine Gelegenheit fand, ihre Identität zu ergründen. Andererseits würde ein Mann wie Lord Ashcroft einer widerstrebenden Geliebten sicher nicht nachspionieren. Bald würde ein anderer warmer Körper sein leeres Bett füllen.
    Jetzt, wo sie ihm gegenübersaß, fand sie es viel schwieriger, ihn – so wie
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