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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte
Autoren: Hakan Nesser
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Startkapital da unten. Backman hat vollkommen recht, dahinter steckt genaue Planung. Ganz genaue Planung.«
    »Er hätte es sich einfacher machen können«, meinte Astor Nilsson.
    »Schon möglich«, sagte Asunander. »Sein Ziel war es, seine Frau und ihren Liebhaber zu töten, aber ich glaube, es gab noch andere Ziele.«
    »Und welche?«, fragte Sorgsen, »genauer gesagt?«
    »Irgendetwas ist da unten in der Bretagne damals passiert«, sagte Eva Backman, nachdem Asunander ihr zuvor zugenickt hatte. »Anna Eriksson und Erik Bergman spielen dabei irgendeine Rolle, aber wir wissen nicht, welche. Wir müssen wohl sehen, ob er uns das erzählen kann.«
    »Der sechste Mann?«, fragte Astor Nilsson.
    »Wir wissen nicht, wer er ist«, sagte Barbarotti. »Ein Typ, der eine Woche mit Erik Bergman zusammengewohnt hat oder so, aber das spielt vielleicht gar keine Rolle in der Geschichte.«
    »Aber er ist doch mit auf den Fotos.«
    »Und wo haben wir die Fotos gefunden?«, fragte Eva Backman, »hast du das vergessen? Im Album der Malmgrens.«
    »Verdammte Scheiße«, sagte Astor Nilsson. »Die auch?«
    »Ja«, bestätigte Barbarotti. »Die auch.«
    Zwei Stunden später stand er mit Backman draußen am Fahrradständer des Polizeireviers. Regen hing in der Luft, zu seiner Verwunderung spürte er, wie er fror, und er hoffte, dass der Himmel noch ein wenig damit warten würde, sich zu öffnen.
    »Das war sicher keine Übertreibung, was du da behauptet hast«, sagte er.
    »Was denn?«, fragte Backman.
    »Na, das da unten in der Bretagne etwas passiert ist. Zumindest in Henrik Malmgrens Augen muss es absolut entscheidend gewesen sein, nicht wahr?«
    Backman überlegte. »Ja«, sagte sie, »aber es gab jedenfalls kein Mädchen und keine Großmutter, die ihr Leben verloren haben. Was glaubst du dann, was es war?«
    »Hast du die Mousterlin-Aufzeichnungen noch einmal gelesen, nachdem du erfahren hast, dass es Henrik Malmgren war, der sie geschrieben hat?«
    »Nein«, sagte Eva Backman. »Ich habe es nicht geschafft. Und ich habe keine Ahnung, was für ein Detail das ist, von dem Asunander da geredet hat.«
    »Ich auch nicht«, gab Barbarotti zu. »Aber ich habe letzte Nacht noch einmal alles gelesen. Es gibt Massen von eigentümlichen Schlüsselworten in diesem Text, wenn man weiß, dass es Henrik Malmgren ist, der die Feder führt. Und dass er plant, sie alle umzubringen … ja, dann wird es irgendwie eine ganz andere Geschichte.«
    »Eine ganz andere Geschichte?«, fragte Backman nach. »Ja, das ist doch klar. Weißt du, worauf ich mich freue?«
    »Urlaub?«
    »Darauf auch. Aber in erster Linie freue ich mich darauf, ihn verhören zu dürfen. Du nicht?«
    Gunnar Barbarotti überlegte. »Doch, kann schon sein«, sagte er dann. »Aber bis jetzt haben sie ihn da unten noch nicht erwischt. Und ich bin nicht sicher, ob du das Vergnügen haben wirst, ihm Aug in Aug gegenüber zu sitzen.«
    »Du Miesmacher«, sagte Backman. »Bis jetzt hatten sie ja noch keine acht Stunden Zeit, und ich glaube, es ist auch erst früher Morgen in Sydney.«
    »Das mag stimmen«, gab Barbarotti zu und sah auf seine uralte, aber voll funktionsfähige Armbanduhr. »Aber wenn es eine Tageszeit gibt, an der man die Leute wohl antrifft, dann ist es doch in der Nacht, oder? Nein, ich glaube, er wird uns entwischen, aber du wirst sicher das Vergnügen haben und mit Boss reden können.«
    »Hoss und Boss«, schnaubte Backman. »Bei einigen geht es von Anfang an schief. Und dann läuft es so weiter. Aber du meinst, dass es eine Art Wahrheit im Mousterlin-Dokument gibt? Abgesehen von Asunanders Detail, meine ich?«
    »Lies selbst, dann wirst du sehen«, sagte Barbarotti.
    Backman zuckte mit den Schultern und klemmte ihre Aktentasche in den Fahrradkorb. »Ich würde ihn nach seinem Kontrollbedürfnis fragen, wenn ich mit ihm reden könnte«, sagte sie. »Das ist nämlich die Schraube, die locker ist.«
    »Ach ja?«, sagte Barbarotti.
    »Ja, natürlich. Zuerst wird er von seinem Bruder fallen gelassen, vermutlich dem einzigen Menschen auf der Welt, der ihm etwas bedeutet. Das muss ja wie die reinste Amputation für ihn gewesen sein. Trotzdem gelingt es ihm, eine Frau zu finden, aber mit der Zeit wächst sie und wird reif und plant, ihn zu verlassen. Wahrscheinlich beginnt er das in diesem Sommer zu ahnen. Und als es tatsächlich Faktum ist, da führt er diesen ganzen schwarzen Zirkus auf, um sich zu rächen, verschwindet und fängt in Australien ein neues Leben an. Das muss
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