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Eine Frau zum Heiraten

Eine Frau zum Heiraten

Titel: Eine Frau zum Heiraten
Autoren: Penny Jordan
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Alex’ Worten immer nervöser wurde. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Alex sie damit kritisieren wollte oder ob es eine indirekte Warnung an Tim war. Über eines wollte sie ihn allerdings aufklären.
    “Ich bin Lehrerin”, informierte sie ihn kühl. “Durch meinen Beruf habe ich John kennengelernt und …”
    “John wollte, dass Claire nach der Heirat zu Hause bleibt und sich um Sally kümmert”, schaltete Irene sich ein. “Sie hat jetzt eine Teilzeitbeschäftigung als ehrenamtliche Mitarbeiterin an einer Schule für behinderte Kinder …”
    “Verstehe … Eine solche Tätigkeit ist sicher sehr belastend. Ich dachte, Ihnen wäre die … Beschaulichkeit Ihrer Gartenarbeit lieber.”
    “Pflanzen können genauso schwierig sein wie Kinder”, entgegnete Claire scharf, während sie beobachtete, wie er von Tim zu ihr schaute. “Und davon abgesehen belastet mich weniger die Arbeit mit den Kindern als die Art, wie andere Leute sie behandeln …”
    “Egal wie gut die Leute es meinen oder wie gut sie erzogen sind – ihre Vorurteile lassen sich durch Gesetze nicht ausräumen”, erklärte Alex leise.
    “Nein”, bestätigte sie, “das geht nicht.”
    “Es ist Ihnen wahrscheinlich kein großer Trost, aber es gibt eine Lehrmeinung, die besagt, dass wir selbst bestimmen können, was wir sein wollen, wenn wir wiedergeboren werden, und es auch tun, und dass diese Kinder ganz besondere Geschenke mitbringen – nämlich Mut und Verständnis.”
    Claire sah ihn überrascht an. In Anbetracht der Tatsache, was zwischen ihnen bisher vorgefallen war, hatte sie nicht erwartet, dass Alex sie trösten würde.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, fuhr er überraschend offen fort: “Nach dem Tod meiner Eltern ging es mir sehr schlecht. Ich war furchtbar wütend und verbittert. Wir waren zwar keine religiöse Familie, aber ein Pfarrer in unserer Stadt tat sein Bestes, um mir zu helfen. Er sagte mir, dass manche Menschen solche Schicksalsschläge als Anzeichen dafür sehen, dass sie stärker sind als andere, es sogar sein müssen, um damit fertig zu werden. Vielleicht war er auch einfach der Meinung, dass ich auf diese Weise besser damit umgehen könnte.”
    Seine Offenheit weckte die seltsamsten Gefühlen in ihr, und zwar sowohl physisch als auch psychisch. Doch statt diese Gefühle zu verdrängen, indem sie in Schweigen verfiel, ging Claire auf seine Worte ein. “Soweit ich weiß, möchten Sie unter anderem deshalb privat untergebracht werden, weil Sie aus einer großen Familie kommen …”
    “Stimmt”, bestätigte er. “Ich habe fünf Geschwister und bin der Älteste. Mittlerweile sind alle meine Brüder und Schwestern von zu Hause ausgezogen und haben selbst eine Familie gegründet – bis auf meinen jüngsten Bruder, der erst kürzlich geheiratet hat. Aber unsere Familie ist so groß, dass man ständig irgendeinem Verwandten begegnet, wenn man durch die Stadt geht. Ich lebe nämlich in einer Kleinstadt. Anfang der Fünfzigerjahre haben mein Vater und seine beiden Brüder dort eine Firma zur Herstellung von Klimaanlagen gegründet. Bis vor Kurzem haben meine beiden Onkel noch in der Firma gearbeitet. Der eine hat sich im letzten Herbst auf Anraten seines Arztes aus dem Geschäftsleben zurückgezogen, und der andere …”
    Er verstummte, und in seine Augen trat ein gequälter und wütender Ausdruck. Unwillkürlich fragte sich Claire, woran Alex gerade dachte.
    Als Claire kurz nach elf aufbrach, stand Alex höflich auf und kam auf sie zu, um sich von ihr zu verabschieden. In dem Moment wurde ihr klar, dass sie sich danach sehnte, von ihm geküsst zu werden – nicht auf die Wange, sondern auf den Mund so wie am Nachmittag.
    Mit glühenden Wangen wich sie schnell einen Schritt zurück und wäre dabei fast mit Irene zusammengestoßen, die sie nachdenklich beobachtete.
    “Denk daran, dass wir morgen Vormittag mit Alex vorbeikommen, damit er sich dein Haus ansehen kann”, erinnerte Irene sie ein wenig herrisch. “Passt es dir um elf?”
    “Um elf … Ja, das passt mir”, erwiderte Claire stockend.
    Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum Alex nicht längst gesagt hatte, er hätte seine Meinung geändert. An diesem Abend hatten sie zwar höfliche Konversation gemacht, aber ihm musste doch genauso klar sein wie ihr, dass sie unmöglich unter einem Dach leben konnten.
    Alex war viel zu maskulin für ihren Geschmack, und obwohl Claire sich nichts anmerken ließ, brodelte es förmlich in ihr. Sie konnte sich
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