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Eine Frage Der Groesse

Eine Frage Der Groesse

Titel: Eine Frage Der Groesse
Autoren: Arne Hoffmann
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Männer und 113 Frauen auf, sich zu entscheiden: Hätten sie lieber eine kleine Geldsumme am nächsten Tag (zwischen 15 und 35 Dollar) oder einen größeren Betrag in fernerer Zukunft (75 Dollar)? Beide Geschlechter handelten weitsichtig und wählten die höhere Auszahlung zu einem späteren Zeitpunkt. Im darauffolgenden Teil bekamen die Versuchspersonen Bilder von mal mehr, mal weniger attraktiven Frauengesichtern sowie von rasanten und weniger flotten Autos zu sehen. Danach wurden sie noch einmal vor die Wahl zwischen den beiden Geldbeträgen gestellt.
    Das Resultat: Die Männer, denen man weniger attraktive Frauen gezeigt hatte, entschieden sich noch immer für eine Auszahlung des hohen Betrages in der Zukunft. Das Gleiche galt für die Männer, denen man die Autos gezeigt hatte, egal wie toll diese auch aussahen. Die Männer allerdings, denen man die Schönheiten präsentiert hatte, entschieden sich jetzt anders: Carpe diem, lebe im Hier und Heute, der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach – zu Deutsch: Her mit der Kohle, und zwar sofort! Auch wenn der Betrag geringer ist. Der Reiz der Gegenwart erhielt vor den Verheißungen der Zukunft den Vorrang. Bei den Frauen zeigte sich eine ähnliche Verschiebung kaum, auch wenn die Kerle, die sie vorgelegt bekamen, noch so schnucklig aussahen.
    Woran lag das? Margo Wilson räumt ein, dass der genaue psychologische Mechanismus, der sich hier abspielt, noch nicht ergründet ist. Allerdings kann auch in diesem Fall der Schlüssel in der Evolution liegen. Die erregenden Bilder schöner Frauen lenkten das Denken der Männer, wenn es um die Entscheidung zwischen sofortigen und langfristigen Freuden geht, vom finanziellen Feld auf das der Sexualität. Hier rückt für Männer die Lust an sofortiger Fortpflanzung in den Vordergrund, während Frauen eher langfristig denken, weil sie damit das Aufziehen des Nachwuchses in Verbindung bringen.
    Bis hierhin kann man über die leichte Verführbarkeit von Männern und ihr Ausschalten langfristiger, vernunftgesteuerter Überlegungen noch schmunzeln. Eine ernstere Note bekommt dieses Thema allerdings, sobald es um Verhütung und den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten geht.
    Hierzu fand im Jahr 2006 ein weiteres aufschlussreiches Experiment statt. Die Verhaltensforscher Dan Ariely und George Loewenstein baten männliche Collegestudenten, eine Reihe von Fragen über ihre sexuelle Vorlieben, die Verwendung von Kondomen und unmoralische Handlungen zu beantworten. Dabei waren die Versuchspersonen in zwei Gruppen unterteilt: Die einen waren bei der Beantwortung der Fragen sehr erregt, weil sie dabei masturbierten, die anderen nicht. (Die Fragen wurden über Computer in den privaten Räumen der Studenten beantwortet, sie befriedigten sich also nicht direkt vor den Wissenschaftlern selbst.) Und siehe da: Die Versuchsteilnehmer waren doppelt so häufig bereit, bei ungewöhnlichen oder moralisch fragwürdigen sexuellen Aktivitäten mitzumachen, wenn sie erregt waren. In diesem Zustand waren sie auch zu 25 Prozent weniger daran interessiert, auf die Benutzung eines Kondoms zu achten.
    Offenbar gerieten die jungen Männer durch den Rausch der Lust zu einem ähnlichen Tunnelblick wie die Mitwirkenden am zuvor beschriebenen Experiment. Zur Hölle mit der Zukunft, die Freuden der Gegenwart sind alles, was zählt! Sämtliche Ermahnungen, alle Aufklärung über Risiken und mögliche Folgen, die man ihnen beim Aufklärungsunterricht vermittelt hatte, waren wie weggerubbelt. Und wie Ariely und Loewenstein herausfanden, war den Betreffenden selbst gar nicht ausreichend bewusst, wie sehr ihr augenblicklicher emotionaler Zustand ihre Fähigkeit, vernünftige Entscheidungen zu treffen, beeinträchtigte und wie sehr im Eifer des Gefechts alles zuvor Erlernte in den Hintergrund ihres Denkens trat.

Stehen Männer bei der Partnerwahl auf Dummchen?
     
    Dumm fickt gut, heißt es, und auch die Begeisterung vieler Männer für Blondinen könnte ja, wie wir gesehen haben, daher rühren, dass sie diese für unerfahrener und weniger vernünftig halten als andere Frauen. Aber wenn es um eine langfristige Partnerschaft geht, zählen auch für Männer andere Prioritäten.
    Beruflich erfolgreiche und dementsprechend in der Regel wohl kluge Frauen haben beispielsweise eine größere Chance, einen Partner fürs Leben zu finden. Dies ermittelte Heather Boushey, zu dem Zeitpunkt beim Center for Economic and Policy Research in Washington, D. C. Sie
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