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Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)

Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Robert Gehrke
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haben. Eine Gefühlswelt war in vier verschiedenen Farben auf der weißen Leinwand entstanden. Es war wunderschön. Man könnte sagen voller trauriger Schönheit. Es erinnerte den Tiger sehr an die Liebe der beiden, die genauso komplementär war. Sie hatten eine wunderschöne Zeit, doch er spürte, dass diese Zeit vergänglich war. Sehr sogar! Der Winter näherte sich dem Ende und damit auch der Grund ihres Besuchs. Er hatte sehr oft das Gefühl, dass diese Beziehung nicht das Gleiche für die Maus war. Aber wie auch? Er war eben doch nur der Tiger.
    Ein letzter Blick warf er auf das Gemälde. Es war viel heller als dunkel, viel mehr gelb als schwarz.
    „Ich sollte nicht traurig sein.“ Noch liegt der Schnee vor der Höhle und die Kälte beherrscht die gefrorene Natur. „Erst wenn die ersten Gräser sprießen, das Eis geschmolzen ist und alles blüht, will ich traurig sein“ dachte er sich.
    Einer der vielen Zettel an der Wand der Maus fiel ihm ins Auge.
    „Das sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.“
    Es heiterte den Tiger etwas auf.
    Er verschwand so unbemerkt, wie er auch erschienen ist. Sogar glücklicher als er gekommen war. Es war das letzte Mal, dass er dieses Bild zu Gesicht bekam. Jedenfalls bis auf jenes, das sich nun in sein Herz gebrannt hatte.
    Noch blieb ihm einige Zeit, die er so gut wie möglich nutzen wollte. Er nahm sich einen Notizblock und notierte Dinge, die er noch mit der Maus erleben wollte.
     

 

Lebensgefühl
    Mit einer unglaublichen Vorfreude wartete der Tiger jeden Morgen, bis seine Maus sich endlich zeigte. An manchen Tagen empfing er sie sogar mit einer Kanne Kaffee, um die Erinnerung an diesen besonderen Tag aufblühen zu lassen.
    Die ersten Wochen waren wundervoll. Je näher der Frühling kam, desto größer wurde auch die Liebe der beiden. Doch glücklicherweise verhielten sich ihre Gefühle nicht wie das Wetter. Auch an regnerischen Tagen gab es keinen Grund zu streiten. Die beiden unternahmen viele Dinge zusammen. Gemeinsame Stunden im Schnee, schöne Abende mit leckerem Essen und Besuche befreundeter Tiere wechselten sich ab. Einer hatte eigentlich immer einen Einfall.
    Eines ist jedem aufmerksamen Beobachter klar: Im Inneren des Tigers hatte sich etwas verändert. Es ist schwierig diese Veränderung zu erklären. Irgendwie fand die Maus ein paar Knöpfe, die schon verloren geglaubt waren. Der Tiger geht mit einem neuen Bewusstsein durch die Welt. Die Hornbrille, Zigarren und depressiven Gedanken landeten auf dem Müll. Er entdeckte die Schönheit der Sterne, das Geschmackserlebnis eines Haselnusskaffees, das tolle Gefühl gemeinsam zu kochen, die Schönheit ein Bild zu malen. Er entdeckte einfach die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und zu lieben. So etwas gibt es sehr selten zu finden, in einer Tierwelt, in der alles Glück durch einen großen Gehaltsscheck, den Wahn zur Schönheit und den unbändigen Willen zu Leistung definiert wird.
    Der Tiger kommt aus einer Familie, in der diese wundervollen Dinge des Lebens ein bisschen in der Versenkung verschwunden sind. Die Tigereltern stehen nur noch aus Gewohnheit und Angst zueinander. Angst etwas zu riskieren, dessen Wert längst abgelaufen ist. Gekocht wird nur, um sein primitives Hungergefühl zu stillen, geredet nur, um die wichtigsten Informationen auszutauschen und gelacht lediglich über das geistlose Fernsehprogramm.
    Der Tiger wird all jenes in seinem Leben anders machen. Er kann jetzt sogar kochen. Bisher befanden sich nur schwächere Tiere auf seiner Essensliste, doch nun erschrecken sogar Rote Beete, Pinienkerne und Basilikumzweige bei seinem Anblick. Diese erschreckende Neuigkeit verbreitete sich bei allen Gewürzen und Gemüsesorten wie ein Lauffeuer, sodass der Gemüsebestand in der Höhle des Tigers drastisch sank. Doch das war gar nicht schlimm. Er konnte jetzt ja auch malen und ersetzte daraufhin die nun leer gewordenen Stellen der Höhle mit hübschen Gemälden. Am liebsten malte er schneebedeckte Landschaften und Portraits der Maus. Mindestens fünf davon hingen an seiner Lieblingswand. Da er allerdings nur wenig Talent hatte, schienen fünf total verschiedene Mäuse in seiner Höhle zu hängen.
    Es war nicht immer leicht alle Gewürze zu besorgen, jedoch versuchte er so oft wie möglich der Maus etwas Leckeres zu kochen. Leider klappte das nicht immer ganz so erfolgreich.
    Wie an jenem Tag als der Tiger sich entschloss der Maus ein Käsefondue
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