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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur
Autoren: Lynsay Sands
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der Schmiede zu löschen. Die Hütte sei ohnehin halb verfallen und solange die Flammen nicht um sich griffen, solle sie ruhig ausbrennen, hatte er beteuert.
    Als Murie durch das Dorf lief, erkannte sie, dass sich das Feuer zwar nicht auf die anderen Hütten ausgebreitet hatte, aber auch nicht ganz erloschen war. Die eingestürzte Schmiede bildete einen Berg aus schwarz verkohlten Holzbalken und Lehmziegeln, die fauligen Zahnstümpfen gleich aus dem Boden ragten. Murie umrundete die Ruine und lief zwei Türen weiter. Dort blickte sie sich hastig um, um sich zu vergewissern, dass ihr niemand folgte. Dann schlüpfte sie ins Innere.
    Die Hütte war klein und dunkel, der Boden mit übelriechendem Unrat beschmutzt. Murie glitt zu dem Fenster neben der Eingangstür und spähte voller Furcht, Cecily könne ihr gefolgt sein, zum Wald. Wenn sie Glück hatte, lag die Frau jetzt ohnmächtig im Wald, und Balans Leute hätten leichtes Spiel mit ihr. Dann wäre es unnötig, sich in dieser Hütte zu verbergen.
    In diesem Moment tauchte Cecily am Waldrand auf. Die Zofe blickte erst zum Schloss … und schlug die Richtung ins Dorf ein. Panisch blickte sich Murie in der Hütte um, und war erleichtert, als sie im hinteren Teil eine Tür entdeckte, die – so hoffte sie – ins Freie führte. Falls Cecily darauf verfiele, jede Hütte zu durchsuchen, säße ihre junge Herrin zumindest nicht eingesperrt in einer Falle. Dann könnte sie heimlich entwischen und zum Schloss hinaufstürmen.
    Muries Miene verdunkelte sich, als sie sah, dass Cecily geradewegs auf ihr Versteck zukam, als hätte sie mitbekommen, wohin Murie verschwunden war. Ein naheliegender Verdacht, denn dass Cecily aus dem Wald gekommen war, hatte wenig zu bedeuten. Sie hätte sich hinter einem der mächtigen Stämme verbergen und Murie heimlich beobachten können.
    Als die Frau näherkam und Murie das hämische Grinsen auf deren Gesicht gewahrte, huschte sie, leise Verwünschungen murmelnd, in den hinteren Teil der Hütte und drückte gegen die Tür. Murie war froh und erleichtert, als sich diese öffnen ließ. Sie glitt ins Freie, zog geräuschlos die Tür hinter sich zu und duckte sich in den Schatten der Hütte. Angespannt lauschte sie auf jedes Geräusch, um zu erfahren, ob Cecily den Eingang der Hütte erreicht hatte und hineingegangen war.
    Sie spielte bereits mit dem wagemutigen Gedanken, hinter die nächste Hütte zu eilen, als Cecily plötzlich vor ihr stand, das Messer in der erhobenen Hand. Die Lippen zu einem Aufschrei des Entsetzens geformt, wirbelte Murie herum und stürmte blindlings in die andere Richtung, weg, nur weg von Cecily und dem blitzenden Messer. Es gelang Murie zwar, aus ihrem Versteck zu fliehen und Kurs auf die schwarz gähnenden Ruinen der Schmiede zu nehmen, doch noch ehe sie dort Unterschlupf fand, hatte Cecily sie erreicht, packte sie an den Haaren und riss sie herum.
    Im Wissen um das todbringende Messert schwenkte Murie ruckartig zur Seite, befreite sich so aus der Umklammerung der Frau und landete bäuchlings auf dem Boden. Kaum hatte sie sich hastig auf den Rücken gedreht, kniete Cecily über ihr, das Gesicht zu einer hässlich grinsenden Fratze verzerrt.
    »Wisst Ihr eigentlich, wie oft ich daran gedacht habe, Euren Kopf in die Waschschüssel zu tauchen, die ich Euch allmorgendlich brachte, und Euch darin zu ertränken?«
    »Ich bin nicht schuld daran, dass du mich an den Königshof begleiten musstest«, wisperte Murie verzweifelt.
    »Das vielleicht nicht, aber wenn Ihr gestorben wäret, hätte ich den Hof wieder verlassen können«, erklärte Cecily.
    »Warum hast du dann nicht versucht, mich zu töten?«, brauste Murie auf. »Es ist aberwitzig – du hattest nicht den Mut, den König zu bitten, dich in Somerdale bei William zurückzulassen, aber für Baxley bist zu bereit zu morden. Vielleicht war dir William nie wirklich gut genug und du warst froh, als Seine königliche Hoheit dich an den Hof befahl. Hofftest du, dort ließe sich eine bessere Wahl treffen? Andere Gentlemen, die dir den Hof machen würden? Ist das nie geschehen, und du willst mich jetzt für dein Ungemach zur Rechenschaft ziehen?«
    »Unverschämtes Weibsstück!« Cecily stürzte sich abermals auf sie, und Murie versuchte verzweifelt, sich im letzten Augenblick zur Seite zu rollen. Doch das war nicht mehr nötig, denn wie aus dem Nichts nahte plötzlich eine Gestalt, stürzte sich auf Cecily und riss sie zu Boden.
    Verwirrt setzte Murie sich auf und blickte sich um.
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