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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur
Autoren: Lynsay Sands
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anheimgefallen sind, verfügen wir über ein wenig Macht und sind in der glücklichen Lage, uns einen besseren Dienstherrn zu suchen. Aber vor zehn Jahren, als der König mich an den Hof befahl, wäre das undenkbar gewesen.«
    »Warum hast du nicht einfach deine Sachen gepackt und bist nach Aldous gegangen, wenn das dein sehnlicher Wunsch war, anstatt deine gesamte Kraft hier in Gaynor darauf zu verwenden, Anschläge zu planen, die auf Leib und Leben meines Gemahls abzielten?«, fragte Murie plötzlich.
    Als Cecily dem Blick auswich und ihrer Herrin eine Antwort schuldig blieb, fiel es Murie wie Schuppen von den Augen. »Weil du die Angst hattest, Baxley verlöre sein Interesse an dir, wenn es dir nicht gelänge, zunächst deine Herrin mit seinem Lord zusammenzubringen.«
    »Schweigt«, zischte Cecily. »Er gehört mir, und ich werde ihn bekommen. Ich habe es verdient, nachdem ich William verlor. Ihr werdet Malculinus ehelichen.«
    »Nein, das werde ich nicht tun«, sagte Murie gefährlich leise. »Ich werde ihn nicht ehelichen, genauso wenig wie ich zulassen werde, dass du meinen Gemahl tötest.«
    »Doch, das werdet Ihr, denn wenn Ihr es nicht tut, seid ihr unnütz, und ich kann Euch ebenso gut hier und jetzt töten.«
    Muries Herz setzte einen Schlag lang aus. Sie begriff, dass es ein Fehler gewesen war, diese Unterredung allein mit ihrer Zofe zu führen. Cecily hatte zehn Jahre lang in ihren Diensten gestanden und doch erkannte sie die Frau nicht wieder. Sie hatte sie nie wirklich gekannt, begriff sie mit einem Mal, denn ihre Zofe hatte nie ihr wahres Gesicht gezeigt. Sie hatte ihre Dienstherrin die ganzen Jahre lang gehasst und sie im Stillen verurteilt, weil sie ihretwegen gezwungenermaßen bei Hofe weilte. Plötzlich keimte ein Verdacht in Murie auf. Ob sich hinter Cecilys Vorhaben, Balan zu töten, womöglich noch andere Beweggründe verbargen? Sie hatte ihren geliebten William verloren, da lag es durchaus nahe, ihrer Dienstherrin einen ebenso schmerzlichen Verlust zuzufügen.
    Murie befand sich in einer höchst misslichen Lage. Sie zermürbte sich den Kopf, wie sich die Wogen am besten glätten ließen, als Cecily plötzlich ein Messer hervorholte und verkündete: »Ich werde Euch auf jeden Fall töten. Ihr wart mir lange genug ein Dorn im Auge, Mylady.«
    Beim Anblick der Waffe weiteten sich Muries Augen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass die Zofe sie mit einem Messer bedrohen würde. Andererseits hatte sie auch nie wirklich glauben mögen, dass diese Frau hinter den Anschlägen steckte, die auf Balans Leben verübt worden waren. Sie hatte die Situation vollkommen falsch eingeschätzt.
    Cecily machte jählings einen Satz nach vorn und stieß mit dem Messer zu. Geistesgegenwärtig sprang Murie zur Seite, dann schlug sie mit dem schweren Korb, den die Zofe für sie mitgebracht hatte, nach ihrer Widersacherin. Sie traf Cecily seitlich am Kopf, und die Frau taumelte zu Boden. Murie zauderte nicht lange und stürmte los. Sie brach durch Bäume und Gesträuch, da es ihr ein zu großes Wagnis schien, den Weg zu nehmen. Sie war die Jüngere und für gewöhnlich flinker als ihre Zofe, allerdings noch von der Kopfverletzung geschwächt, und sie hatte lediglich die Schale Suppe gegessen, die Clement ihr gebracht hatte. Bei einer Verfolgungsjagd auf Leben oder Tod würde sie in ihrer Verfassung gewiss den Kürzeren ziehen. Sie musste ihren Verstand benutzen.
    Murie rannte so schnell sie konnte in die Richtung, in der sie das Schloss vermutete. Als sich das Dunkel des Waldes lichtete und sie erkannte, dass sie nicht in Schlossnähe, sondern am Rande des Dorfes herausgekommen war, zögerte sie nicht lange und lief zu den Hütten. Vom Waldrand aus ist es noch ein gutes Stück Weg zum Schloss , huschte es ihr durch den Kopf, zudem waren die Zuwege unbewacht. Sie traute es Cecily durchaus zu, ihr am Fuße der Zugbrücke aufzulauern, um ihr vor den Augen der Wachen auf den Wehrgängen das Messer in die Brust zu stoßen. Die Zofe hatte den Verstand verloren. Das Dorf war wesentlich näher, und dort fände sie gewiss einen Unterschlupf, einen Ort zum Nachdenken, wie sie es heil zum Schloss schaffen konnte.
    Wenn ich viel Glück habe, entdeckt mich vielleicht einer von den Wachleuten und schickt mir jemanden zu Hilfe, sann sie optimistisch.
    Der Brandgeruch hing schwer in der Luft, als sie sich den niedrigen Bauten näherte. Balan hatte es nicht für nötig erachtet, das Feuer in
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