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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford
Autoren: Julia Justiss
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die Bretter lösen konnte, dann könnte sie das Glas dahinter zerbrechen und vielleicht durch die Öffnung ins Freie klettern.
    Noch einmal schaute sie durch die Lücken zwischen den Brettern auf die Straße hinab. Von dieser Höhe hinunterzuspringen, würde entweder gleich ihren Tod bedeuten oder sie bräche sich zumindest ein Bein. Deshalb brauchte sie ein Seil.
    Clarissa durchsuchte das spärliche Mobiliar nach Dingen, die ihr bei ihrer Flucht nützlich sein konnten.
    Sie lief zu dem Bett, fuhr mit den Fingern unter die Matratze und entdeckte, wie erwartet, ein Gittergeflecht aus Seilen, auf dem die dünne Strohpritsche lag. Rasch zog sie die Matratze beiseite.
    Das Seil schien für ihre Absicht kräftig genug zu sein. Nun musste sie es nur noch vom Bettrahmen losbinden und die einzelnen Stränge zusammenknüpfen.
    Aber womit sollte sie die Bretter vor dem Fenster entfernen?
    Clarissa ging zu dem Tisch, der zwar wackelig war, aber dessen Beine und Platte zu dick waren, um damit die Latten zu lösen. Nun blieben ihr nur noch die Waschschale, der Krug und das Bettzeug.
    Sie nahm die Schale, wickelte sie in das Betttuch und zertrümmerte das Porzellan mit einem kräftigen Schlag. Dann öffnete sie das Laken, suchte aus den Scherben das flache Bodenstück heraus, sprang auf und lief zum Fenster.
    Da ihr vor Aufregung heiß geworden war, rutschte sie mit ihren schwitzenden Fingern immer wieder ab und schnitt sich schließlich in die Hand. Verzweifelt versuchte sie, das Stück Porzellan zwischen die Bretter zu schieben. Es schien zu dick zu sein, und Clarissa befürchtete schon, es niemals zu schaffen; sie verfluchte sich innerlich, nichts mitgenommen zu haben – ein kleines Messer etwa oder eine Nagelschere. Doch plötzlich gelang es ihr, eine Lattenecke zu lösen. Tränen der Verzweiflung liefen ihr über die Wangen, während sich das Blut an ihrer Hand mit Staub vermischte.
    Nach diesem Erfolg ging es leichter. Als sie das erste Brett gelöst hatte, benutzte sie es, um die restlichen Latten wegzustemmen. Danach lief sie zum Bett, machte so schnell wie möglich das Gitternetz los und knüpfte dann die losen Stränge zusammen.
    Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Zwanzig Minuten? Eine Stunde? Sie wusste es nicht. Eines jedoch war ihr klar: Sobald Lord John zurückkehrte, war sie verloren.
    Schnell eilte sie zum Fenster und legte das Seil auf den Boden. Nun brauchte sie nur noch etwas, woran sie es festbinden konnte. Verzweifelt schaute sie sich wieder in der Kammer um. Es blieb ihr nur noch das Bettgestell; aber selbst wenn sie es schaffen würde, es hochzuheben, so passte es doch nicht durch den Fensterrahmen. Eilig zog sie es vor die Öffnung.
    Sie hatte das Gefühl, als ob in ihrem Kopf eine Uhr tickte, um sie an die verrinnenden Minuten zu erinnern. Eilig band sie das Seil fest. Dann holte sie den Krug, der noch auf dem Tisch stand, und schaute durch die schmutzige Fensterscheibe nach unten auf die Straße. Sobald dort genug Trubel herrschte, wollte sie das Fenster mit dem Krug zertrümmern.
    Clarissas Nerven waren zum Zerreißen gespannt. In diesem Moment hörte sie unter sich die verschwommenen Geräusche einer Rauferei. Sie schaute nach unten und sah, dass Leute in der Nähe der Straße, in der sich das Bordell befand, stehen blieben. Sie holte tief Luft und zerschlug die Scheibe.

20. Kapitel
     
    Englemere sah auf das Dienstmädchen im flackernden Licht der Fackeln, die vor dem Hintereingang zum Club befestigt waren. "Bist du die junge Dame, die Miss Beaumont gerettet hat?"
    Sandiford, der bisher mit höflichem Interesse daneben gestanden hatte, zuckte zusammen. "Was hat Clarissa damit zu tun?"
    Er trat auf das Mädchen zu, das verschreckt zurückwich und sich hinter dem Lakaien, der sie hergebracht hatte, verbergen wollte.
    "Bitte, Oberst", bat Alexander und stellte sich zwischen ihn und die zitternde Maddie. "Soll das heißen, dass Miss Beaumont zum Posthaus gefahren ist, wo man dich entführt hat, Maddie?"
    Sandiford fuhr erschreckt auf. "Entführt?" rief er außer sich vor Sorge um Clarissa.
    Englemere trat näher zu Maddie. "Hab keine Angst, mein Kind. Meine Frau ist die beste Freundin deiner Herrin, und diese Herren hier sind ebenfalls ihre Vertrauten. Du musst uns so schnell wie möglich erzählen, was du weißt, damit wir Miss Beaumont zu Hilfe kommen können."
    Maddie schaute zu Leutnant Standish, der ihr aufmunternd zunickte. "Wie ich dem Leutnant bereits erklärte, hatte meine Herrin vor, das
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